Özil-Rücktritt: Jetzt reagiert der DFB

Mesut Özil Ende Mai im DFB-Trainingslager in Italien
 ©dpa / Christian Charisius

Mesut Özil ist aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. In der Kritik steht jetzt auch DFB-Chef Reinhard Grindel - die Türkei stärkt Özil den Rücken.

DFB bedauert Özil-Rücktritt und weist Anschuldigungen zurück

Der Deutsche Fußball-Bund hat den von Mesut Özil erhobenen Vorwurf des Rassismus in einer Stellungnahme am Montag zurückgewiesen. Der DFB bedauerte den Abschied des Mittelfeldspielers aus der Nationalmannschaft.

Die Stellungnahme des DFB in Auszügen:

Der DFB schrieb auf seiner Homepage: “Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat sich heute in einer Telefonkonferenz mit der Rücktrittserklärung von Mesut Özil befasst. 92-mal hat Mesut Özil für die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Er hat eine erfolgreiche Ära mitgeprägt, auf und gerade auch neben dem Platz. Er hatte entscheidenden Anteil daran, dass Deutschland 2014 in Brasilien Weltmeister geworden ist. Deshalb ist und bleibt der DFB Mesut Özil für seine herausragenden Leistungen im Trikot der deutschen Nationalmannschaften sehr dankbar.“ Der DFB schreibt weiter: „Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir aber mit Blick auf seine Repräsentanten, Mitarbeiter, die Vereine, die Leistungen der Millionen Ehrenamtlichen an der Basis in aller Deutlichkeit zurück.“

Die komplette Stellungnahme des DFB lesen Sie hier.

Heftige Reaktionen auf den Rücktritt von Mesut Özil

Berlin - Mesut Özils Rücktritt aus der Nationalelf, seine Rassismus-Vorwürfe gegen den Deutschen Fußball-Bund und seine massive Kritik an Medien und DFB-Sponsoren haben eine hitzige Debatte losgetreten. Nachfolgend einige Reaktionen von Politikern und anderen Personen des öffentlichen Lebens - gleich mehrfach wird der Rücktritt von DFB-Präsident Reinhard Grindel gefordert:

„Es ist ein Alarmzeichen, wenn sich ein großer, deutscher Fußballer wie Mesut Özil in seinem Land wegen Rassismus nicht mehr gewollt und vom DFB nicht repräsentiert fühlt.“

(Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) auf Twitter)

Barley-Tweet

„Gut, dass sich Özil endlich erklärt. Bei allem Verständnis für die famil. Wurzeln, müssen sich Nationalspieler Kritik gefallen lassen, wenn sie sich für Wahlkampfzwecke hergeben. Zugleich darf diese berechtigte Kritik nicht in pauschale Abwertung von Spielern mit MGH (Migrationshintergrund) umschlagen.“

(Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, auf Twitter)

SPD-Vize Schäfer-Gümbel: „Wir akzeptieren Rassismus never ever“

„An alle Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichen Wurzeln: Wir gehören zusammen und wir akzeptieren Rassismus never ever.“

(Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel auf Twitter)

"Niemand vernünftiges will, dass Mesut Özil seine Herkunft verleugnet. Aber zu behaupten, dass ein Foto mit Erdogan - mitten im türkischen Wahlkampf - ohne politische Absichten entstanden sei, ist naiv"

(Der Vorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak, in der „Bild“)

„Wir unterstützen die ehrenhafte Haltung unseres Bruders Mesut Özil von Herzen“

(Der türkische Sportminister Mehmet Kasapoglu auf Twitter)

Video: So reagieren Promis und Politiker auf Özils Rücktritt

Erdogans Sprecher: „Wo ist die Höflichkeit geblieben?“

„Aber stellen Sie sich vor, welchem Druck Herr Mesut in diesem Prozess ausgesetzt war. Wo sind Höflichkeit, Toleranz, Pluralismus geblieben...?!“

(Der Sprecher des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, auf Twitter)

„Der Rücktritt von Özil ist beschämend für das Land und erbärmlich für den DFB. Zurücktreten müssen eigentlich Bierhoff und Grindel, die sich nicht nur hinter Özil verstecken, sondern auch Ressentiments Vorschub geleistet und einen Spieler zum Freiwild gemacht haben.

(Der SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe auf Twitter)

„Grindel hätte gehen sollen, nicht Özil“

„Grindel hätte gehen sollen, nicht Özil.“

(Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour auf Twitter)

„Austritt Mesut Özils aus Nationalmannschaft ist ein Dokument des Scheiterns. (...) Grindel muss auch gehen!“

(Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast auf Twitter)

Künast-Tweet

„Es ist fatal, wenn junge Deutsch-Türken jetzt den Eindruck bekommen, sie hätten keinen Platz in der deutschen Nationalelf. Leistung gibt es nur in Vielfalt, nicht in Einfalt. So sind wir 2014 Weltmeister geworden. Und Frankreich jetzt.“

(Der Grüne-Abgeordnete Cem Özdemir in der „Berliner Zeitung“)

„Du wirst immer ein Gewinner sein, Özil!“

„Danke Mesut Özil für tolle Leistungen beim DFB-Team und Real Madrid! Aber die Erklärung von Dir geht weit über das Ziel hinaus! Aus meiner Sicht hatte die Kritik an dem Foto von #oezil u #guendoğan in den wenigsten Fällen mit Ausländerfeindlichkeit zu tun!“

(Der ehemalige Fußball-Nationaltorhüter und Weltmeister von 1990, Bobo Ilgner, auf Twitter)

Illgner-Tweet

„Egal was sie sagen, Du warst, bist und wirst immer ein Gewinner sein, Özil.“

(Der Schriftsteller und Bestsellerautor Paulo Coelho auf Twitter)

„Es war mir eine Freude, Abi“

Nationalspieler Jérôme Boateng blickt gern auf die Zeit mit Mesut Özil beim DFB-Team zurück. „Es war mir eine Freude, Abi“, schrieb der Abwehrspieler des FC Bayern München am Montag via Twitter und verwendete dabei das türkische Wort für „Bruder“ (Abi). Mit zwei Hashtags erinnerte der 29 Jahre alte Boateng zudem an die Titelgewinne bei der U21-Europameisterschaft 2009 und bei der Weltmeisterschaft 2014, die er gemeinsam mit Özil im Trikot des Deutschen Fußball-Bundes gefeiert hatte. Dazu stellte Boateng ein Foto, auf dem er neben einem lächelnden Özil fröhlich die Zunge herausstreckt.

Tweet

Auch Mercedes beschäftigt sich mit Özil-Rücktritt

Mercedes-Benz hat neutral auf die Anschuldigungen des zurückgetretenen Fußball-Nationalspielers Mesut Özil reagiert und will dessen Äußerungen zunächst prüfen. "Wir werden uns die Vorwürfe von Mesut Özil gegenüber den Medien, dem DFB und den Sponsoren in Ruhe ansehen, bewerten und anschließend entscheiden", schrieb Jörg Howe, Head of Global Communications der Daimler AG, bei Twitter.

Der Automobilkonzern sei "seit über 40 Jahren Partner des DFB und der Nationalmannschaft, in guten wie in schlechten Zeiten", ergänzte Howe.

Özil hatte in seiner Rücktrittserklärung auch Mercedes angegriffen. Der Konzern, bis 2019 wichtigster Sponsor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), habe ihn im Zuge der Erdogan-Affäre aus seiner WM-Kampagne genommen, schrieb Özil.

Zuspruch für Özil auch aus der Türkei

Die türkische Regierung hat mit großer Zustimmung auf den Rücktritt Mesut Özils aus der deutschen Fußballnationalmannschaft reagiert. Özil habe mit seinem Ausstieg ein "wunderschönes Tor gegen das Virus des Faschismus" geschossen, lobte Justizminister Abdulhamit Gül den Mittelfeldspieler des FC Arsenal am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Der türkische Sportminister Mehmet Kasapoglu twitterte ein Foto des lächelnden Özil mit Erdogan und schrieb dazu: "Wir unterstützen aufrichtig die ehrenhafte Haltung, die unser Bruder Özil gezeigt hat."

Auch türkische Presse steht Özil bei - und kritisiert Deutschland

Nach dem Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft hat die türkischen Zeitung „Habertürk“ in einem Kommentar die Ansicht vertreten, Deutschland müsse sich bei dem Fußballer entschuldigen. „Ein Land kann nicht so treulos sein“, schreibt der Sportkommentator des regierungsnahen Blatts, Halil Özer, am Montag.

„In das Land, in dem er (Özil) Fußball spielt, kommt ein Staatsmann seiner ursprünglichen Heimat - der Präsident - und natürlich kann sich Mesut mit ihm fotografieren lassen. Was ist natürlicher als das? Wenn Mesut an diesem Punkt angelangt ist, dann stellt Euch nur den Druck vor, der auf ihn ausgeübt wurde. Nicht Mesut, sondern die Deutschen haben die Politik in den Sport gemischt. Mesut hat getan, was richtig ist. Und ich denke, Deutschland muss sich bei Mesut entschuldigen.“

Sein „Habertürk“-Kollege Serdar Ali Celikler schreibt, das Ziel, Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft zu drängen, sei erreicht worden. Der „rassistische Kopf“, der in Deutschland noch immer im Hintergrund agiere, habe Özil „regelrecht zu dieser Entscheidung gezwungen“.

Journalisten-Verband - Özils Medienschelte unangebracht

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat dem Fußballer Mesut Özil vorgehalten, eine „pauschale Medienschelte“ betrieben zu haben. „Wenn Mesut Özil Rassismus in deutschen Zeitungsredaktionen am Werk sieht, soll er Ross und Reiter nennen“, forderte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall in einer am Montag veröffentlichen Erklärung des Verbandes. „Dann muss darüber diskutiert werden.“

Özil hatte bei seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft beklagt, dass „bestimmte deutsche Zeitungen“ rechte Propaganda betrieben. Sie hätten ihn wegen seiner türkischen Herkunft und nicht wegen sportlicher Leistungen kritisiert. Dazu betonte der DJV-Vorsitzende, es sei richtig, dass die deutschen Medien kritisch hinterfragt hätten, warum sich Özil mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan habe ablichten lassen.

„Anders als Özil behauptet, ist ein gemeinsames Foto mit dem für die Abschaffung der Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei gefürchteten Autokraten politisch“, sagte Überall. „Und natürlich musste das kritische Fragen aufwerfen.“ Wenn einzelne Medien dabei die journalistischen Grundwerte missachtet hätten, sei diese Art der Berichterstattung ein Fall für den Deutschen Presserat.

EX-DFB-Chef Zwanziger sieht "Rückschlag für Integration"

Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger befürchtet durch den Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft weitreichende Folgen für den Fußball und das Land. "Das ist ein schwerer Rückschlag für die Integration", sagte Zwanziger (73) am Montag dem SID.

Özil "war ein großes Vorbild für die jungen Fußballer mit türkischem Migrationshintergrund", ergänzte Zwanziger: "Das Ergebnis ist auch für unser Land nicht gut. All diese Dinge sind ein Rückschritt. Das geht über den Fußball hinaus. Das ist schade."

Didi Hamann bedauert Özil-Rücktritt

Sky Experte Dietmar Hamann hat sein Bedauern über den Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft zum Ausdruck gebracht. "Wir müssen uns schon hinterfragen, wie wir mit unseren Nationalspielern umgehen. Auf einen Spieler, der über 90 Mal unser Land vertreten hat, so einzuprügeln, halte ich für falsch und das hat er nicht verdient", sagte der 59-malige Nationalspieler im exklusiven Interview mit Sky Sport News HD: "Er hatte für die Mannschaft großen Wert. Auch dieses Jahr war er immer der Spieler, der gesucht wurde. Özil wurde die Verantwortung immer zugeschoben."

Trotz Rücktritt: Özil bleibt adidas-Markenbotschafter 

Mesut Özil bleibt nach seinem Rücktritt aus der Fußball-Nationalmannschaft Markenbotschafter des DFB-Ausrüsters adidas. "Wir bedauern, dass Mesut Özil nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft spielen wird. Als Markenbotschafter bleibt er selbstverständlich ein Mitglied der adidas-Familie", sagte adidas-Sprecher Oliver Brüggen. 

Politiker äußern sich zu Özil-Rücktritt

Auch viele Politiker beziehen Stellung zum Rücktritt aus der Nationalmannschaft von Mesut Özil. Lesen sie alle Reaktionen im Ticker.

Gunners freuen sich auf Özils Rückkehr

Der englische Premier-League-Verein FC Arsenal hat sich über die Rückkehr von Mesut Özil nach der WM-Pause gefreut. „Es ist toll, dich wieder bei uns zu haben“, schrieb der Verein am Montag auf Twitter.

Der 29-Jährige ist mit seinem Team am Montag zu einem Gastspiel in Singapur eingetroffen. Dort stehen Begegnungen mit Europa-League-Sieger Atlético Madrid und Frankreichs Meister Paris Saint-Germain auf dem Programm. Der Auftakt gegen Atlético ist am Donnerstagabend (Ortszeit).

Auch Rüdiger bedankt sich für gemeinsame Zeit

Der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger hat sich bei seinem zurückgetretenen Teamkollegen Mesut Özil für die gemeinsame Zeit im DFB-Team bedankt. „Danke an einen der besten Fußballer, mit dem ich je zusammengespielt habe“, schrieb Rüdiger am Montag auf Twitter. „Die Echten werden sich immer an die Freude erinnern, die du uns während deiner Karriere im DFB-Team gebracht hast“, fügte er auf Englisch hinzu.

dpa/fn/sid

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