Der spanische Fußball befindet sich in großen Schwierigkeiten. Zum Missfallen der FIFA und der UEFA hat sich nun die Regierung eingeschaltet. Steht sogar die EM-Teilnahme auf dem Spiel?
Frankfurt – Angefangen hat alles mit einem Mann und einem Kuss: Der mittlerweile entmachtete Präsident des spanischen Fußballverbands (RFEF) Luis Rubiales sorgte für einen Skandal, als er die frisch gebackene Weltmeisterin Jenni Hermoso öffentlich auf den Mund küsste. Außerdem muss er sich aktuell wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht verantworten.
Der Schlamassel setzte sich fort: Recht schnell geriet auch sein Nachfolger Pedro Rocha ins Visier der Behörden – auch ihm wird Korruption vorgeworfen. Rocha hatte das Amt des Präsidenten zunächst interimsweise ausgeführt, seit Freitag (26. April) wählte ihn der Verband zum neuen Präsidenten. Der spanischen Regierung ist das, gelinde ausgedrückt, ein Dorn im Auge.
Spanischer Fußball eilt von Skandal zu Skandal: Regierung setzt Kommission vor EM 2024 ein
Deshalb setzte das Sportministerium eine Aufsichtskommission ein. Vorsitzender: Welt- und Europameistertrainer Vicente del Bosque (73), so etwas wie die unantastbare graue Eminenz des spanischen Fußballs. Das Ziel der Kommission ist offiziell die „Normalisierung“ der Situation im Fußballverband. Sie soll den Ruf des spanischen Fußballs wiederherstellen.
Die Gründung der Kommission rief wiederum die FIFA und die UEFA auf den Plan. Denn: Politische Einmischung in nationale Fußballverbände ist strengstens untersagt. In einer gemeinsamen Erklärung haben der Weltverband und der europäische Kontinentalverband angekündigt, die eingesetzte Kommission genau zu überprüfen.
UEFA beäugt Vorgänge in Spanien kritisch – droht der Ausschluss bei der EM 2024?
Die Sorgen der UEFA sollen dabei größer als die bei der FIFA sein, berichtet die spanische Sportzeitung AS. Chefredakteur Aritz Gabilondo sagte beim Radiosender CadenaSer: „Die UEFA geht davon aus, dass diese staatliche Einmischung Folgen haben kann. Und die Europäer betonen, dass nicht unbedingt die FIFA Sanktionen verhängen muss, sondern auch sie dazu die Befugnis hätten: etwa, indem sie Spanien von der Teilnahme europäischer Wettbewerbe ausschließen – so, wie die UEFA das vor einigen Jahren mit Russland gemacht hat, lange bevor die FIFA dann Russland suspendierte.“
Droht Spanien also der Ausschluss von der Fußball-EM? Drastische Sanktionen wie diese sind nicht auszuschließen, sollten UEFA und FIFA zum Schluss kommen, dass der spanische Staat tatsächlich regelwidrig ins Fußballgeschäft eingreift. Dass die FIFA bei politischer Einflussnahme auf den Fußball nicht zimperlich ist, zeigen Beispiele aus Pakistan, Peru oder Guatemala.
Die internationalen Verbände haben dem spanischen Fußballverband eine Frist bis Freitag (3. Mai) eingeräumt, um fünf offene Fragen zur Kommission zu beantworten. Dann wollen sie über mögliche Sanktionen entscheiden. (epp)
