Ärger für Weltstar Messi: „Hongkong hasst ihn – und er verdient es“

Auf der Ersatzbank: Lionel Messi in Hongkong.
 ©Alan Siu Mui Lun/Imago

In Hongkong saß er auf der Ersatzbank, in Japan stand er wenig später auf dem Platz: China ist wütend auf Lionel Messi – mit Konsequenzen für Argentiniens Nationalmannschaft.

Die Enttäuschung war groß in Hongkong: Anfang des Monats verbrachte Lionel Messi ein Gastspiel seiner Mannschaft Inter Miami auf der Ersatzbank statt auf dem Platz. Die meisten Fans waren vor allem wegen des populären Fußballers ins Stadion gekommen, sie hatten zwischen umgerechnet 105 und 580 Euro für ihre Karten gezahlt. Messi aber kam wegen einer angeblichen Muskelverletzung im Freundschaftsspiel gegen den Club Hong Kong XI gar nicht zum Einsatz, sondern saß sichtlich lustlos am Spielfeldrand. Nach dem Spiel verschwand er grußlos in der Kabine.

Nur drei Tage später allerdings schien der Argentinier plötzlich wieder genesen: In Tokio lief der 36-Jährige vor rund 28.000 Fans im Nationalstadion für immerhin gut 30 Minuten auf – ausgerechnet in Japan also, jenem Land, das aufgrund massiver Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs in China noch immer weitgehend verhasst ist. Und so wurde aus Enttäuschung blanke Wut. Vor allem in den sozialen Medien entlud sich der Zorn auf Messi, mehr als eine Woche nach dem Hongkong-Match trendet das Thema noch immer im Netzwerk Weibo. „Wie kann er uns das antun?“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer fordert Messi auf, sich „nie wieder in China blicken zu lassen“.

„Hongkong hasst Messi – und er verdient es“

Deutliche Worte fand auch die South China Morning Post, eine englischsprachige Zeitung aus Hongkong. „Hongkong hasst Messi – und er verdient es“, überschrieb das Blatt einen Kommentar. Der Argentinier „saß die ganze Zeit auf der Bank, ganz bockig in Rosa wie ein unglücklicher Flamingo – wir hätten genauso gut eine schmollende kleine Ballerina in einem Tutu sehen können, die einen kindischen Schmollanfall hat“, wetterte die Zeitung.

Auch die staatlich kontrollierten chinesischen Medien griffen das Thema auf, etwa die Global Times. Die Enttäuschung der Hongkonger Fans sei verständlich, heißt es in einem Kommentar. „Die Auswirkungen dieses Vorfalls gehen weit über den Bereich des Sports hinaus.“ Das nationalistische Blatt lieferte auch gleich eine mögliche Erklärung für das Verhalten von Messi und seinem Club: Hongkong habe mit dem von der Regierung geförderten Match „die Wirtschaft ankurbeln“ wollen; „externe Kräfte“ aber wollten die Stadt „durch diesen Vorfall absichtlich in Verlegenheit bringen“. Seit der Niederschlagung der Demokratiebewegung in der ehemaligen britischen Kronkolonie steht die Regierung von Hongkong international massiv in der Kritik; Investoren ziehen sich zurück, erste Firmen verlagern ihre Geschäfte nach Singapur oder Seoul.

Noch eine weitere Theorie macht in China derzeit die Runde: Dass Messi missmutig auf der Ersatzbank saß, habe mit der Politik des neuen argentinischen Präsidenten zu tun, erzählt man sich. Im November wurde in dem südamerikanischen Land Javier Milei ins Amt gewählt, der ankündigte, auf Distanz zu China zu gehen; bereits kurz nach Amtsantritt sagte Milei den Beitritt seines Landes zur von China dominierten Brics-Gruppe ab.

China sagt zwei Argentinien-Spiele ab

Messi war bislang ein absoluter Fan-Liebling in China, einem örtlichen Medienbericht zufolge hat er das Land insgesamt achtmal besucht. Schlagzeilen machte im Juni ein Vorfall in Peking, als ein junger Fan im Messi-Trikot während eines Freundschaftsspiels zwischen Argentinien und Australien den Platz stürmte und den Fußballer umarmte – die Szenen gingen im ganzen Land viral.

Nach dem missglückten Auftritt in Hongkong wandte sich Messi über Weibo an seine Fans und entschuldigte sich, dass er wegen der Verletzung nicht habe spielen können. „Ich freue mich, so bald wie möglich nach China zurückzukehren, um die Freude am Fußball mit euch zu teilen“, schrieb Messi seinen Anhängern. Doch wie es aussieht, dürfte aus diesen Plänen zumindest in naher Zukunft nichts werden. „Aus Gründen, die jeder kennt“, wurden zwei für März angesetzte Spiele der argentinischen Nationalmannschaft in der Hauptstadt Peking und der Ostküstenmetropole Hangzhou abgesagt.

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