Bundesliga-Restart: Söder lobt „gelungenes Experiment“ - nur ein Verein sorgt für Missstimmung

Der Bundesliga-Restart ist gemacht! Dafür gibt es auch von Markus Söder viel Lob. Doch das Verhalten eines Klubs ärgert den CSU-Chef - und nicht nur ihn.

  • Die Bundesliga ist zurück - in der Corona-Krise wurde der erste Geisterspieltag ausgetragen.
  • Dabei lief beinahe alles reibungslos, was auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder lobt.
  • Ein Verein sorgt jedoch für Missstimmung in der Experten-Runde des „Doppelpass“.

München - Wochenlang diskutierten die Experten im längst zum Kult gewordenen „Sport1“-Talk „Doppelpass“ fast ausschließlich im Konjunktiv. Wann könnte die Bundesliga* wieder einsteigen? Wie müsste das Sicherheitskonzept für den Restart aussehen? Wäre Profifußball ohne Fans überhaupt tragbar?

Nun rollt der Ball also wieder. Und die „Doppelpass“-Runde um Moderator Thomas Helmer durfte den ersten Geisterspieltag der Ligageschichte gut gelaunt sezieren. Zu Gast waren neben den Ex-Nationalspielern Roman Weidenfeller und Dennis Aogo, sowie Sport1-Experte Marcel Reif und Sport1-Chefredakteur Pit Gottschalk auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern*.

„Doppelpass“ zum Geisterspieltag: Söder hält Experiment für gelungen

Der CSU-Chef fand vor allem lobende Worte für den Auftakt in Corona-Zeiten: „Unter dem Strich ist das Experiment gelungen. Das war wieder ein Signal, dass wir es können.“ Allerdings stehe das Unternehmen Woche für Woche auf Bewährung, denn es könne jederzeit einen Rückfall bei den Infektionszahlen geben. Entsprechend besteht die Gefahr, dass das Fußball-Kartenhaus schnell zusammenbrechen könnte.

Erste Rückschläge haben sich bereits offenbart. Schließlich wurde Zweitligist Dynamo Dresden wegen zweier positiver Fälle in der Mannschaft bereits für 14 Tage in Quarantäne geschickt. Auf die Frage, ob weitere erzwungene Trainingsaussetzungen bei Klubs einen Saisonabbruch zur Folge haben könnte, antwortete Söder: „Ich befürchte, dass das dann so sein muss.“

„Doppelpass“ zum Geisterspieltag: Aogo sieht „Wettbewerbsverzerrung“ durch Quarantäne

Der aktuell vereinslose Aogo brachte dabei einen immensen Nachteil für Teams wie das der Dresdner ins Spiel: „Das ist ein Stück weit eine Wettbewerbsverzerrung, auch wenn niemand etwas dafür kann.“ Da hielt sich das Mitleid von Söder jedoch in Grenzen: „Wenn sich jeder daran hält, kann das eigentlich nicht entstehen. Wenn Infektionen doch kommen, dann hat irgendwas nicht funktioniert.“ Entsprechend seien betroffene Mannschaften „im Grunde auch selbst schuld“.

Zudem will Söder - von Sport1 als „Bewährungshelfer“ der Bundesliga betitelt -  bei weiteren Lockerungen kein Risiko eingehen. „Mit Corona kann man keinen Deal machen. Es ist vernünftiger und klüger, Schritt für Schritt zu gehen. Man sollte nicht übertreiben, wir haben gerade mal einen Spieltag absolviert“, reagierte der 53-Jährige auf die Nachfrage Gottschalks, wie die Chancen auf die Stadionrückkehr der Fans im Herbst stünden.

„Doppelpass“ zum Geisterspieltag: Verstimmung wegen Herthas innigen Jubelszenen

Für Verstimmung in der Runde, die Söder wegen Terminen nach anderthalb Stunden verlassen musste, sorgte allerdings der innige Torjubel bei allen drei Treffern von Hertha BSC beim 3:0 bei 1899 Hoffenheim. „Der Fußball darf ein bisschen Vertrauensvorschuss zurückzahlen“, betonte Reif, der die Reaktion von Berlins Trainer Bruno Labbadia samt Verweis auf die freigesetzten Emotionen als „falsches Signal“ abbügelte.

Unterstützung erfuhren die Herthaner zwar von Aogo, der hinterfragte: „Warum testet man so viel, geht 90 Minuten in Zweikämpfe und darf dann nicht gemeinsam jubeln?“ Dieses Argument zog bei Söder aber ganz und gar nicht: „Alle halten sich an die Empfehlung, nur der eine Verein wieder nicht.“

„Doppelpass zum Geisterspieltag“: Kalou-Video für Söder eine „Verhöhnung“

Ein Seitenhieb in Bezug auf Salomon Kalous Insta-Video aus dem Hertha-Innenleben, das quer durch die Gesellschaft für Aufregung gesorgt hatte. In dem Clip sah der bekennende Fan des 1. FC Nürnberg eine „Verhöhnung des Ganzen“ und lobte die Suspendierung des Ivorers durch die Hertha.

In diesem Zusammenhang stellte der CSU-Chef zum Liga-Neustart auch fest: „Es war Spitz auf Knopf, dass es weitergehen konnte.“ Es sei kontrovers diskutiert worden unter den Ministerpräsidenten. Deshalb könne es nun sein, dass kurzfristig an den Regeln zum Torjubel geschraubt werde. „Die Liga wird noch nachschärfen, um das klarer zu machen“, zeigte sich Söder sicher: „Die Liga wird aus der Empfehlung eine klare Empfehlung machen.“ Womöglich ja auf politischen Druck.

„Doppelpass“ zum Geisterspieltag: Söder mahnt „Vorbildwirkung“ des Fußballs an

Dabei hätte sich der bayerische Landesvater grundsätzlich mehr Eigeninitiative von Profis oder dem Trainer-Team gewünscht: „Fußball hat eine Vorbildwirkung, spätestens beim zweiten Tor hätte man anders reagieren können, oder beim dritten.“ Für Söder sind derlei Fehltritte jedoch auch „Geburtswehen“.

Mehr Verständnis zeigte nicht nur der vierfache Vater für Augsburgs Trainer Heiko Herrlich, der sein Team wegen eines Ausflugs in einen Supermarkt während der Quarantäne am Wochenende nicht betreuen durfte. „Er hat die Konsequenzen gezogen, das hat eine Wirkung. Man sollte es nicht so hochhängen, dass man ihn ewig verteufelt“, bat Söder um Nachsicht.

Auch Reif, der von „Realsatire“ sprach, lobte die Ehrlichkeit des Ex-Profis, der auf einer Pressekonferenz ausführlich Auskunft über seinen Einkauf gebeben hatte. Für Gottschalk zählt die Ehrlichkeit Herrlichs: „Das ist so ein aufrichtiger Kerl. Ich würde mich für ihn verbürgen.“

„Doppelpass“ zum Geisterspieltag: Söder neckt Bayern wegen Haaland

Die klassischen Sportthemen kamen in dieser „Doppelpass“-Ausgabe aber auch nicht zu kurz. So lobte Söder den Dortmunder Jungstar Erling Haaland und neckte den FC Bayern: „Es hat mich gewundert, dass Bayern den nicht entdeckt hat. Hätte ihnen auch gutgetan.“

Für die Meisterschaft drückt er dem Rekordchampion aber die Daumen - nicht nur als Bayerns Ministerpräsident, sondern auch als Club-Fan: „Vize-Rekordmeister ist der 1. FC Nürnberg immer noch. Dieses kleine Miniprivileg des Vize-Rekordmeisters liegt mir noch sehr am Herzen.“ Die Franken haben mit neun Titeln einen mehr auf dem Konto als der BVB.

Bayern-Boss Hainer gestand jedoch, mit der aktuellen Tabellensituation - die Dortmunder sind auf Tuchfühlung - ganz gut leben zu können: „Wir lieben das, wenn es einen Zweikampf um die Meisterschaft gibt.“ Natürlich mit besserem Ende für den Spitzenreiter - da sind sich zumindest der Politiker und der Unternehmer einig.

Bein Restart kam es zu einer kleinen Panne bei „Sky“ - im Mittelpunkt stand Dortmunds Haaland. In anderen Ländern werden die Pläne für Neustarts ebenfalls vorangetrieben. Derweil hat sich ein ehemaliger Schalker mit dem Coronavirus infiziert.

Wir zeigen Ihnen das komplette Restprogramm* im Überblick. Außerdem finden Sie bei uns Übersichten zu allen Stadien* der Erstligisten und zu allen Titelträgern*. Und welche Geisterspiele* es schon vor Corona-Zeiten gab, erfahren Sie ebenfalls bei uns.

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