Bayern-Fans: „Tuchel ist nicht der Hauptschuldige“

Die Niederlagenserie war zu viel: Bayern-Trainer Thomas Tuchel muss im Sommer gehen. Doch einige Fans sagen in der tz: Er trägt nicht die Hauptschuld.

München – Der FC Bayern hat inzwischen bekannt gegeben, sich von Thomas Tuchel im Sommer zu trennen. Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal, Hinrunden-Pleite im Achtelfinale der Champions League bei Lazio Rom (0:1), acht Punkte Rückstand auf Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen – offenbar zu viel für die Bosse.

Dem FC Bayern droht die erste titellose Saison seit 2012. Die tz fragte vor dem Bundesliga-Topspiel am Samstag gegen RB Leipzig bei den Fans des deutschen Rekordmeisters nach: Wie sehen sie die Amtszeit von Tuchel?

FC Bayern-Fans über Tuchel: „Essenziell, Verantwortlichkeiten fair zu verteilen“

Alexander Grundler (Rollwagerl 93): „Fußball ist ein dynamisches Geschäft, in dem der Trainer oft als Erster für Misserfolge verantwortlich gemacht wird. Doch diese Perspektive greift aus meiner Sicht zu kurz. Innerhalb der letzten neun Jahre haben wir fünf Trainerwechsel erlebt, was auf tiefgreifendere Probleme innerhalb des Vereins hinweist – seien es strukturelle Schwächen, zwischenmenschliche Konflikte oder andere Herausforderungen. Es ist an der Zeit, dass wir über den Tellerrand hinausblicken und eine umfassende Analyse vornehmen, statt vorschnellen Entscheidungen zu folgen. Ein strukturiertes, klares Handeln sollte im Vordergrund stehen. Statt in operativer Hektik nach schnellen Lösungen zu suchen, plädiere ich dafür, die aktuelle Saison als Chance zur Neubewertung zu nutzen. Wir müssen alle Aspekte des Vereinslebens hinterfragen und mögliche Verbesserungen der Situation identifizieren. Dabei dürfen wir die Rolle der Spieler nicht außer Acht lassen. Es ist essenziell, Verantwortlichkeiten fair zu verteilen und nicht den Trainer als Sündenbock zu präsentieren.“

Gerhard Stadler (Floss 1988): „Die Krise wird zwar nicht alleine am Trainer liegen. Aber Tuchel macht schon gewaltige Fehler. Die Interviews nach dem Spiel sind beispielsweise schon fragwürdig. Von einem Trainer verlangt man, dass er die Spieler besser macht. Das kann man ihm nicht gerade bescheinigen. Hinzu kommen individuelle, stümperhafte Fehler, die Bayern momentan auf die Verliererstraße bringen. Der Kader muss es doch hergeben, überall um Titel mitzuspielen. Stattdessen werden die Leistungen Woche für Woche katastrophaler. Die Spieler werden verunsicherter. Die Bosse wollen keinen Schnellschuss wie bei der Entlassung von Nagelsmann machen. Alle sind schuld an der Situation. Nicht nur Tuchel, obwohl er einen großen Anteil hat. Wenn man wochenlang nur von einer Holding Six spricht und eigenen Spielern diese Qualitäten abspricht, wie sollen die dann selbstbewusst sein?! Er kann nicht einfach fünf Spieler von der Insel holen und behaupten, die sind besser als die, die er hat. Das Schlimmste war aber in Leverkusen: Es war das wichtigste Spiel und Tuchel wählt eine Aufstellung, die zeigt, dass er meint, der Gegner wäre besser als Bayern. Das entspricht nicht der DNA des Clubs. Ich glaube nicht, dass Tuchel der Richtige ist. Leverkusen war für mich ein Totschlag.“

Tuchel-Entlassung der richtige Weg? Fans sehen „Mangel an Alternativen“

Matthias Haser (Fanclub Kasing): „Meine Überzeugung ist immer noch: Der große Fehler ist letztes Jahr im März passiert, als man Nagelsmann entlassen hat. Die Miesere, die wir jetzt haben, zieht seitdem ihre Kreise. Ich bin mir fast sicher, dass die Bosse gerne einen anderen Trainer als Tuchel hätten. Aber dass bislang noch nichts passiert ist, hat auch den Grund, dass Bayern keine Trainer-Vernichtungsmaschine werden soll. Und der zweite Grund ist: Es mangelt an Alternativen. Es gibt nichts. Flick ist in der Situation auch nicht der Richtige, glaube ich. Diese komische Idee, Thomas Müller zum Spielertrainer zu machen, ist für mich auch keine Alternative. Die Bosse werden daher mit aller Gewalt noch die nächsten ein, zwei Wochen an Tuchel festhalten und müssen hoffen, dass Mannschaft und Trainer noch irgendwie das Ruder rumreißen. Im Sommer wird man sich in die Augen schauen und entscheiden, was Sinn macht.“

Robert Kailer (13 Höslwanger): „Momentan läuft fast nichts für den FC Bayern München. Dies hat sicher vielfältige Gründe. Das alles dem Trainer anzulasten, finde ich nicht in Ordnung. Der Trainer steht nicht auf dem Platz! Die Spieler können momentan beste Chancen nicht in Tore verwandeln. Da kann kein Trainer auf der Welt was dafür. Dann sind Nebenkriegsschauplätze, die dem Spiel und dem Fußball generell schaden. Ob unseriöse Pressemitteilungen, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden, oder die Tennisballaktionen, die für mich nichts auf dem Fußballplatz zu suchen haben. Ich freue mich grundsätzlich auf jedes Fußballspiel. Doch wenn ein kleiner Teil hier eine Plattform findet, das Spiel und den Ablauf zu stören, fehlt mir das Verständnis. Die Protestaktionen sollen vor den Vereinsheimen der Bundesligavereine stattfinden. Da kann ein Trainer nichts dafür. Es wurden sicher Fehler gemacht. Doch jetzt müssen alle im Verein zusammenstehen.“

Krise beim FC Bayern: Fans fordern „Umbruch“ spätestens nach Saison-Ende

Thomas Hasler (Fanclub Ilmendorf): „Wir sind genau wieder an dem Punkt, wie vor einem Jahr. Aber damals ist der letzte Trainer – Nagelsmann – zum Zeitpunkt seiner Entlassung im März bei Weitem besser dagestanden als Tuchel jetzt. Es liegt allerdings nicht nur an ihm, sondern auch an der Kaderbreite, finde ich. Auch mit einem neuen Trainer würde sich aus meiner Sicht nichts mehr ändern. Man ist ja quasi in keinem nationalen Wettbewerb nicht mehr im Rennen. Außer Leverkusen stellt sich im Saisonfinale doch noch so blöd an, wie Dortmund letztes Jahr, als der FC Bayern am letzten Spieltag noch in letzter Sekunde irgendwie Meister wurde. Und natürlich hoffe ich, dass der Club in der Champions League noch weiterkommt. Entweder man holt jetzt noch einen Interimstrainer bis zum Sommer oder man behält gleich Tuchel bis zum Ende der Saison. Aber danach muss aus meiner Sicht ein erneuter Umbruch der Mannschaft her.“ (Philipp Kessler, Manuel Bonke)

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