Betreuerin Astrid Carlsson verlässt den Jugendtreff - "Förderverein kümmert sich nicht"

"Da hat man einfach keine Motivation mehr, weiterzumachen"

(az). Vor einigen Jahren entschieden sich die Bürgervertreter der Wiestegemeinde, einen Jugendtreff einzurichten. Eine gute Sache für viele Jugendliche, die das Angebot seither regelmäßig nutzen. Leider entwickelt sich das so positiv begonnene Projekt immer mehr in die falsche Richtung: Innerhalb eines Jahres mussten drei neue Betreuer eingestellt werden. Die Neubesetzung stellte sich jedesmal als großes Problem dar. Treu geblieben sind dem Jugendzentrum bisher lediglich der pädagogische Leiter Stephan Volkmer und Betreuerin Astrid Carlsson. Die schmeißt jetzt jedoch auch das Handtuch und gibt dem Vorstand des Fördervereins Jugendtreff die Schuld daran.

"Sehr viele Dinge sind falsch gelaufen", berichtet die Scheeßelerin, die sich montags und mittwochs zu den dreistündigen Öffnungszeiten um die Jugendlichen kümmerte und heute ihren letzten Arbeitstag hat. So wirke der Vorstand um Vorsitzenden Paul Bockhorst kontraproduktiv auf die Situation des Jugendtreffs ein. "Wir werden über viele Dinge gar nicht informiert." Zum Beispiel gebe es seit einiger Zeit keinen Internetanschluss mehr und nach einem Blitzeinschlag funktionierte das Telefon einige Zeit lang nicht. "Wenn einmal etwas passiert, habe ich nicht einmal die Möglichkeit, schnell Hilfe zu holen", erzählt Carlsson sichtlich verbittert. Auch werde sehr selten Geld für besondere Aktionen genehmigt. "In diesem Jahr haben wir noch keinen Pfennig bekommen." Und das, obwohl die Gemeinde den Treff mit 2.500 Euro unterstützt. Die letzte große Veranstaltung, eine Faschingsparty im Februar, zahlten die Jugendlichen quasi selbst - mit den Einnahmen aus den Getränkeverkäufen. Gleichzeitig müssen die Betreuer oft auf ihre Honorare warten. Auch wenn es um Terminabsprachen mit den Verantwortlichen ginge, seien diese gänzlich unzuverlässig. "Da hat man einfach keine Motivation mehr, weiterzumachen", gibt die Betreuerin unmissverständlich zu verstehen. Am schwersten wiegt jedoch, dass die vielen Ideen, die gemeinsam mit den Jugendlichen gesammelt werden, nicht umgesetzt werden können, "weil einfach keine Unterstützung vom Förderverein kommt". Das vergraulte viele junge Leute, die sich einst regelmäßig in den Räumen in der Alten Dorfstraße aufhielten. So geht es auch Malte Blättermann, Yasar Mansoor Ahmed und Vedat Bezek. Die aus Sottrum und Hassendorf stammenden Jungen beklagen nicht nur die viel zu kurzen Öffnungszeiten. "Es kommt einfach nichts zustande", findet Malte. Die Planungen, die sie für Projekte machten, mussten immer wieder verworfen werden. So wollten die Jugendlichen gemeinsam ein Podest bauen und der Förderverein dafür Holz liefern. "Bis heute sind keine Materialien angekommen", sagt Carlsson. Stattdessen scheine der Verein hauptsächlich daran interessiert zu sein, dass nach jedem Öffnungstag alles ordentlich zurückgelassen wird. "Sie erwarten nur, dass wir saubermachen", beschwert sich Vedat. Dabei sei es doch Sinn und Zweck, etwas von den Betreuern zu lernen und die Zeit sinnvoll zu verbringen. Zumal der Treff nur dreimal die Woche für drei Stunden geöffnet ist. "Davon geht jedes Mal eine halbe Stunde fürs Saubermachen drauf, wobei die Jugendlichen im übrigen immer mithelfen", erklärt Astrid Carlsson. Immer wieder werde zusätzliche Zeit außerhalb der bezahlten Stunden investiert. Stephan Volkmer, der das Jugendzentrum seit fünf Jahren begleitet, sieht für die vielen geleisteten Stunden und Fahrtkosten als ehrenamtlicher Mitarbeiter keinen Pfennig. Bei all den Problemen scheint ein Trägerwechsel mehr als sinnvoll, wie die Betreuer finden. Die gemeinnützige Gesellschaft für soziale Hilfen in Norddeutschland (GSHN) hat bereits angekündigt, die Trägerschaft übernehmen zu wollen. Das würde nicht nur in Hinblick auf das Fachpersonal, das sich dann um die Betreuung kümmern würde, Vorteile bringen. Stephan Volkmer könnte die Leitung des Jugendzentrums dann wieder - als Mitarbeiter der GSHN, für die er bereits seit vier Jahren tätig ist - übernehmen. Außerdem könnten viele Projektmöglichkeiten geschaffen und die Öffnungszeiten sogar noch erweitert werden. Die Sottrumer Ratsherren berieten über die Neuvergabe der Trägerschaft bereits im Ausschuss, äußerten jedoch Bedenken, dass nicht alles vorhandene Geld auch wirklich in die Jugendarbeit wandere. Die Sorgen kann Volkmer ohne weiteres aus dem Weg räumen: "Wir sind ein anerkannter gemeinnütziger Träger der Jugendhilfe und dürfen gar keinen Gewinn machen", versucht er den Politikern klarzumachen. Ein endgültiger Ratsbeschluss soll im August gefasst werden. Die Jugendlichen hoffen jetzt, dass die Entscheidung gegen den Förderverein fällt. Ansonsten könnte der Treff vorerst nur noch freitags geöffnet werden, wenn der vor zwei Monaten neu eingestellte Betreuer Frank Mix, für den die neue Situation auch nicht einfach zu meistern ist, sich um die Jugendlichen kümmert. Astrid Carlssons Stunden müssten von einem neuen Betreuer besetzt werden, der nicht ganz einfach zu finden ist. Die größte Sorge der Jugendlichen formuliert Vedat Bezek: "Wenn der Treff komplett geschlossen wird, was machen wir dann?"

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