Wümme 5139: "Bitte folgen"

VON ANDREA HILLMANN. Nasskaltes Winterwetter lässt Christoph Steinke und Jörg Paaschburg frösteln, als sie aus dem warmen Mercedes steigen. Für eine Kontrolle während ihrer Nachtschicht haben die 40-jährigen Polizisten einen Lkw auf einen Parkplatz geleitet.

"Guten Abend. Ihre Papiere und die Schaublätter, bitte", spricht Paaschburg den Fahrer freundlich an. Während sein Kollege den Lastkraftwagen von außen inspiziert. "Die Ladung muss richtig gesichert sein und darf nicht verrutschen", erklärt Steinke während er mit einer Taschenlampe auf die Ladefläche leuchtet. Alles in Ordnung. Reifen und Bremsen machen einen guten Eindruck. Weniger zufriedenstellend sind die Papiere. Der Fahrer hat lediglich ein Schaublatt für den Fahrtenschreiber dabei, sodass die Pauseneinhaltung nicht ausreichend kontrolliert werden kann. "Die Blätter der ganzen Woche müssen mitgeführt werden", wird dem Fahrer erklärt. Das Resultat: Eine Anzeige an das Gewerbeaufsichtsamt. Sollte die Spedition häufiger auffällig geworden sein, kontrolliert das Amt den Betrieb vor Ort. Das Autobahnkommissariat Sittensen betreut den Streckenabschnitt zwischen Rhade und Posthausen. Das sind 110 Kilometer, mit sechs Raststätten, zwei Autohöfen sowie zehn Parkplätzen. In dieser Nacht haben Polizeioberkommissar Steinke aus Hetzwege und Polizeikommissar Paaschburg aus Hollenstedt im Streifenwagen "Wümme 5139" Dienst. Der Hetzweger ist bereits seit 22 Jahren bei der Polizei. Die unregelmäßigen Arbeitszeiten im Schichtdienst machen ihm keine Probleme. "Ich habe meinen eigenen Lebensrhythmus und halte Mittagsschlaf", erklärt er. Trotz seiner 21 Dienstjahre fallen Paaschburg, der von seinen Kollegen Molly genannt wird, die Nachtschichten nicht ganz so leicht. Wieder auf der Bahn fädelt Wümme 5139 sich vor einem holländischen Lkw ein. Das Display mit der Meldung: "Bitte folgen" leuchtet auf. Die Überprüfung auf dem nächsten Rastplatz ergibt keinen Grund zu Beanstandungen. Sicherlich könnten die Beamten die grelle Festtagsbeleuchtung im Fahrerhaus bemängeln, denn auf deutschen Straßen sind lediglich weiße und gelbe Lichter erlaubt. "Holländer sind in diesen Dingen etwas lockerer. Im Prinzip ist der Lkw auch Wohnraum für die Fahrer. Daher ist es durchaus zu verstehen, dass sie diesen nach ihrem Geschmack gestalten", findet Paaschburg. Beide sind sich einig: LKW-Fahrer sind überwiegend freundlich und umgänglich. Der nächste Lastwagen wird überprüft. Er kommt aus Spanien. Mit "Händen und Füßen" und unter Zuhilfenahme eines eigens angefertigten Ordners mit Übersetzungen, gelingt auch diese Kontrolle. "Was heißt 13?", fragt der Hollenstedter Beamte und wischt sich die Regentropfen aus dem Gesicht. Steinke, der im PKW die Daten kontrolliert, schaut in das selbstgemachte Wörterbuch mit den wichtigsten Autobahn-Vokabeln in türkisch, ungarisch, spanisch, polnisch, bulgarisch und kroatisch. "Trece", antwortet er. Weiter geht es über die Bahn. Alle Raststätten, Parkplätze und Autohöfe werden angefahren. An einem der Rasthäuser reden die Beamten mit einer Angestellten. Man kennt sich. Kontaktpflege ist sehr wichtig. "Die Leute sind dankbar, dass wir präsent sind und wir sind froh, wenn wir Hinweise erhalten", erklären die Polizisten. Diese Nacht ist verhältnismäßig ruhig. Monoton klatscht der Regen an die Windschutzscheiben und der Polizeifunk dudelt im Hintergrund. Es ist bereits weit nach Mitternacht und der Magen verlangt nach etwas Essbarem. Ein Schnellrestaurant wird angesteuert. Mit den notwendigen Kalorien an Bord geht es zur Wache. Denn: Essen und Berichte schreiben kann gleichzeitig erledigt werden. Zwei weitere Kollegen, Karl-Heinz Greve und Volker Hollmann sind ebenfalls dort. In dieser Nacht ist Greve für das Telefon und die Überwachungsmonitore verantwortlich. Das Schönste an seiner Arbeit ist: "Der Umgang mit den vielen verschiedenen Menschen." Hollmann sitzt am PC auf dem die Verkehrsbeeinflussungsanlage angezeigt wird. Über große LCD-Tafeln erhalten die Autofahrer Informationen. Stauwarnungen, Geschwindigkeitsbegrenzungen bei hoher Verkehrsbelastung oder ungünstigen Witterungseinflüssen werden angezeigt. "Dieses System arbeitet bereits von Bremen bis nach Posthausen. Die Gesamtstrecke Hamburg - Bremen befindet sich im Aufbau", so Hollmann. "Diese Nachtschicht ist sehr ruhig", resümiert Paaschburg. Seine Kollegen stimmen ihm zu. Unfälle, die durch Glatteis, Sekundenschlaf, Kollisionen in Baustellen, oder Raserei verursacht werden, blieben aus. Auch verlorene Frachtstücke, die von der Fahrbahn entfernt werden müssen, sind den Beamter erspart geblieben. Die Vorzüge des Polizeidienstes werden diskutiert. Warum gerade Dienst bei der Autobahnpolizei? "Die Arbeit ist interessant, sehr abwechslungsreich und auf Fortbildung wird großen Wert gelegt. Wenn die Grundpflichten erfüllt sind, kann der weitere Dienst frei gestalten werden. Zum Beispiel die Überwachung von Gefahren- und Tiertransporten", so Steinke. Jörg Paaschburg, der bereits im Alter von sechs Jahren wusste, dass er Polizist werden wollte, ergänzt: "Interessant sind die vielen verschiedenen Menschen, mit denen man zu tun hat." Ein Notruf erreicht das Kommissariat: Auf der A 1 bei Heidenau ist ein BMW in die Leitplanken gefahren. Die beiden Insassen sind nicht verletzt. Die Unfallstelle ist bereits gut abgesichert, als Minuten später die Polizisten eintreffen. Die Formalitäten werden erledigt und der Abschleppdienst informiert. Da die Unfallursache ein geplatzter Reifen ist, sind weder Buß- noch Verwarngeld fällig. Das nass-kalte Wetter macht den Beamten zu schaffen. Sie frösteln und sind müde. Gleich tritt die Frühschicht ihren Dienst an Bild groß: Polizeikommissar Jörg Paaschburg kontrolliert die Schaubilder eines Fahrtenschreibers Bild klein: Polizeioberkommissar Christoph Steinke überprüft, ob die Ladung ausreichend gesichert ist Foto: Hillmann

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