Top-Zustand, modernes Konzept: Bundeswehr übernimmt Kaserne in Seedorf

3.800 Deutsche für 2.300 Holländer

(rm). Glücksfall für Zeven und umzu: Der Abzug der 2.300 Niederländer aus der Kaserne in Seedorf wird mehr als ausgeglichen. Denn künftig nutzt die Bundeswehr die Liegenschaft - mit mehr als 3.800 Leuten, davon etwa 200 zivile. Das wird die Kaufkraft in der Region erhalten und einen Verfall etwa von Immobilienpreisen und Mieten verhindern. Denn die Erfahrung zeigt, dass langfristig 70 Prozent aller Soldaten eine Wohnung außerhalb einer Kaserne nehmen, großteils mit ihren Familien.

Zur Geschichte: Nach dem Mauerbau 1963 verlegen die Holländer als Nato-Partner eine Brigade (Panzer, Grenadiere, Artillerie) näher an die Grenze zwischen den beiden Blöcken. Dafür stellt die Bundesrepublik die Kaserne in Seedorf mietfrei zur Verfügung. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges sind hier mehr als 4.000 Soldaten stationiert. Heute sind es noch 2.300. Vor einem Jahr jedoch beschloss das Parlament in Den Haag, die Einheiten ab Sommer 2005 abzuziehen. Begründung: Sparzwang. Jetzt kam die erlösende Nachricht aus Berlin: Man wird in der Kaserne Luftlandeeinheiten konzentrieren - Fallschirmjäger aus Varel und Doberlug-Kirchhain, Teile eines Luftlande-Unter-stützungsbataillons und eine Luftlande-Pionierkompanie aus Wildeshausen, eine Flugabwehr-Raketenbatterie aus Borken sowie die Luftlande-Aufklärungskompanie aus Lüneburg. Warum Seedorf? Weil das Verteidigungsministerium die Anlage für besonders wirtschaftlich hält. Wolfgang Warnke, Leiter der zuständigen Rotenburger Standortverwaltung (Stov), verweist denn auch darauf, dass Seedorf "eine der modernsten Kasernen in Deutschland" sei. Es müsse kaum noch investiert werden. Das liegt daran, dass in den vergangenen 40 Jahren zunächst Deutschland und ab 1997 die Niederlande jeweils rund 120 Millionen Euro in die Seddorfer Kaserne gesteckt haben, sagt Warnke. Beispiele: Die Dächer sind saniert und wärmegedämmt, die Sportanlagen wie etwa das Hallenbad sind in gutem Zustand, ein Wohngebäude wurde erst 2003 fertiggestellt, die Küche ist modern. Zum Vergleich: In Rotenburg muss zum Beispiel dieser Bereich für sieben Millionen Euro erneuert werden. Besonderheit in Seedorf ist sicher die moderne Konzeption. Denn als die holländischen Streitkräfte zur reinen Berufsarmee wurden, mussten sie plötzlich attraktiv sein, um geeignete Bewerber anzuziehen. Ein Baustein hierfür war die strikte Trennung von Arbeit und Wohnen: Alle Funktionsgebäude liegen umzäunt im Innern der Kaserne, die Unterkünfte hingegen fast wie normale Wohnblocks außerhalb. Offiziere haben Einzelzimmer, Mannschaftsdienstgrade wohnen zu zweit in einem Raum. Mit der stärkeren Belegung durch die Bundeswehr wird es in der Kaserne zwar etwas enger werden (Warnke geht von Dreibettzimmern aus) - aber immer noch angenehmer als in anderen deutschen Kasernen. Denn da teilen sich vier bis sechs Mann eine Stube. Es liegt also auf der Hand, dass Seedorf auch sehr gut für den Fall gerüstet wäre, dass die Bundeswehr irgendwann in eine Berufsarmee verwandelt würde. Die Holländer wollen die Kaserne nach und nach bis Mitte 2006 vollends räumen. Warnke geht davon aus, dass noch im selben Jahr die ersten deutschen Soldaten einziehen. Eine übergangsweise gemeinsame Nutzung werde es aber wohl nicht geben. Das hatte die Bundestagsabgeordente Ina Lenke (FDP) vorgeschlagen, um einen vorübergehenden Einbruch der Kaufkraft und Immobilienleerstand zu verhindern. Dazu Warnke: "Wir sind nicht für den Einzelhandel verantwortlich." In erster Linie müsse die Bundeswehr die besten Bedingungen für ihre Soldaten schaffen. Übrigens: Der Zuschlag für Seedorf nützt nicht nur Zeven und umzu. Ein Aus für diese Kaserne hätte auch das Aus für die Standortverwaltung Rotenburg mit ihren 480 Mitarbeitern bedeutet. Nur Visselhövede und die Wümmestadt wären ein zu kleiner Zuständigkeitsbereich gewesen. Birgt die Stationierung der Luftlandetruppen auch Probleme? Warnke weist darauf hin, dass mehr Soldaten wahrscheinlich mehr Übungsbetrieb bedeuten. Und vielleicht auch mehr junge Leute, die etwa in der Disco mal über die Stränge schlagen. Standortverwalter Wolfgang Warnke: In Seedorf muss kaum investiert werden Foto: R. Meyer

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