Der Bartelsdorfer Kirchsteg hat seit Jahrhunderten Bedeutung

Unterwegs auf historischer Route

Bei Hochwasser präsentiert sich der Bartelsdorfer Kirchsteg besonders reizvoll und mystisch
 ©Rotenburger Rundschau

(ari). "Wenn diese Brücke erzählen könnte…”, sagt Ernst-August Kröger und blickt auf das klare Wasser der vor sich hin plättschernden Veerse. Ringsherum herrscht Stille, nur gelegentlich unterbrochen durch das Geräusch vorbeirauschender Züge. Zwischen Bartelsdorf und Scheeßel hat sich über die Jahrhunderte ein besonderes Kleinod erhalten.

Ortsbürgermeister Kröger hat als Kind noch in der Veerse gebadet, genau an der Stelle, wo der Strom seit ewigen Zeiten vom Kirchsteg gequert wird. Wann der Weg, einst die wichtigste Verbindung zwischen den Nachbardörfern, angelegt wurde, lässt sich nicht mehr genau datieren. "Es muss in der Zeit gewesen sein, als Scheeßel seine erste Kirche bekam“, sagt Kröger unter Verweis auf die offizielle Bartelsdorfer Dörpschronik. Die Ursprünge des Kirchstegs dürften damit bis ins frühe 14. Jahrhundert zurückreichen. Wer den Weg, der heute einen Teilabschnitt der 35 Kilometer langen Ährenroute zwischen Rotenburg und Scheeßel bildet, zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt, bewegt sich mithin auf wahrlich historischem Grund. Bereits optisch sticht der Kirchsteg hervor, denn er führt über dicke Eichenpfosten rund 120 Meter durch das Überschwemmungsgebiet der Veerse und gilt somit als längste Holzbrücke im gesamten Landkreis. Der historische Weg hatte über Jahrhunderte hinweg eine immense Bedeutung für die an seinen beiden Enden lebenden Menschen. Es ist heute noch die mit 4,5 Kilometern kürzeste Verbindung zwischen Bartelsdorf und Scheeßel. "Als Kind war das mein Schulweg“, erinnert sich der ehemalige Eichenschüler Kröger. Auch der enge Bezug zur Kirche blieb bis in die Neuzeit erhalten. Zwar nutzten die Kutschen und später die Autos den Weg über die "Napoleon-Chaussee“, der heutigen Bundesstraße 75. Doch für Fußgänger blieb der Kirchsteg eine praktische Abkürzung. "Bei Beerdigungen wurden die Toten über die Straßenverbindung zum Scheeßeler Friedhof gebracht, während große Teile des Trauerumzugs den Kirchsteg nutzten“, weiß Kröger noch zu berichten. Einen eigenen Friedhof bekam Bartelsdorf erst 1958. Heute dient der historische Weg vor allem als Ausflugsziel. Ein zuverlässiger Kreis Ehrenamtlicher aus Bartelsdorf sowie aus den Reihen des Scheeßeler Heimatvereins hält den Holzsteg in Absprache mit dem Bauhof der Gemeinde in Schuss. "Jahr für Jahr werden Ausbesserungsarbeiten vorgenommen“, sagt Kröger. Erst kürzlich war es wieder soweit: 14 fleißige Helfer richteten Teile des Geländers und einige Bohlen wieder her. Belohnt wird der Einsatz allemal. Der Kirchsteg sei "wohl der schönste Teil unserer Feldmark“, heißt es zu Recht in der Bartelsdorfer Dörpschronik. Als Kronzeugen führt das Werk die Fernsehsendung "Kein schöner Land“ auf, in der einst über den Wanderweg berichtet wurde mit dem Lob, es handele sich um "die romantischste Gegend der Norddeutschen Tiefebene“. Das ist natürlich dick aufgetragen, aber wer den Kirchsteg in all seinen Facetten kennt – bei Schnee und Sonne, im Hochwasser und im goldenen Herbst –, stimmt gerne zu. Und wer es nicht glauben will, so die Dörpschronik, "der komme und überzeuge sich selbst“.

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