Wie viele Krippenplätze sind nötig? Landrat schließt Umfragefehler nicht mehr aus - VON ROLAND MEYER

"Dann müssen wir uns korrigieren"

Wie stellt man den Bedarf an Kinderbetreuung fest? Landrat Dr. Hans-Harald Fitschen trat Kritik an dem vom Kreis gewählten Verfahren vor zehn Tagen mit der Behauptung entgegen, man habe sich eng an Vorschläge der kommunalen Spitzenverbände gehalten. Eine Recherche ergibt jedoch: Dort weiß niemand von solchen Vorschlägen. - Zur Erinnerung: Das Jugendamt hatte einen Fragebogen an zufällig ausgewählte Eltern verschickt. Der Rücklauf war eher gering. Eine von der Rundschau befragte Expertin von der Universität Bremen kritisierte kürzlich sowohl Fragebogen als auch Anschreiben. Besonders scharf verurteilte sie die Auswertung: Der Kreis unterstellt darin den vielen Nicht-Antwortern, überhaupt kein Interesse an Krippen- oder Hortplätzen zu haben. Dieser Trick führt auf dem Papier zu recht niedrigen Bedarfszahlen. - Fitschen wies die Kritik damals zurück: Man habe sich an Vorschläge der kommunalen Spitzenverbände gehalten. Denn nur so bekomme man landes- und bundesweit vergleichbare Zahlen.

Kaum zu glauben: Die Spitzenverbände sollen Erhebungsmethoden vorgeschlagen haben, die einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten? Die Rundschau sprach mit dem Deutschen Landkreistag, dem Niedersächsischen Landkreistag (NLT) sowie dem Niedersächsischen Städtetag. Dort kennt niemand entsprechende Vorschläge oder Empfehlungen. Eher im Gegenteil. "Wir haben das Thema im Sozialausschuss behandelt", sagt die zuständige Referentin Ines Henke vom NLT. "Dabei wurde festgestellt, dass es keine einheitlichen Verfahren zur Bedarfsermittlung gibt, sondern dass jeder Kreis sich sehr individuell nach den örtlichen Gegebenheiten richtet." Eine Empfehlung zur Vereinheitlichung habe man nicht erarbeitet. Auch von administrativer Seite gibt es keine Vorschläge oder gar Richtlinien. Das erklären das Bundesfamilienministerium, das statistische Landesamt und das Kultusministerium auf Nachfrage. "Weil die Bedarfsermittlung Sache der Kommunen ist, haben wir natürlich keine Vorschrift gemacht, wie das zu erfolgen hat", sagt zum Beispiel Adelheid Schreiner, zuständige Referatsleiterin im Kultusministerium. Ihr Haus "geht davon aus, dass die kommunalen Jugendhilfeträger diese Aufgabe fachlich solide erledigen". Alle Auskünfte ergeben das Bild: Statt sich mit Kritik an der Bedarfserhebung auseinanderzusetzen, hat sich der Landrat hinter Vorschlägen übergeordneter Stellen versteckt, die es nicht gibt. Wie begegnet er diesem Vorwurf? Hans-Harald Fitschen erklärt, dass es zwar "in diesem konkreten Punkt keinen Vorschlag eines Spitzenverbandes gibt"; ganz allgemein gebe es aber "die ständige Empfehlung des Niedersächsischen Landkreistages, sich untereinander abzustimmen." Der Kreis habe sich daher seinerzeit "bei einer ganzen Reihe anderer Landkreise erkundigt, die bereits eine Erhebung durchgeführt hatten", und seine Umfrage entsprechend konzipiert und ausgewertet. Fitschen schließt inzwischen nicht mehr aus, dass das gewählte Verfahren fehlerhaft war. "Dann müssen wir die Auswertung korrigieren oder die Umfrage gegebenenfalls sogar wiederholen." Kostenlose Tipps von Wissenschaftlern seien willkommen, der Kreis werde aber kein Geld für eine externe Erhebung ausgeben. Außerdem will Fitschen nur in Abstimmung mit anderen Kreisen tätig werden. Er werde das Thema auf einer Zusammenkunft der Landräte ansprechen.

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