Untere Denkmalbehörde kämpft mit zusätzlichen Aufgaben und knappen Mitteln

An allen Ecken und Enden fehlt Geld

(bn). Der Stadtstreek, der Hamme-Oste-Kanal, der jüdische Friedhof in Rotenburg, ein Erbbegräbnis in Burgsittensen bei Tiste, Wind- und Wassermühlen, alte landwirtschaftliche Wohnwirtschaftsgebäude, Schafställe, Speicher, Kirchen, Bahnhöfe und, und, und. Rund 600 Baudenkmale hat Diplom-Ingenieur und Architekt Hartmut Bank (51), verantwortlich für die Baudenkmalpflege im Landkreis Rotenburg, in seinem Verzeichnis. Zwar sind 600 mehr oder weniger alte Bauwerke im Kreisgebiet, die Zeugnis ablegen von regionaler Kultur und Baukunst bezogen auf die Fläche nicht gerade viel. Trotzdem kann sich Bank über zu wenig Arbeit und Probleme nicht beklagen...

Einmal fehlt an allen Ecken und Enden Geld, um die anspruchsvolle Arbeit, die zu einem Teil auch kommenden Generationen gilt, realisieren zu können. Auf der anderen Seite fühlen sich Bank und seine Kollegen seit der Auflösung der Bezirksregierung vor einem halben Jahr allein gelassen. Bei einem Treffen mit Kollegen der Unteren Denkmalbehörden sei das erst kürzlich deutlich geworden Seit es die Obere Denkmalschutzbehörde in Lüneburg nicht mehr gibt, ist für den Landkreis ein so genannter Gebietsreferent zuständig, der seinen Sitz in Hannover beim Niedersächsischen Amt für Denkmalpflege hat. Dieser Mann ist verantwortlich für die Beratung der Unteren Denkmalschutzbehörden bei den Kreisen, überwiegend für die Gewährung von Landesmitteln und die Entscheidung im Rahmen von Abbruchanträgen. Auf dürftige 7.000 Euro belaufen sich in diesem Jahr die Landeszuwendungen für Rotenburg. Durch die Auflösung der Bezirksregierungen haben Bank und seine Kollegen eine Reihe zusätzlicher Aufgaben bekommen, besonders die denkmalrechtliche Stellungnahme zur Bauleitplanung. Der Denkmalschützer: "Ich nehme einen fiktiven, extremen Fall, und zwar den Neubau einer Windkraftanlage in der Nähe eines Baudenkmals. Das ursprünglich dominierende Baudenkmal tritt durch die große Windkraftanlage in den Hintergrund. Wie kann ich als Denkmalpfleger dem Denkmal zu seinem Recht verhelfen? Mit diesem Problem hat sich in der Vergangenheit die Bezirksregierung eingehend beschäftigt. Jetzt muss ich die Situation beurteilen und mir möglicherweise vom Landesamt Rat holen. Ein nicht unerheblicher Zeitaufwand!" Die Landesmittel wurden weiter gekürzt, die Gelder (zum Teil aus der EU-Kasse) des ehemaligen Amtes für Agrarstruktur - jetzt Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften, Verden - sind an größere Projekte gebunden. Keine rosigen Zeiten für Denkmaleigentümer, die sich um Zuschüsse für eine Renovierung bemühen. Deshalb komme es leider immer wieder, bedauert Hartmut Bank, zum Abbruch von Baudenkmalen. Der 51-Jährige: "Wer nicht versteht, dass wir unsere Kulturgüter erhalten müssen, dem kann man per Gesetz kaum aufbürden, ein Denkmal zu erhalten." Wer ein Baudenkmal abbrechen will, muss die wirtschaftliche Unzumutbarkeit nachweisen. Die Entscheidung liegt dann bei der Obersten Denkmalschutzbehörde. Bank begegnet allerdings auch Liebhabern, die alles daransetzen, ein Baudenkmal zu erhalten. Zum Beispiel das junge Ehepaar, das in Langenhausen ein unter Denkmalschutz stehendes Wohn- und Wirtschaftsgebäude wieder in den nahezu originalen Zustand zurückversetzen will. Oder der Bahnhof Scheeßel, ein typischer Backsteinbau, den Dr. Jan Müller-Scheeßel vor dem Abbruch rettete. Hier sei die Renovierung teilweise gut vorangeschritten. Er könne sich, sagt der Denkmalschützer, für den Bahnhof eine interessante Nutzung vorstellen, besonders durch die Park-and-ride-Anlage und das damit verbundene Personenaufkommen. Bank freut sich über jedes Baudenkmal, dem sich Freunde alter Baukunst liebevoll zuwenden. In Ostervesede hat dieser Gedanke ein Ehepaar einfach nicht losgelassen: Das kleine Reetdachhaus - sehr gut erhalten und mit vollständig vorhandenem Originalgerüst - sollte unbedingt wieder bewohnbar gemacht werden. Dabei waren die Denkmaleigenschaften bei der Inventarisierung vor zehn Jahren wegen einer unpassenden Haustür einfach verkannt worden. Für Interessenten, die Unterstützung zum Erhalt eines Fachwerkhauses benötigen, steht die Interessengemeinschaft Bauernhaus (IGB) mit Rat und Tat zur Verfügung. Bank: "Um ein Baudenkmal zu erhalten, muss schon die innere Einstellung von den Vorstellungen modernen Wohnens abweichen. Zum Beispiel helle Räume: In einem Fachwerkhaus, in dem die Fenster durch die Konstruktion und im Stallteil durch die Nutzung bestimmt waren, muss man mit anderen Lichtverhältnissen leben, die aber der Wohnqualität nicht abträglich sein müssen. Die Menschen, die ein Baudenkmal besitzen und erhalten, tun etwas für sich selbst, aber vor allem bewahren sie den nachfolgenden Generationen ein Kulturgut."

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