Schwestern- und Ärzteteam hilft Patienten mit Gaumenspalten in Bangalore/Südindien

Dankbarkeit war der schönste Lohn

Sie können sich kaum artikulieren, haben Schwierigkeiten beim Essen, ihre Gesichter sind oft schrecklich entstellt: Kinder, die in den armen Bevölkerungsschichten Indiens mit einer Gaumenspalte auf die Welt kommen, haben keine Chance auf Bildung oder ein selbstbestimmtes Leben. Sie bleiben ausgegrenzt und auf Almosen angewiesen. Denn eine chirurgische Behandlung, wie sie in Europa zum Standard gehört, können sich die wenigsten Menschen leisten. Groß war deshalb der Andrang, als im April ein deutsches OP-Team in Bangalore eintraf, um zu helfen. Mit dabei: Ärzte und Schwestern aus Rotenburg.

Erschöpft, aber rundum zufrieden kehrten sie vor kurzem nach zweiwöchigem Aufenthalt aus dem Süden Indiens zurück: Zehn Tage lang hatten sie je zwölf Stunden im OP gestanden, um die Patienten mit größten Funktionsstörungen chirurgisch zu versorgen. Mit bestem Erfolg: Bei immerhin 112 Kindern und Erwachsenen konnten Gaumen- und Lippenspalten geschlossen werden - sie erhielten ein neues Gesicht und damit ein neues Leben. Da nur 30 Betten zur Verfügung standen, wurden die Patienten nach spätestens drei Tagen entlassen und nur noch einmal zur Nachsicht erneut einbestellt. "Trotzdem gab es nicht eine einzige Komplikation", berichtet Uwe Herrmann. Als Vertreter des Rotenburger Rotary-Clubs war er mit den Medizinern nach Indien gereist und fungierte dort als Koordinator. Hintergrund: Die Rotarier aus der Wümme-Stadt hatten die Mission mit Erlösen aus dem Rotenburger Entenrennen unterstützt. Aus Rotenburg gehörten Kieferchirurg Dr. Christian Schippers, Anästhesist Dr. Michael Paland, Anästhesieschwester Nicole Birch und OP-Schwester Bärbel Ulrich zur Gruppe. Drei weitere Ärzte aus Deutschland, die an der Hilfsaktion schon mehrmals teilgenommen hatten, komplettierten das achtköpfige Team. "Zum Sichtungstag waren mehr als 200 Patienten, darunter viele Kleinkinder mit ihren Eltern, aus bis zu 1.000 Kilometern Entfernung angereist", so Herrmann. Eine Partnerorganisation vor Ort hatte den Aufenthalt des Ärzteteams zuvor mit Anzeigen in Überlandbussen und in Zeitungen publik gemacht. "Viele Patienten kamen aber auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu uns", erklärt Herrmann. Und: "Es ist schon sehr anrührend, in die erwartungsvollen und ängstlichen Gesichter der vielen Menschen zu blicken. Als Außenseiter in der Gesellschaft setzten sie alle Hoffnung auf diese Operation." Sprachbarrieren, insbesondere bei den Visiten, seien durch lokale Helfer überbrückt worden. Darüber hinaus habe ein Chirurg aus Hamm neben der Arbeit im OP Gelegenheit zu einer Vorlesung vor jungen indischen Ärzten gehabt, in der er die Operationsmethoden vorstellte. Im nächsten Jahr wolle er zur Fortbildung Operationen bei laufender Kamera ausführen. "Der schönste Lohn für den selbstlosen Einsatz der Schwestern und Ärzte", betont Herrmann, "war die große Dankbarkeit der Patienten, die sich in ihren Augen und in Gesten ausdrückte." Herrmann: "Der Rotary-Club dankt allen, die diese großartige Mission mit dem Kauf eines Entenrennen-Tickets unterstützt haben." Er kündigt an, dass der Club sich auch künftig in Indien engagieren will - dann voraussichtlich, um die Versorgung Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser zu verbessern. Bild: Anästhesist Michael Paland bereitet eine junge Frau auf die Operation vor

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser