Bürgerkanzel startet am Sonntag, 20. Oktober in der Stadtkirche - Von Stephan Voigt

Schöne Nervosität

Superintendent Hans-Peter Daub (links) und John Köhler nehmen die erste Teilnehmerin der Bürgerkanzel, Carina Vollmer, in ihre Mitte Foto: Voigt
 ©Rotenburger Rundschau

„Dass die Teilnehmer wirklich auf die Kanzel gehen, gehört dazu. Damit machen sie sichtbar, dass sie nun nicht mehr nur in eigener Autorität sprechen“, erklärt Superintendent Hans-Peter Daub. Am Sonntag, 20. Oktober, beginnt in der Rotenburger Stadtkirche um 10 Uhr die Bürgerkanzel. Den Anfang macht Carina Vollmer aus Scheeßel.

„Müssen wir wirklich da rauf?“, fragt Vollmer beim Besuch der Stadtkirche den Superintendenten Hans-Peter Daub und deutet auf die Kanzel. Daub bejaht die Frage der Unternehmensberaterin, die angibt, eigentlich kein Problem damit zu haben, vor vielen Menschen zu sprechen. Nun verspüre sie aber eine schöne Nervosität. Ihr Thema: Die eigene Berufung finden – wir sind gerufen, was antworten wir? Vollmer erklärt dazu, dass es die Aufgabe eines jeden sei – nicht nur im Beruf – den Anderen so zu erkennen, wie er gemeint ist. „Die Frage ist, wo jemand am richtigen Platz ist, an dem er seine Fähigkeiten gut präsentieren kann“, so Vollmer. Dort könne jeder die Welt gestalten – ein erfüllendes Gefühl. Da ihr Bürgerkanzel-Thema eine Herzensangelegenheit sei, beschäftige sie sich seit Jahren damit, so Vollmer. „Aktuell habe ich viele Zettel für meine Predigt, die ich irgendwie zusammenführen muss. Das gelingt mir aber bis Sonntag“, sagte sie zuversichtlich während eines Vorab-Treffens. Ein ähnliches Problem hat auch John Köhler. Er ist Religionslehrer an der Scheeßeler Eichenschule sowie Handballtrainer und wird am Sonntag, 3. November, von der Bürgerkanzel aus predigen. Er präsentiert einige Zettel mit möglichen Anfängen seiner Predigt und sagt: „Als der Anruf vom Superintendenten kam, ob ich bei der Bürgerkanzel mitmachen möchte, habe ich mich gleich hingesetzt und sechs Seiten geschrieben. Mein Problem ist, dass ich viel zu viel im Kopf habe. Und so wird auch meine Predigt ablaufen – konfus.“ Köhlers Thema lautet: Der Welt zugewandt – dem Reich Gottes auf der Spur. Er wird sich auf der Kanzel vor allem kritisch mit Autoritäten auseinandersetzen, so wie er es in seinem Leben bislang auch immer getan hat. Er berichtet, dass er bei der Bundeswehr mehrfach Befehle verweigert habe und dass er es nun als Lehrer auch mit Lehrplänen nicht so genau nehme. Dritte und letzte Teilnehmerin der Bürgerkanzel ist Maren Brandenburger, Präsidentin des niedersächsischen Verfassungsschutzes. „Sie wird am Volkstrauertag, 17. November, in Rotenburg sein. Uns war wichtig, gerade an diesem Feiertag jemanden zu gewinnen, der etwas zu einem relevanten Thema sagen kann. Und dieses Jahr kann man meines Erachtens den Volkstrauertag nicht feiern, ohne auch an die Opfer des NSU-Trios zu denken“, erklärt Superintendent Daub. Brandenburger wird über den ersten Artikel des Deutschen Grundgesetzes sprechen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Die Bürgerkanzel findet einmal im Jahr an drei Sonntagen im 14-tägigen Rhythmus statt. Am heutigen Sonntag wird die Veranstaltungsreihe in Rotenburg bereits zum sechsten Mal eingeläutet. „Glauben muss sich im Alltag auswirken. Bei der Bürgerkanzel zeigen beherzte Christen, wie sie mit ihrem Glauben im Alltag umgehen“, erklärt Daub, der meint, daher für die diesjährigen Termine im ersten Buch Petrus, Kapitel drei, Vers 15, das richtige Motto gefunden zu haben: „Seid jederzeit bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn jemand nach der Hoffnung fragt, die euch trägt.“

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