Ottersberger Jungen- und Männerkultur-Projekt startet neu - Von Stephan Jeschke

Abenteuer mit festen Regeln

Brendan Uphues (links) und Rolf Demuth, Mitarbeiter und Geschäftsführer des Ottersberger Jungen- und Männerkultur-Projektes, das seit Jahresbeginn Vereinsstatus hat Foto: Jeschke
 ©Rotenburger Rundschau

Jungen sind nicht das starke Geschlecht, für das sie oft gehalten werden. Das wissen der Ottersberger Diplom-Sozialpädagoge Rolf De-muth und Brendan Uphues (ebenfalls Ottersberg, Auszubildender zum Sozialassistenten und Erzieher im evangelischen Kindergarten in Oyten). Sie reagieren mit der Konzeption eines erlebnispädagogischen Angebotes für Jungen ab sechs bis 17 Jahre in der Natur. Genauer: In Ottersberg-Bahnhof, ganz am Ende der Straße Am Tütenbrook, hinter dem letzten Haus und der Schafweide, in einem Stück Wald mit Lichtung.

Immer freitags von 15.30 bis 18 Uhr sind sie (und künftig auch der sich selbst als "Freigeist“ bezeichnende Attila Vargas) dort, wo es nach Abenteuer aussieht, anzutreffen. Sie wollen Jungen aus Familien, in denen die Väter oder nur eingeschränkt präsent sein können (zum Beispiel aus beruflichen Gründen), die Möglichkeit geben, "unter Männern“ über Probleme und Ängste sprechen zu können, ohne dabei als unmännlich zu gelten. Aber das ist nur ein Aspekt des bereits vor zehn Jahren gegründeten selbstverwalteten Unterfangens, das seit Jahresbeginn den Status eines gemeinnützigen Vereins hat, der den Namen "JU:MP Jungen und Männerkultur Projekt“ trägt. Der 47-jährige Demuth zeichnet dabei als Geschäftsführer verantwortlich, als sein Mitarbeiter ebenfalls ehrenamtlich tätig ist Brendan Uphues. Der 20-Jährige gehört zu den Protagonisten der ersten Stunde. Nachdem sein Vater Klaus Uphues (früherer Leiter des Ottersberger Jugendzentrums) 2002 verstarb, rief er bereits als Zehnjähriger gemeinsam mit Christian Roskothen (Demuths Vorgänger) die Gruppe ins Leben und begann vor zwei Jahren, die Betreuung mit zu übernehmen. "Weil ich selbst als kleiner Junge gemerkt habe, wie sinnvoll es ist, dass man Schnitzen, Sägen, Holzhacken und vieles mehr in der Jungengruppe lernt.“ Was die freitäglichen Aktivitäten betrifft, stellt Demuth klar, dass es sich bei der Gruppe um keine Pfadfinder handele. "Was die Jungen mitbringen, greifen wir auf und versuchen, es umzusetzen. Einer hatte zum Beispiel die Idee, einen kleinen Garten anzulegen. Also haben wir das gemacht. Ein anderer wollte eine Baumschaukel, und auch das haben wir hinbekommen“, so Demuth. All das sind Beispiele für Fingerfertigkeiten, deren Kenntnis die Kinder und Heranwachsenden erwerben können und die zur Vorbereitung auf das Erwachsenenalter sicher nicht schaden. Doch Demuth und Uphues vermitteln den Sechs- bis 17-Jährigen auch, dass es im Umgang untereinander Regeln gibt, die es einzuhalten gilt. "Es darf sich nicht gegenseitig beleidigt oder beschimpft werden“, sagt Demuth, der seinen Gästen als ausgebildeter Mediator die Fähigkeit mit auf den Weg geben will, Konflikte zu einem friedlichen Ende zu bringen. Wenn sich zwei Jungen absolut nicht grün sind, durften sie in der Vergangenheit aber auch schon mal gegeneinander zum Kampf antreten. Dazu streiften sie Boxhandschuhe über und bekamen Gelegenheit, sich gegenseitig zu knuffen – Schläge gegen den Kopf und unterhalb der Gürtellinie waren nicht erlaubt, aber immerhin. Und auch dabei galt: Regeln einhalten. "Wenn einer Stop sagt, dann heißt das auch Stop“, betont Uphues, der die Jungs zu verantwortlichen Handeln erziehen will, ohne sie in Watte zu packen. Weil Rolf Demuth wiederum nicht nur Sozialarbeiter, Mediator und "Naturbursche“ ist, sondern auch viele Jahre in der IT-Branche als Computer-Netzwerkfachmann gearbeitet hat, findet anstelle von Freitag, 15. Juni, bereits am kommenden Mittwoch, 13. Juni, für Zwölf- bis 17-Jährige ab 15.30 Uhr ein sogenannter Fire-Talk am Lagerfeuer statt. Nach dem Motto "Virtuality meets Reality“ tauschen sich die Teilnehmer mit Demuth ohne Steckdose und Bildschirm darüber aus, was am Computer, im Internet und beim Zocken so läuft. Demuth weist darauf hin, dass die Gruppe als Verein dazu berechtigt ist, Spenden entgegenzunehmen und Förderern entsprechende Bescheinigungen auszustellen. 500 Euro gab es schon von der Volksbank Wümme-Wieste für die Anschaffung eines als Materialcontainer genutzten Bauwagens, weiterhin Geld benötigt wird für den Kauf eines neuen Tipis (Indianerzelt), denn von dem alten ließen Unbekannte lediglich die Stangen zurück. Zu erreichen ist Demuth unter Telefon 04205/6110509.

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