Eltern ereifern sich über neue Hort-Lösung in Oyten - Von Andrea Zachrau

„Unzumutbar fürs Kind“

Für jede Menge Diskussionsstoff unter den Sagehorner Eltern sorgte jetzt eine Beschlussempfehlung des Ausschusses für Jugend, Kultur, Soziales, Senioren und Sport der Gemeinde Oyten: Mit den Stimmen von SPD und Grünen entschied das Gremium, die drohende Knappheit an Hortplätzen nicht direkt vor Ort zu lösen, sondern die Betreuung nach Oyten-Süd zu verlagern.

Für die Sagehorner Kinder bedeutet das, dass sie zukünftig von der Schule mit dem Bus zum Hort gebracht werden müssen, denn die Betreuung soll ab dem neuen Schuljahr im Gemeindezentrum St. Paulus in der Jahnstraße angeboten werden. Hintergrund der Entscheidung im Fachausschuss war, dass ab August 20 Hortplätze fehlen werden. 75 Prozent der betroffenen Kinder kommen aus Sagehorn. Umso unverständlicher für die betroffenen Eltern, dass nun entschieden wurde, die Kinder mit dem Bus durch die halbe Gemeinde zu fahren – zumal es durchaus die Möglichkeit einer Betreuung vor Ort gegeben hätte. Denn im Raum stand auch ein Angebot des TV Oyten, einen bisher ungenutzten Raum im Dachgeschoss des neuen Vereinsheims an der Stader Straße zur Verfügung zu stellen. Während sich CDU und FDP dafür stark machten, die schulnahe Lösung umzusetzen, plädierten SPD und Grüne jedoch dagegen. Begründet wurde das vor allem mit den entstehenden Kosten: Während der Umbau im Sportlerheim mit rund 50.000 Euro zu Buche schlagen würde, bezifferte die Verwaltung den Ausbau des bereits vorhandenen Hortes in dem katholischen Kindergarten mit 9.000 Euro. „Nicht erwähnt wurde aber, dass der Landkreis die Maßnahme in den Räumen des TV Oyten zu 50 Prozent bezuschussen würde“, ereiferte sich Martina Niebuhr, Elternratsvorsitzende des Kindergartens Sagehorn, im Anschluss an die Sitzung. Darüber hinaus würden nun Kosten auf die Eltern abgewälzt – denn die rund 20 Sagehorner Kinder, die mit dem Bus nach Oyten gebracht werden müssen, zahlen für die Fahrt zwei Euro pro Tag. Doch nicht nur die zusätzlichen Kosten erhitzen die Gemüter der Sagehorner Eltern – vor allem die Tatsache, dass ihre Kinder den Hort nur noch mit dem Bus erreichen können, ärgert viele. „Es scheint keine Rolle zu spielen, dass sich Erstklässler einem erhöhten Stress aussetzen müssen: Der Wechsel in neue Räume, ein neuer Schulweg, ein veränderter Tagesablauf, neue Bezugspersonen, neue Freunde und dazu kommt dann noch ein Bustransfer von Sagehorn zum Hort in der Jahnstraße und eine weitere fremde Umgebung“, sagte Niebuhr. Sie vermutet: „Um diesen Stress im Vorfeld zu vermeiden, werden sicher einige Familien ihre Kinder von der Grundschule Sagehorn ab- und dafür in der Grundschule Jahnstraße anmelden.“ Die Folge könnte eine Zwei- statt Dreizügigkeit sein, mit der der Wegfall einer Lehrerstelle verbunden sei. „Dies alles scheint aber nicht so bedeutsam zu sein. Der tatsächliche Bedarf der Familien spielt offenbar keine Rolle. Schade“, bedauert die Elternratsvorsitzende. Ähnlich kritisch sieht das Elternvertreterin Anne Beiersdorf: „Meiner Meinung nach ist das für ein sechsjähriges Kind, das gerade die Eingewöhnung in den Schulalltag meistert, eine unzumutbare Situation. Ich finde die Entscheidung des Ausschusses absolut nicht nachvollziehbar, da es mit dem Vereinsheim des TV Oyten eine bessere Lösung in der direkten Umgebung der Grundschule Sagehorn gegeben hätte.“ Jessica Paulsen, Mitglied im Elternrat des Kindergartens Sagehorn, ergänzte: „Die Gemeinde Oyten versucht durch neue Baugebiete junge Familien zu binden. Alleine durch das Sagehorner Gebiet Am Triften sind sehr viele Kinder in den Ort gezogen. Dass sie auch eine Betreuungsmöglichkeit in der näheren Umgebung benötigen, ist wenig überraschend. Wenn Kinder unsere Zukunft sein sollen, sollte etwas behutsamer mit ihnen umgegangen werden.“ Nicht nur die Eltern taten sich schwer damit, die Entscheidung des Ausschuss nachzuvollziehen. Auch CDU und FDP hätten sich eine andere Lösung gewünscht. „Kosten alleine dürfen in Fragen der Kinderbetreuung nicht ausschlaggebend sein“, betonte Christdemokratin Bettina Esser. „Der Sportverein muss über kurz oder lang die Räume sowieso baulich in Angriff nehmen. Durch die Fördermöglichkeiten, die mit der Gründung einer Hortgruppe einhergehen, und durch eine kreative Herangehensweise in Sachen Ausschreibung, Eigenleistung und Vertragsgestaltung ließe sich sicherlich auch an der Kostenschraube noch drehen und wir hätten eine wunderbare Win-Win-Situation.“ Selbst wenn die Sagehorner Grundschule in ein oder zwei Jahren zur Ganztagsschule werde und der Hortbedarf möglicherweise sinke, wäre das Geld immer noch sinnvoll investiert. Doch nicht allein der Beschluss über die Neuregelung der Unterbringung von Hortkindern stieß den Sagehorner Eltern sauer auf. Ebenso wenig Verständnis zeigten sie dafür, dass ein Teil der Sagehorner Kindergartenkinder zukünftig in einem Container neben dem Kindergarten betreut werden soll. Die Oytener Verwaltung hatte festgestellt, dass der Bedarf mit maximal 19 zusätzlichen Kindergartenplätzen nicht mit den vorhandenen Räumen gedeckt werden kann. Der Ausschuss sprach sich einstimmig für die Container-Lösung aus – obwohl es auch andere Möglichkeiten gegeben hätte. „So wäre denkbar gewesen, das Dachgeschoss des Kindergartens mitzunutzen“, berichtete Elternratsvorsitzende Niebuhr. Die Räume sind allerdings noch bis 2017 an den Verein Liederfreund Sagehorn vermietet – und der hätte sich nicht gesprächsbereit gezeigt. Besonders pikant: Der Vorsitzende des Chores, Helmut Oetjen, gehörte als Mitglied der Oytener SPD dem Ausschuss an und hatte damit auch zu entscheiden, ob ein Container her muss oder nicht. „Interessanterweise spielten bei dieser Entscheidung dann die erheblichen Mehrkosten für die Anmietung beziehungsweise den Kauf des Containers auf einmal keine Rolle mehr“, stellte Martina Niebuhr fest.

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