Spatzengeflüster

So freue ich mich immer wieder aufs Neue, wenn meine Lieblingsbilder an der Reihe sind. Zu ihnen zählt eine Schar munterer Spatzen, die durstig rund um eine Vogeltränke sitzen. Sperlinge, üblicherweise Spatzen genannt, zählen zu den bekanntesten Singvögeln. Zugegeben, ihr Gesang ist nicht so unbedingt von der melodiösen Art. Bei einem Konzert würde ein Spatz eher mit aufmunternden Worten auf hintere Plätze geschoben, wo sein etwas monotones Tschilpen als Backgroundgeräusch akzeptiert werden könnte, nicht aber als Solostimme.

Dumm nur, dass der kleine, nur eine Toastbrotscheibe leichte Sänger gerne gesellig auftritt. So bringt er am liebsten Verwandte, Freunde und Bekannte mit, was eine möglichst unauffällige Integration der Backgroundkünstler in ein großes Ganzes nicht leicht macht. Überhaupt wissen sich die kleinen Künstler zu behaupten! Von meinem Lieblingsplatz im Haus kann ich gut das Geschehen an einem Nistkasten im Garten überblicken, der jedes Jahr von Spatzen unerbittlich gegenüber vorwitzigen Meisen verteidigt wird. Es ist völlig egal, ob die Meisen zuerst da waren: Wenn bei Spatzen unserer Umgebung in der Zeit, wo sie auf Wohnungssuche sind, die Wahl auf genau diesen Kasten fällt, bleibt den Erstbesiedlern nichts anderes übrig, als umzuziehen.

Meinen Dauerkalender erhielt ich 2007. Damals hielt die Niederländerin kopfschüttelnd mit ihrer fein gestochen wirkenden Schreibschrift fest: „Der Haussperling ist auf der Roten Liste der bedrohten Brutvögel gelandet! Unser Haussperling??? Obwohl es immer noch sehr viele Spatzen gibt, verringert sich ihre Zahl doch viel zu schnell. In den letzten Jahren ist ihre Anzahl um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Daher Alarm. Und die Rote Liste. Der Rückgang hat natürlich mehr als nur eine Ursache. Aber eine Rolle spielt auch, dass sich unser Agrarland in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert hat. Viele Vogelarten können davon ein Lied singen. Bei den Feldsperlingen ist es genauso. Solange ich mich erinnern kann, haben sie die Nistkästen rund um das Haus bewohnt, jetzt sind sie schon seit zwei Jahren verschwunden. Ich vermisse sie, sie waren Nachbarn.“ In Deutschland stehen Haus- und Feldsperling wegen rückläufiger Bestände zur Zeit nur auf der Vorwarnliste.

In der Stadt Rotenburg gibt es einen sehenswerten Nistkastenpfad, an dem eine Vielzahl unterschiedlicher Nisthilfen zu sehen sind, mit aufschlussreichen Informationen, welcher Vogel welchen Kasten bevorzuge. Ein guter Einstieg in die Thematik. Spatzen sind nicht sehr wählerisch. Sie nehmen fast alles, was sich ihnen anbietet, polstern zu große Nisthöhlen auf eine für sie akzeptable Höhe mit allem, was sich anbietet: Heu, Stroh, Halme, Moos, Papier. Von Spatzen genutzte Kästen im Herbst zu reinigen, ist wie ein Überraschungs-Ei! Die Haare unserer Hunde finden sich regelmäßig dort wieder. Wie gelangen Interessierte an den Nistkastenpfad? Stadtauswärts die Verdener Straße nehmen und an der durch eine Fußgängerampel gesicherten Kreuzung Glummweg/Saturnstraße rechts in die Saturnstraße abbiegen. Linkerhand liegt ein kleiner Parkplatz nahe, Autos hier abzustellen und nicht weiter mit dem Wagen in das Wohngebiet einzudringen, das aus einer Bau-Ausstellung hervorging, die vor Jahrzehnten viele Interessierte anlockte. Die Saturnstraße verläuft geradeaus genau auf den nördlichen Rand des ehemaligen Ausstellungsgeländes unmittelbar an der Wümmeniederung zu. Ein kleiner Fußweg verbindet die Straße mit dem Sternweg, an dem Nisthilfen und dazu gehörende Informationen studiert werden können. Vielleicht schauen gerade Spatzen auf Wohnungssuche vorbei? Die mit der Schokolade auf dem Kopf und dem schwarzen Punkt auf der weißen Wange sind Feldsperlinge.