Landschaftsschutzgebiete schränken menschliche Nutzung ein - Von Christiane Looks

Wer schützt hier wen?

Landschaftsschutzgebiet See im Stell bei Lauenbrück. Foto: Joachim Looks
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Lauenbrück. „Interessiert das?“ Ein Bekannter zeigte mir einen sorgfältig in Leinen gebundenen Zeitschriftenordner, in dem die Jahrgänge 1954 bis 1956 einer von der Bundesanstalt für Naturschutz und Landschaftspflege herausgegebenen Zeitschrift für Freunde und Schützer der deutschen Heimat mit amtlichem Nachrichtenblatt sorgfältig eingebunden waren. Ein Blick auf die thematischen Schwerpunkte der Ausgaben zeigte: der Ordner vermittelte eine gute Übersicht über Schwerpunkte amtlicher Naturschutzarbeit und Pflege.

Themen wie „Ringen um ein Naturschutzgebiet“, „Landschaftsschutz – nicht technische Wüste“ oder „Warum überhaupt Landschaftsschutz?“ signalisierten, dass Themenkomplexe bis heute nicht abgearbeitet sind. Also landete der Band auf meinem Büchertisch und verlockt mich immer mal wieder nachzuschauen, wie in Nachkriegsjahren Naturschutzarbeit organisiert wurde.

Wie ein roter Faden zieht sich durch die in den Zeitschriften wiedergespiegelte amtliche Diskussion die Sorge um eine Zerstörung von Landschaftsbildern durch Zersiedelung, Rohstoffgewinnung, Straßenbau. Heftig diskutiert wurde in jener Zeit zum Beispiel die Zunahme an Drahtseilbahnen, 1954 im Amtsdeutsch „Sitzbergsteiger“ genannt, mit denen Heerscharen an Neugierigen auf gastronomisch bestückte Berggipfel mit herrlichem Ausblick transportiert wurden, während hohe Tragmasten einen ungestörten Blick auf Gipfel verstellten. Wird nachgefragt, wer – außer entsprechend engagierter, ehrenamtlich Tätiger – sich beruflich mit Fragen zu diesem teilweise wirklich problematischen Konfliktfeld beschäftigt, stößt auf Landschaftsplanung.

Ich hatte mehrfach die Gelegenheit bei Fachveranstaltungen in historischen Parkanlagen sehr interessante Diskussionen zwischen Landschaftsplanern, Naturschutzfachkräften und Denkmalspflegern erleben zu dürfen. Während Flora und Fauna (Pflanzen- und Tierwelt) für den Naturschutz im Vordergrund standen, interessierte den Denkmalsschutz in erster Linie der historische Bestand, egal, wie sinnvoll mal gepflanzt wurde. Lebensbaum (Thuja) als Heckenhintergrund für Statuen in einem historisch wertvollen Skulpturengarten gepflanzt, war eine optisch wirkungsvolle Idee. Stimmt der Boden nicht, nützt das wenig, weil bei immer wieder ausfallenden Heckenteilen ständig nachgepflanzt werden muss.

Im Mittelpunkt von Landschaftsplanung stehen der Mensch und seine Bedürfnisse. Ein Bestandteil der dazu gehörenden Überlegungen ist Landschaftsschutz. Dazu gehören Konzepte zur Nutzbarkeit von dem, was Natur vorhält, oder die Förderung der Eignung einer Landschaft zur Erholung von Menschen, aber auch die Erhaltung oder Wiederherstellbarkeit eines Landschaftbildes, einer selten gewordenen Landnutzungsform wie Streuobstwiesen und vieles andere mehr, was Nutzung einer Landschaft ermöglicht, aber so einschränkt, dass sie unschädlicher wird und gewährleistet bleibt.

1962 stellte der Landkreis Rotenburg/Hannover den See im Stell bei Lauenbrück unter Landschaftsschutz. Schon auf historischen Karten ist dieser dicht am Stellbach liegende See zwischen der Eisenbahn Bremen/Hamburg, Königs- und Hammoor sowie Lauenbrücker Forst verzeichnet. Einige Häuser sind ebenfalls eingetragen, das Königsmoor war aber noch nicht besiedelt. Das änderte sich im vergangenen Jahrhundert, als eine systematische Besiedelung des Gebietes begann, die nach dem zweiten Weltkrieg fortgesetzt wurde. Die Landschaft wurde einer zunehmenden Nutzung unterzogen, Stell über die Schulstraße mit Königsmoor verbunden, der See im Stell bei Lauenbrück, ursprünglich ohne angrenzende Bebauung, ist durch Lückenschluss an die bestehende Bebauung im Stell angeschlossen. Die Verordnung von 1962 gestattete zwar die wirtschaftliche Nutzung im Bereich des neuen Schutzgebietes in der bisherigen Weise, legte aber fest, dass Veränderungen, durch die Natur im unmittelbaren Schutzbereich geschädigt, ihr Genuss beeinträchtigt oder das Landschaftsbild dort verunstaltet werden, nicht vorzunehmen sind. So erhielt sich das Gewässer, zwar nicht mehr in fast unberührter Natur, die seit dem Bau von Windrädern in der Nähe an der Eisenbahnstrecke Bremen/Hamburg einen anderen Akzent erhielt, aber trotzdem im Seebereich mit dem Rest von Charme, wie er einsam gelegenen Seen eigen ist.

Der See im Stell wird von Lauenbrück aus über die K222 erreicht. Sie zweigt in der Nähe der Lauenbrücker Fintauschule am Ortsausgang nach Vahlde links ab durch den Lauenbrücker Gutsforst, an Riepe vorbei nach Stell. Dort beim ersten Gehöft linksseitig nicht nach Königsmoor abbiegen, sondern auf der K222 bleiben. Nach gut 300 Metern liegt rechterhand das Landschaftsschutzgebiet See im Stell bei Lauenbrück. Der See kann nicht umwandert werden!

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