Gasförderung: Botheler Politiker reagieren auf Lindner-Idee - VON JENS WIETERS

Nicht alle gegen Fracking

Sabine Holsten (Grüne)
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Bothel – Gerade sind die Menschen in der Region Bothel froh, dass sich ein Zusammenhang zwischen vermehrt aufgetretenen Krebsfällen und der seit Jahren dort praktizierten und jetzt Stück für Stück heruntergefahrenen Gasförderung nicht hergestellt werden konnte, da müssen sie schon wieder fürchten, dass die Förderkonzerne aufgrund der europäischen Energiekrise ihre Aktivitäten steigern könnten.

Befeuert werden diese Gedankenspiele unter anderem durch den Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Der hatte zuletzt sogar offen gefordert, das umstrittenen Fracking zur Förderung der Gasvorkommen auch aus tieferen Gesteinsschichten wieder einzusetzen. Aktuell ist diese Fördermethode aufgrund von befürchteten Schäden für die Umwelt verboten.

Kaum ist Lindner mit der Idee an die Öffentlichkeit gegangen, laufen viele der Kommunalpolitiker aus der Samtgemeinde Bothel Sturm gegen den Vorstoß des Liberalen. „Die Methode muss verboten bleiben, so wie es der Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung in Niedersachsen auch vorsieht“, fordert Sabine Holsten, Sprecherin des Botheler Ortsverbands der Grünen. Sie befürchtet bei Wiederaufnahmen der Aktivitäten weitere Gesundheitsschäden bei Anwohnern von Förder- und Aufbereitungsplätzen. „Zwar fehlt der Nachweis auf einen Zusammenhang mit der Förderung, andere Ursachen wurden aber auch nicht gefunden“, bleibt die Hemslingerin weiter skeptisch.

Und: „Der Bericht der Expertenkommission Fracking von 2021, der optimistisch mit Einschränkungen ist, hat einen Makel: Quellen aus den USA mit Tausenden von Infos wurden nicht berücksichtigt, obwohl sie klar belegen, dass Fracking nicht möglich ist, ohne die Gesundheit der Anwohner zu beeinträchtigen.“ Darum sei der beschleunigte Ausbau der Energiegewinnung aus Wind- und Sonnenkraft schnellstens nötig, um von fossilen Brennstoffen loszukommen. In den Jahren der Merkel-Regierungen sei der Ausbau gebremst worden. „Die Stolpersteine müssen weg“, fordert Holsten.

Die CDU-Fraktion des Botheler Samtgemeinderats spricht sich ebenfalls weiterhin gegen das Fracking aus. „Ende 2011 wurde im Rat eine Resolution gegen dieses Verfahren einstimmig verabschiedet und an der Meinung hat sich in der CDU selbst jetzt nichts geändert“, sagt Fraktionschefin Ursula Hoppe.

Auch wenn die Bevölkerung aktuell Gas benötige, sollte das unkonventionelle Fracking nicht die Lösung sein. „Wir haben Bedenken, dass Stoffe wie Benzol oder Quecksilber aus den gefrackten Schichten nach oben entweichen und den Weg ins Grundwasser finden. Dies wäre ein großes Risiko für das Trinkwasser aus der Rotenburger Rinne“, stellt Hoppe klar. Eine exzessive Erdgasförderung könne außerdem Erdstöße auslösen. „Dass dadurch Gebäudeschäden entstehen, haben wir in der Vergangenheit erlebt.“ Durch Fracking entstünde für niemanden ein solcher Nutzen, der es wert wäre, „die Reinheit des Wassers, unsere Gesundheit und die Schönheit der Landschaft aufs Spiel zu setzen“, so die Kirchwalsederin.

Werner Meyer, Sprecher des Botheler SPD-Ortsvereins, bestätigt zwar auch, dass bei den Genossen „Einigkeit“ darüber herrsche, dass „in Deutschland auf Fracking verzichtet“ werden sollte. Er persönlich sehe die Thematik allerdings differenzierter: „Es muss darüber gesprochen werden, denn jetzt kaufen wir gefracktes Gas in den USA und in Ländern, die zum Teil in Menschenrechtsfragen einen zweifelhaften Ruf haben.“ Durch den Ausfall des russischen Gases erlebe Europa eine historische Energieverknappung mit Horror--Preisen. Das sei für viele Menschen, Handwerksbetriebe und die energieintensive Industrie ein Problem, das lange anhalte. „Da muss darüber nachgedacht werden können, auf eigene Ressourcen zurückzugreifen. Es müssten aber strengere Regeln für das Fracking geschaffen werden. Ausschließen würde ich diese Option aber nicht.“

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