Ostemed muss sparen - Ein Szenario: Keine Nacht-OPs und Entbindungen in Zeven

Anfang vom Ende für Krankenhaus?

(rm). Das Geld im Gesundheitswesen ist knapp. Ist es da zu verantworten, im kleinen Krankenhaus Zeven rund um die Uhr ein vergleichsweise wenig genutztes OP-Team bereitzuhalten? Diese Frage stellt Jacob Bijkerk, einer von zwei Geschäftsführern der Ostemed-GmbH, die die Kliniken Zeven und Bremervörde betreibt. Ein Nein hätte Auswirkungen auch auf die Entbindungs-Abteilung: Kann nachts nicht mehr operiert werden, müsste sie geschlossen werden.

Als Geschäftsführer steht Bijkerk in der Verantwortung, die wirtschaftliche Existenz seiner Häuser zu sichern. "Deshalb müssen wir Konzepte entwickeln, die dem steigenden Kostendruck Rechnung tragen", sagt er. Grundtendenz: Konzentration von Behandlungsangeboten auf weniger Standorte. Übrigens: Solche Vorschläge würden auch in vielen anderen Flächenkreisen diskutiert. Zu Einnahmeverlusten könnten vor allem Fallpauschalen führen, auf die die Abrechnungspraxis nach dem Willen der Bundesregierung ab spätestens 2004 schrittweise umgestellt werden muss. Endstadium 2007: Jedes Krankenhaus eines Bundeslandes erhält für die gleiche Behandlung das gleiche Geld. Dabei wird nicht berücksichtigt, ob die Einrichtung groß oder klein, neu oder alt, modern oder veraltet ist. Im Dutzend billiger - wahrscheinlich senkt es Kosten, viele Behandlungen an wenigen Standorten durchzuführen. Zweiter Vorteil von Zusammenlegungen: Je routinierter etwa OP-Teams, desto besser ihre Leistungen. So jedenfalls die These der Bundesregierung. Überspitzt: Ein Arzt, der täglich drei Knie spiegelt, macht weniger Fehler als ein Mediziner, der nur alle drei Wochen vor dieser Aufgabe steht. Diskutiert werden außer Fallpauschalen daher auch Mindestmengen. Nach dieser "politischen Decke" werden sich unweigerlich auch die früher kreiseigenen Kliniken Bremervörde und Zeven strecken müssen. Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat haben die Geschäftsführung daher aufgefordert, entsprechende Konzepte vorzulegen. Dabei gilt: Sowohl der Landkreis als auch die ebenfalls beteiligte bundesweit arbeitende Klinik-Firma Sana müssen zustimmen. Der Vertrag, nach dem sie gemeinsam die Ostemed-GmbH gegründet haben, "verdonnert in grundsätzlichen Entscheidungen nämlich zu Einvernehmen", erklärt Manager Bijkerk. Er rechnet zurzeit verschiedene Szenarien durch. Abschließend bewertet seien sie noch nicht, betont er. Klar ist aber, dass in Zeven die Gynäkologie, die Chirurgie, die Innere Abteilung und eine Notfallambulanz erhalten bleiben sollen. Fachwort für dieses Leistungspaket: Grund- und Regelversorgung. Fraglich ist allerdings, ob weiterhin auch nachts ein OP-Team in Hab-acht-Stellung sein wird. Das nämlich ist teuer, wenig ausgelastet - und nützt auch Notfallpatienten nichts, erklärt der Geschäftsführer. Grund: Bis der OP-Saal überhaupt einsatzfähig ist, vergehen 35 Minuten. "Hochfahren" nennt Bijkerk diesen Prozess. "Und in dieser Zeit könnte der Patient auch nach Bremervörde, Rotenburg, Buchholz oder Stade transportiert werden." Aus seiner Sicht spart ein Verzicht auf seltene Nacht-Operationen vor Ort also Geld, ohne die Versorgung zu verschlechtern. Allerdings: "Wer dem zustimmt, muss auch auf Entbindungen verzichten." Immer wieder nämlich müssen unvorhersehbar Kaiserschnitte vorgenommen werden - natürlich auch nachts. Unverzüglich werden dann Anästhesisten, OP-Schwestern und Chirurgen hinzugezogen, um das Leben von Mutter oder Baby zu retten. Anders als bei Darmverschlüssen oder Schenkelhalsbrüchen bleibt keine Zeit für Transporte. Das Szenario ist umstritten. Sichtbares Zeichen: Unter Protest hat der Kreistagsabgeordnete Friedhelm Helberg (SPD) seinen Sitz in der Gesellschafterversammlung der Ostemed aufgegeben. Seine Meinung: Gerade die Geburtshilfe sei doch ein Aushängeschild Zevens. Wolle man die Zukunft des Hauses sichern, müsse man diese Stärke ausbauen und nicht aufgeben. Ein Verzicht auf die beiden Kreißsäle sei der Anfang vom Ende des Krankenhauses.

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