Heideblume strebt Umwandlung in Aktiengesellschaft an / 90 Prozent Zustimmung

Jung: Genossenschaftliche Struktur erschwert die Behauptung am Markt

(bn). Die Heideblume Molkerei Elsdorf-Rotenburg - 460 Milchlieferanten, 177 Millionen Kilogramm verarbeitete Milch, Umsatz 95,7 Millionen Euro, Bilanzsumme 31,1 Millionen Euro - soll zum 1. Januar in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Voraussetzung: Mindestens 90 Prozent der Genossen stimmen für die neue Rechtsform. "Zurzeit gibt es noch 4,6 Prozent Mitglieder, die einer Aktiengesellschaft skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen", erläuterte geschäftsführender Vorstand Knuth Jung während der jüngsten ordentlichen Generalversammlung im Elsdorfer Hof. Das habe eine Befragung ergeben.

In einer Erklärung der Heideblume heißt es: "Vergangenheitsentwicklung und Zukunftsprognose zeigen, dass die genossenschaftliche Struktur die Unternehmensexistenz zunehmend zerbrechlich erscheinen lässt. Es ist angesichts der durch Unsicherheit und wirtschaftliche Zwänge geprägten Lage der Landwirte durchaus fraglich, ob die für die Zukunft anstehenden Aufgaben noch vollständig durch die Mitglieder abgedeckt werden können. Ein signifikantes Maß an Betriebsaufgaben ohne gleichzeitig neue Mitglieder zu akquirieren, würde eine existenzbedrohende Lage entstehen lassen und dem Unternehmen die Möglichkeiten nehmen, auf Basis strategischer Investitionen Marktentwicklungen mitzugestalten. Zur Absicherung der Unternehmenszukunft muss daher zum jetzigen Zeitpunkt über alternative Beteiligungs- und Finanzierungsmodelle nachgedacht werden." Die Umwandlung der Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft erscheine daher als praktikabel und für Lieferanten, Eigentümer, Mitarbeiter und Kunden eine mit Vorteilen behaftete Variante. In einer Abstimmung während der Generalversammlung gaben 90 Prozent der Mitglieder dem Vorstand die Ermächtigung, den Rechtsformwechsel fortzuführen. Der große Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, als Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Jürgen Holsten, Waffensen, Ehrengäste und Mitglieder begrüßte. Rudolf Heins, Volkensen, Landvolkvorsitzender für den Bereich Zeven, sprach sich in seinem Grußwort für die Aktiengesellschaft aus. Als großes noch zu lösendes Problem müssten, so Heins, die Quoten in den Griff bekommen werden. Unwilliges Rumoren erntete er für seinen abschließenden Satz: "Ich denke, dass wir Landwirte das Tal der Tränen wieder verlassen haben." Der Geschäfts- und Lagebericht von Knuth Jung sollte zwei Stunden dauern und war mit einer Fülle von Zahlen und Fakten gespickt. Der Gesamtmarkt der Milchwirtschaft habe sich im Jahre 2004 auf rund 20 Milliarden Euro eingependelt und sei damit einer der wichtigsten Faktoren auf dem Lebensmittelmarkt. Das Geschäft stagniere jedoch fast. Der Trend zur Konzentration, so Jung, werde sich fortsetzen. 2004 habe es noch 112 Molkereien gegeben. 2010 würden es noch zwischen 50 und 70 Betriebe sein. Die Molkerei Elsdorf, fuhr Knuth Jung fort, sei zurzeit dabei, sich umzusehen, wo eine Beteiligung möglich ist. Grundsätzlich wichtig sei, für Eigenkapital zu sorgen, um als Unternehmen weiter handlungsfähig zu bleiben. Auf Grund von Konzentrationen werde sich die Zahl der bedeutenden Handelsunternehmen verringern und damit die Zahl der Kunden sinken. Inzwischen betrage der Anteil der Discounter am Lebensmittelmarkt schon 22 Prozent und werde sich weiter vergrößern: "Der Discount ist der Motor des Milchpreises." Nach den Worten von Jung beläuft sich das Wachstum der Molkerei Heideblume auf durchschnittlich 13,3 Prozent. Damit sei Elsdorf deutlich erfolgreicher als zahlreiche andere Mitbewerber. Das Wachstum betrage neun Prozent jährlich. Im Jahre 2000 wurden 124 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet, 2004 waren es 177 Millionen Kilogramm. Die Auszahlung sei 2004 auf 0,93 Cent pro Kilogramm zurückgegangen, liege jedoch noch über dem niedersächsischen Durchschnitt. Die durchschnittliche Anlieferung habe sich auf 364.000 Kilogramm belaufen. Jung skizzierte einen Trend für die nächsten zehn Jahre: Wer unter 200 Kühe habe, werde es in Zukunft schwer haben. Die Heideblume hat 165 Mitarbeiter. Investiert wurden 5,6 Millionen Euro. Auch künftig wird investiert werden müssen. Jung: "Bei einer Bilanzsumme von 31,1 Millionen Euro weist die Bilanz der Heideblume Molkerei eine gesunde Struktur auf." Die liquiden Mittel belaufen sich auf gut eine Millionen Euro. 2003 waren es jedoch noch rund vier Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote beträgt 42 Prozent und liegt deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Um Milch für die Verbraucher hochwertiger zu machen, müssten laufend neue Produkte auf den Markt gebracht werden. Der strategische Wettbewerbsvorteil müsse ausgebaut, die Verbreitung der Produkte verbessert werden. Außerdem gelte es, "eine Marke" zu entwickeln. Das koste, wie auch immer es zustande komme, pro Jahr 15 Millionen Euro. Knuth Jung: "Wer den deutschen Markt überlebt, überlebt die ganze Welt." Friedhelm Fitschen, Burg Elsdorf, schied satzungsgemäß aus dem Vorstand aus. Für ihn wurde Joachim Eckhof, Ehestorf, gewählt. In ihrem Amt als Mitglied des Aufsichtsrates wurden bestätigt: Walter Drewes, Frankenbostel; Bernhard Cordes, Wehldorf; Jörg Delventhal, Neuenkirchen; Martin Hankemeyer, Hörpel; Hans Renken, Lünzen; Klaus Schnakenberg, Winkeldorf; Johann Steffens, Ober Klenkendorf; Hermann Stelter, Munster; Eduard Witte, Großenwede.

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