Warum Oldtimer-Fans für schrottreifes Metall gern Geld und Zeit opfern - VON MARGITTA TRUE

Mit Rostschutz und klammen Fingern der Herausforderung begegnen

Er hat zwölf PS, ist knallrot und ein wenig betagt - aber dennoch ganz gut inSchuss. Der McCormick der Familie Ahrend, Baujahr 1956, ein Diesel Typ 112, verdankt seinen guten Zustand seinem Besitzer Hans Peter Ahrend, der nicht nur mehr als 800 Euro in den Trecker mit den Kulleraugen-Scheinwerfern gesteckt hat, sondern vor allem einen guten Anteil seiner Freizeit. Als "Trümmerhaufen" hat er das Gefährt vor vier Jahren erstanden.

Mittlerweile wäre eines der nur rund 250 Exemplare dieses Modells in Deutschland zwar durchaus fit für die Alltagsarbeit in dem Garten- und Landschaftsbaubetrieb, "aber dafür ist er mir zu schade", stellt Ahrend klar. Das übernimmt ein Hanomag, der "nur" 33 Lenze zählt. Mit dem McCormick tuckert er lieber zu Oldtimertreffen. Immerhin 25 Stundenkilometer schnell ging es schon nach Vethem, Oyten oder Waffensen, um mit Gleichgesinnten zu schnacken. Zum Beispiel über die Hydraulik des kleinen Treckers, 1956 schon eine echte Neuerung. Faszination Oldtimer - auch Bruno Zabel aus Visselhövede wurde von dem Bazillus befallen, der dazu verleitet, in kalten zugigen Werkstätten zu basteln ("Ich arbeite mich warm") und viel Geld für schrottreife Metallhaufen auszugeben, die sich unter liebevoller Betreuung bald in echte Prachtstücke verwandeln. Vor Jahrzehnten nutzte der Maurer, jetzt in Rente, noch einen VW Käfer, um Baumaterial für sein Haus zu transportieren: einfach Faltdach auf und `rein mit zwei Meter langen Planken. Später sollte eine Isetta eine besondere Rolle in seinem Leben spielen. 1997 hatte er das Wägelchen gekauft - in einem Zustand, der jedem Autobesitzer die Tränen in die Augen getrieben hätte. Während er den kleinen BMW in seiner Werkstatt wieder auf Vordermann brachte, wuchs die Entscheidung, den Heiratsantrag an seine Lebensgefährtin Sigrid ("einen richtigen, mit Kniefall an der Deutschen Oper in Berlin") einzulösen: "Wenn die Isetta fertig ist, feiern wir Hochzeit". Am 9.9.1999 war es so weit, die beiden fuhren in dem prächtig restaurierten Oldtimer zum Standesamt. "Seitdem waren wir an jedem Hochzeitstag mit der Isetta unterwegs". Doch nun ist der Wagen verkauft worden. Einen Bastler lockt eben vor allem die Herausforderung. Für Bruno Zabel ist das derzeit ein Eicher-Trecker. "Aber der ist auch schon wieder fast fertig", schmunzelt seine Ehefrau. Was bewegt die Nostalgie-Fans dazu, sich mit Zwischengas-Kupplung abzumühen, im Internet stundenlang nach kleinsten fehlenden Teilen zu recherchieren und in langen Unterhosen und Thermo-Jacke mit klammen Fingern Schräubchen zu drehen und Ventile zu reinigen? "Das Erfolgserlebnis, etwas wieder aufzubauen", erklärt Wolfgang Dreier, selbst Besitzer von zwei Isettas und Oldie-Kenner. Und warum an den älteren Modellen? "Um sich ein Stück Jugend zurück zu holen". Und: "Viele gönnen sich heute, was sie sich früher finanziell nicht leisten konnten und fahren ein Auto aus vergangenen Zeiten, verbunden mit schönen Erinnerungen." Nostalgie eben. Kurios: Viele Fans kaufen sich eigens einen Anhänger, weil sie das restaurierte Fahrzeug schonen wollen, wenn es zu Treffen geht. "Zum einen sind die Verschleißteile sehr teuer", erklärt Dreier. "Zum anderen ist man mit einer Isetta, auch wenn sie 85 Stundenkilometer schafft, schon ein kleines Verkehrshindernis".

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