Hiddinger Pferd erfolgreich bei den Paralympics in Peking - Von Thomas Hartmann

Dreimal Gold für Gentleman

Aenne und Rainer Luttmann mit Gentlemans Halbbruder Domino. Aenne Luttmann hält den riesigen Blumenstrauß in Händen, den der Hannoveranerverband nach dem Erfolg ihres Pferdes in Peking schickte Foto: Hartmann
 ©Rotenburger Rundschau

Drei Goldmedaillen aus Peking für Visselhövede? In gewissem Sinne ist das tatsächlich so: Bei den Paralympics, den Olympischen Spielen für Menschen mit Behinderungen, sicherte sich der Brite Lee Pearson drei Siegertitel auf seinem Pferd Gentleman. Und das stammt aus dem Stall von Aenne und Rainer Luttmann aus Hiddingen.

Ein bisschen enttäuscht waren die beiden Züchter schon, dass die Reitsport-Events der Paralympics nicht live übertragen wurden. So blieb nur das gespannte Warten auf die Bekanntgabe der Ergebnisse. Aber die konnten sich wahrlich sehen lassen. In der Einzelmeisterschaft, in der Teammeisterschaft und in der Einzel-Kür holte Pearson Platz eins. Er startete dabei in der Klasse Ib für Reiter, deren Gliedmaßen nur begrenzt funktionsfähig sind oder die beschränkte Balance-Fähigkeit haben. Gentleman führte ihn sicher und mit Abstand zum Erfolg. Erst ein Jahr ist es her, seit der Brite das deutsche Pferd sein eigen nennt. Der Hannoveraner, von Gullit aus einer Weltruhm-Mutter gezogen, kam vor sieben Jahren auf der Weide zur Welt. Der damalige Besitzer Rainer Luttmann erzählt: "Ich kam früh morgens dorthin und sah, dass die Stute gefohlt haben musste. Aber der Nachwuchs war nicht zu sehen. Ich machte mir schon Sorgen. Doch dann entdeckte ich das Fohlen hinter dem Schuppen stehend. Es muss sich durch die Absperrung hindurch dorthin verkrochen haben.“ Luttmann erinnert sich noch, dass er auf Anhieb feststellte: "Na, das Tier ist keine Schönheit.“ Und dieser Eindruck sollte zunächst Bestand behalten: zu groß, fast derb wirkte das Pferd. Deswegen wurde es auch erst vierjährig eingeritten. Aber schnell zeigte sich: In allen drei Grundgangarten war Gentleman überdurchschnittlich gut. Grund genug für Luttmann, Gentleman im Alter von fünf Jahren zu Robert Schmerglatt in Ausbildung zu geben, der ihn ein Jahr im Beritt hatte. Mit Erfolg. Als Luttmann das Tier vor genau einem Jahr dem Briten anbot, griff der sofort zu. "Wenn es unser Pferd schon in eine Nationalmannschaft schafft, dann wäre es natürlich schön gewesen, es wäre für Deutschland gestartet. Aber das ist nun nicht mehr zu ändern,“ sagt Aenne Luttmann. Und so verfolgten sie und ihr Mann die Paralympics eben nicht mit dem üblichen Daumendrücken für Deutschland. Sie hofften auf ihren Gentleman. Dass Pearson mit dem Kauf den richtigen Griff getan hat, scheint jetzt offensichtlich. Der mit Arthrogryosis multiplex congenita geborene Mann musste in seinem Leben 15 Operationen über sich ergehen lassen. Dennoch ist der heute 34-Jährige nicht in der Lage, seine Knöchel oder Knie zu bewegen. Die Gelenksteife war direkt nach der Entbindung festgestellt worden. Trotz dieser schweren Einschränkungen lernte Pearson als Schüler reiten. Und das gab ihm Kraft. Er begann, sich über sein Talent zu freuen, statt sich über seine Behinderung zu ärgern. Neben dem Pferdesport liebt er es, Quad und Jet-Ski zu fahren. Wenn er nicht gerade im Training für die Paralympics steckt. Den ehemaligen Besitzern aus Hiddingen bleibt neben der Freude über ihren Zuchterfolg die Hoffnung, dass sich die beiden Halbgeschwister von Gentleman, die von Don Crusador abstammen, sich ähnlich erfolgreich entwickeln. Rainer Luttmann ist zuversichtlich: "Die werden noch besser.“

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