Hans Kromat baut Instrumente für Startrompeter

Goldschmied und mehr

(hm). Den Schalltrichter auf einer Sichel arbeiten Hans Kromat und Ingo Müller kleine Beulen aus einer Tuba. Alltag für den Instru-mentenbaumeister aus Wil-stedt und seinen Gesellen. Lieber fertigen sie eigene In-strumenten - mit Erfolg. Star-bläser auf der ganzen Welt schwärmen von Kromat-Instrumenten. Zu den Kunden gehören bekannte Musiker wie Ludwig Güttler, Reinhold Friedrichs und Claudio Roditi.

Wenn Hans Kromat einen Auftrag für eine Trompete ent-gegennimmt, muß der Kunde sechs Monate Geduld aufbrin-gen. "Wir können unsere In-strumente nicht wie Fließ-bandprodukte herstellen. Bei uns ist jede Trompete, jedes Horn, jede Tuba und jede Po-saune ein Unikat", so Kromat. Von Spezialisten vorgefertigte Teile wie Maschine und Schalltrichter werden angelie-fert. Für Hans Kromat und sei-ne Mitarbeiter Ingo Müller, Christoph Haase und Anja Bettels, lauter Gesellen, die ihr Handwerk bei Kromat gelernt haben, bleibt die Aufgabe, dem Instrument Leben einzu-hauchen. Kromat: "Unsere In-strumente haben Charakter, der von den Musikern hervor-gezaubert werden möchte." 90 Prozent der handgefertigten Stücke gehen an Profimusiker auf der ganzen Welt. "Um eine Trompete oder eine Posaune zu bauen, müssen wir die Fähigkeiten eines Schlos-sers, eines Urmachers, eines Goldschmieds, eines Drehers und ein wenig auch die eines Bildhauers vereinen", be-schreibt Kromat seine Arbeit. Und weiter: "Entscheidend aber ist, wie das Instrument klingt. Daran arbeiten wir, bis wir 100prozentig zufrieden sind." Zufrieden sind auch die Kun-den: Ein Niederländer ent-deckte bei Kromat eine Trom-pete für den brasilianischen Startrompeter Claudio Roditi. Der Kontakt war auf der größ-ten internationalen Musikin-strumentenmesse in Frankfurt, wo auch Kromat vertreten ist, schnell hergestellt. Inzwischen hat Roditi schon die zweite Trompete aus dem Hause Kromat. "Sie war für ihn noch komfortabler", erklärt. Der In-strumentenbauer. In einer musikalischen Familie aufgewachsen erlernte Hans Kromat im Alter von 13 Jahren das Posaunenspiel. Als er die Schule beendet hatte, ent-schied er sich, in der Bremer Instrumentenwerkstatt Lätzsch seine Ausbildung zum Instru-mentenbauer zu absolvieren. Mit 22 Jahren machte er sich selbständig und gründete auf dem elterlichen Hof in Wilstedt seine eigene Werkstatt - mit Ausnahmegenehmigung. Sei-nen Meistertitel mußte er zwei Jahre später in München nachholen, da vorher kein Prüfungstermin stattfand. Schnell merkte er, daß er dem stetig steigenden Auftragsvo-lumen alleine nicht Herr wer-den konnte. Zuerst stellte er Gesellen ein, dann, 1986, trat der erste Lehrling in seine Fuß-stapfen. Kromat: "Ich erinnerte mich, selbst einmal einen Aus-bildungsplatz gesucht zu ha-ben. Ich fühlte mich ein Stück weit verpflichtet, einen Lehr-ling einzustellen. Der Erfolg gab ihm Recht: Seine Lehrlinge arbeiten bis heute in seiner Werkstatt. In der gleichen Zeit entwik-kelte Kromat eine eigene Linie im Instrumentenbau. Instru-mente von der Stange wollte er nicht bauen. Er verlegte sich auf Einzelanfertigungen, nach Wunsch genau auf die Hände des Musikers, seine Spielhal-tung und seine klanglichen Vorlieben abgestimmt. Ge-meinsam mit den großen Trompetern der Welt entstan-den die ganz spezifischen Kromattrompeten. Von einem Musiker wurde der Tip weiter-gegeben: "Die Instrumente aus Wilstedt sind eine Klasse für sich." Um das Instrument bis zur Perfektion bearbeiten und auf die Wünsche des Kunden ein-gehen zu können, setzt Kromat bei allen Mitarbeitern voraus, daß sie selbst Blechbläser sind. Kromat: "Es ist schon schwer genug, unter Gleichgesinnten einen Klang zu beschreiben. Wenn das Gegenüber dafür kein Gespür hat, ist es fast un-möglich." Um sich richtig auf den Auftraggeber einstellen zu können, bedarf es einer Menge Zeit. "Ein Jazztrompeter hat andere Vorstellungen von ei-ner Trompete, als ein Konzert-trompeter", so Kromat, "ob-wohl das Instrument hand-werklich auf die gleiche Weise hergestellt wird. Den entschei-denden Rest kann nur schaf-fen, wer sich in die Klangvor-stellung des späteren Besitzers hineinversetzen kann." Nur ungern trennt sich Kromat sofort von einem fertigen In-strument: "Am schönsten ist es, wenn das Horn noch ein paar Tage in der Werkstatt bleibt, man es in die Hand nehmen und ein letztes Mal darauf spielen kann", schwärmt er. Kromat ist sicher, daß seine Trompeten, Posaunen und Hörner eine Seele haben. "Wir freuen uns dennoch, wenn der Musiker sein Instru-ment schließlich in die Hand bekommt. Wir wissen dann, daß mit dem von uns geschaf-fenen Produkt, egal, wo auf der Welt, jeden Abend Kultur ge-schaffen wird."

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