Schon fünf Gründer für Selbsthilfe-Gruppe gefunden

Über den Umgang mit dem Post-Polio-Syndrom

Ingrid Grosse-Wolter, hier mit ihrem Hund Luna im Garten ihres Hauses, will eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Post-Polio-Syndrom gründen Foto: Fricke
 ©Rotenburger Rundschau

(nf). Inge Grosse-Wolter sitzt im Rollstuhl. Sie leidet am Post-Polio-Syndrom. Das tritt viele Jahre nach der ursprünglichen Erkrankung bei Menschen auf, die nach ihrer Kinderlähmung eigentlich dachten, die Krankheit überwunden zu haben. Die Groß Meckelserin ist jetzt dabei, eine Selbsthilfegruppe für Betroffene in der Region zu gründen.

„Ich war schon bei Selbsthilfegruppen in Hamburg und Bremen. Das ist aber eigentlich zu weit entfernt“, sagt Grosse-Wolter. Sie ist sich sicher, dass es mehr Betroffene in der Region gibt, die den Austausch mit Leidensgenossen begrüßen würden, wenn es eine Gruppe in der Nähe gebe. Darum möchte sie für den Bereich Zeven/Bremervörde/Stade eine solche Gruppe ins Leben rufen. Sie selbst erkrankte an Kinderlähmung als sie zehn Jahre alt war. Das war 1961, ein Jahr bevor in Deutschland die flächendeckende Schluckimpfung eingeführt wurde. Mehr als 30 Jahre konnte sie nach der ursprünglichen akuten Erkrankung und Rekonvaleszenz ein fast normales Leben führen. Dann kamen die alten Beschwerden, dazu zählen Schmerzen in Muskeln und Gelenken, extreme Müdigkeit, rasche Erschöpfung, Muskelschwäche, Schlafstörungen, Kälteempfindlichkeit und Probleme beim Atmen und Schlucken, zurück. Zuerst wurde ihr Aktionsradius immer weiter eingeschränkt, dann kam der Rollstuhl, als die Arme immer stärker überbelastet wurden, ein Modell mit Elektromotor. „Kinderlähmung ist eine Viruserkrankung, die die Nerven angreift, die Befehle an die Muskeln weiterleiten“, erklärt Grosse-Wolter. Durch hartes Training wurde erreicht, dass andere Nerven die Funktion der geschädigten übernehmen. Nach einigen Jahren scheinen diese Ersatznerven der neuen Aufgabe nicht mehr gewachsen zu sein, sodass die scheinbar erholten Muskeln ihren Dienst wieder aufgeben. Die Diagnose der Krankheit sei schwierig und vielen Ärzten seien die Symptome nicht vertraut, da es Polioerkrankungen durch die Schutzimpfungen in Deutschland praktisch nicht mehr gebe. „So wurde das Post-Polio-Syndrom erst spät erkannt und auch von Krankenkassen und Institutionen anerkannt“, sagt Grosse-Wolter. Die Krankheit ist nicht heilbar, ihr Verlauf kann allenfalls verzögert werden. Ziel der Selbsthilfegruppe, die Grosse-Wolter unter dem Dach des Bundesverbands Polio gründet, ist der Austausch unter den Betroffenen und die gegenseitige Unterstützung. Dazu gehören Tipps für den Umgang mit Krankenkassen ebenso wie Informationen dazu, wo es weitergehende Hilfe gibt. Später sollen auch Referenten geladen werden. „Aber zunächst müssen wir mit mindestens sechs Mitgliedern sechs Monate bestehen, um anerkannt zu werden“, erklärt sie. Das sei wichtig, um Fördergelder von den Krankenkassen zu bekommen, mit denen solche Vorträge organisiert werden können. Fünf Interessierte hat Grosse-Wolter schon für das erste Treffen am Freitag, 4. Oktober. Das findet ab 16 Uhr in Bremervörde im Haus am See statt. Getroffen werden soll sich dann immer am ersten Freitag im Monat. Interessierte können sich unter Telefon 04282/593484 und E-Mail: igrosse-wolter@t-online.de an Grosse-Wolter wenden.

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