Alte Verfahren sollen Böden in Wohnste verbessern

Zurück zum Kompost

Heiner Cuhls, Joachim Brandt, Ralf Otterpohl und Hans-Peter Behrens betrachten Informationen zu Biomailern und Kompostmieten Foto: Fricke
 ©Rotenburger Rundschau

(nf). Der Betrieb von Biogasanlagen gilt den Kritikern der Technik als einer der Hauptgründe für die Vermaisung der Landschaft.

Durch den Anbau der Inputstoffe werden jedenfalls große landwirtschaftliche Flächen für die Produktion der nachwachsenden Rohstoffe genutzt. Hans-Peter Behrens, Betreiber einer Biogasanlage in Wohnste, deren Ausbau auf 1,2 Megawatt elektrische Leistung geplant ist, sucht nach Möglichkeiten der Effizienzsteigerung, um auf weniger Fläche die erforderliche Biomasse zu produzieren. Gemeinsam mit seinem Berater, dem Wohnster Bürgermeister Joachim Brandt, hat er sich dabei mit Heiner Cuhls von der Firma Native Power und Ralf Otterpohl, Professor an der Technischen Universität Hamburg, zusammengetan, um alten Prinzipien der Landwirtschaft zu neuer Akzeptanz zu verhelfen: der Kompostierung und dem Aufbau von Humus in den Böden. "Durch die ständige Düngung mit mineralischen Kunstdüngern werden zwar kurzfristig die Erträge gesteigert, aber die Böden werden langfristig ausgelaugt“, sagt Cuhls. Die Bodenzahlen gingen dadurch zurück, bis die Flächen kaum noch für die Landwirtschaft taugen. "Weltweit hat die mineralische Düngung ein Drittel aller Agrarböden nachhaltig geschädigt“, zitiert Cuhls aus Statistiken. Das Rezept, dass dieser Entwicklung entgegenwirken und nachhaltig für gesunde Böden mit gesteigertem Ertrag sorgen soll, ist die Steigereung des Humusgehalts im Boden. Denn Humus sorge nicht nur dafür, dass der Boden Wasser besser speichern könne, er stelle Nährstoffe pflanzengerecht zur Verfügung. Außerdem würden diese anders als mineralische Dünger nicht ausgewaschen und belasteten so nicht das Grundwasser. "Wichtig ist, dass wir Dauerhumus in die Böden bekommen, denn der fördert das Bodenleben“, ergänzt Otterpohl. Gestützt werden diese Erkenntnisse insbesondere auf Ergebnisse, die mit Versuchsflächen im Harz erzielt wurden. Dort wurde innerhalb von vier Jahren erreicht, dass bei gleichbleibenden Erträgen kein Kunstdünger mehr verwendet werden muss. Das Unternehmen, dass die 40 Hektar Versuchsfläche zur Verfügung gestellt hatte, bewirtschaftet jetzt 1.000 Hektar seiner gesamten 6.000 Hektar auf diese Weise und produziert mit einem eigenen Werk den erforderlichen Kompost. Das soll versuchsweise auch in Wohnste geschehen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten der Komposterzeugung: in sogenannten Biomailern oder in Kompostmieten. Ein Biomailer wird mit dem zu kompostierenden Material – 30 Prozent Mist und Gülle, 40 Prozent Gärsubstarte aus der Biogasanlage und 30 Prozent Biomasse wie Grünschnitt, Buschschnitt und Hackschnitzelreste – aufgebaut. Bakterien wandeln die Stoffe in Humus um. Dabei entstehen Temperaturen von rund 53 Grad. Mit Kunststoffrohren wird die Wärme etwa zur Warmwasserbereitung entnommen. Der Prozess dauert zwölf bis 18 Monate, danach kann der Kompost entnommen und ein weiterer Mailer aufgesetzt werden. Die Kompostmiete wird mit den selben Stoffen aufgebaut, wobei diese so ähnlich wie ein Silagelager geschichtet werden. Innerhalb von acht Wochen beginnt durch die Arbeit von Bakterien die Bildung der Huminstoffe. Das so entstandene Substrat kann dann auf die Böden ausgebracht und bis zu einer Tiefe von etwa 15 Zentimetern unter gegrubbert werden. "Die Humusbildung geht dann im Boden weiter“, sagt Otterpohl. Etwa 20 Tonnen je Hektar müssten zunächst aufgebracht werden, um eine Bodenverbesserung zu erreichen. Allerdings ist der Aufwand nur einmal alle fünf Jahre notwendig. "Danach müssen wahrscheinlich geringere Mengen aufgebracht werden, um den Prozess aufrecht zu erhalten“, sagt Otterpohl. Um genauere Daten zu erhalten, will sein Institut die Wohnster Versuche mit der Kompostierung begleiten. "Wir gehen davon aus, dass sich langfristig höhere Erträge erzielen lassen. Das Problem ist, dass sämtliche Studien zum Humus in Böden aus der Zeit vor 1950 stammen. Danach war die Düngung mit Mineraldüngern die empfohlene Methode.“ Behrens wird in seinem Betrieb eine Kompostmiete einrichten. "Wenn wir dadurch die Böden verbessern und höhere Erträge erzielen, wird auch unsere Biogasanlage effizienter“, formuliert er seine Hoffnungen. Außerdem wird bei einem gartenbaulichen Betrieb in Wohnste von Native Power ein Biomailer errichtet werden. Der soll zunächst einen Gewächshaustunnel mit Wärme versorgen, später im Jahr Warmwasser für das Wohnhaus bereitstellen. "Wir bieten Seminare an, in denen wir das Wissen zu Biomailern und Kompostmieten vermitteln“, sagt Cuhls. Die Wohnster Projekte will er dabei als Anschauungsobjekte nutzen. Iformationen über die Seminare finden sich unter www.native-power.de.

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