Freundschaft zwischen Waffensen und Dorf in Mecklenburg

Rudolf Kienzle

Eine wunderbare, enge Freundschaft besteht seit einigen Jahren zwischen Vereinen aus Waffensen, Westervesede und Neuhof-Neuenkirchen in Mecklenburg-Vorpommern. Entstanden ist diese nicht alltägliche Verbindung durch das große Engagement der Rotenburger Landwirtsfamilie Rudolf Kienzle.

Nachdem die Stadt Rotenburg die landwirtschaftlichen Nutzungsflächen der Kienzles in Hohenesch unbedingt für andere Zwecke benötigte und die Familie keinen Sinn mehr darin sah, auf Teilflächen arbeiten zu müssen, gab sie ihren Hof am Kesselhofskamp in Rotenburg-Hohenesch auf. Eine bessere Perspektive versprachen sie sich in den neuen Bundesländern. Deshalb siedelten sie 1991, gleich nach der Wende, als die Grenzen zur ehemaligen DDR geöffnet wurden, mit ihrer Familie nach Neuhof (bei Zarrentin) in Mecklenburg-Vorpommern um. Die erhoffte neue Perspektive fanden sie dort schon bald: Es bot sich die Gelegenheit, eine ehemalige Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) mit ihren großen Anbauflächen und auch einen Teil des Personals zu übernehmen. Alles lief gut an und weil die Familie Kienzle sich immer für alle Belange der beiden zusammengehörenden Dörfer Neuhof und Neuenkirchen engagierte und Rudolf Kienzle auch politische Arbeit übernahm, wählte man ihn sogar als verwaltenden Bürgermeister beider Dörfer. Mittlerweile schon in der zweiten Amtsperiode. Die Verbundenheit zu ihrer alten Heimat Waffensen hielt die Familie Kienzle aber natürlich weiterhin immer noch aufrecht. Rudolfs Ehefrau Anne - die vor einigen Jahren verstarb - stammt ursprünglich aus Westervesede und engagierte sich früher, genau wie ihre beiden Brüder Johann (Bezirksvorsitzender der Landjugend) und Bernhard Heitmann (Gruppenleiter), sehr in der Landjugend-Arbeit. Sie gründete einst in Waffensen, wo es damals noch keine Landjugendgruppe gab, in den 80er Jahren eine Volkstanzgruppe. Aus dieser bildete sich später zusätzlich auch noch eine Landjugendgruppe. Nachdem sich ihre Familie in den neuen Bundesländern eingelebt hatte, fiel Anne Kienzle auf, dass in Neuhof und Neuenkirchen überhaupt kein Vereinsleben existierte. Also setzte sie ihre Erfahrungen aus Westervesede und Waffensen ein, um hier eine Kinder-Volkstanzgruppe ins Leben zu rufen, die auch Kontakte zu Waffensen aufnahm. Gegenseitige Besuche beider Volkstanzgruppe fanden von nun an regelmäßig statt. Rudolf Kienzle - er war 1986 kurz bevor er nach Mecklenburg umsiedelte Schützenkönig in Waffensen - erzählte seinen Bürgern außerdem immer wieder, dass Vereinsleben einfach unbedingt in ein Dorf gehöre. So trieb er sein Vorhaben voran und brachte es sachließlich fertig, dass sich in seinem Dorf auch ein Schützenverein gründete. Diesem Verein traten Rudolf Kienzle und sein Sohn Florian natürlich bei. Viel Arbeit steckten die Neuhofer in ihren neuen Verein. Sie mußten ja völlig von Null anfangen. Alles wurde in Eigenleistung bewältigt. Auch einen Luftgewehrstand bauten sie sich in einem alten Speicher selber. Mit dem Kleinkalibergewehr schießen die Neuhofer Schützen allerdings nur in den Wintermonaten. Ein ebenfalls mit ihnen befreundeter Schützenverein in Hollenbeck - der Ort liegt auf der gegenüberliegenden Uferseite des Schaalsees - hat ihnen ihre Schießanlage zur Verfügung gestellt. Da Kienzles Königsscheibe noch immer an der Wand des Kesselhofes in Rotenburg hing, hatten die Waffensener Schützen inzwischen beschlossen, dass diese Scheibe wie es bei ihnen Tradition ist, an das Haus ihres Besitzers in Neuhof gehöre. Mit zwei Autobussen, Schützenverein und Spielmannszug machten sich die Waffensener also im Spätsommer 1994 auf den Weg nach Mecklenburg, um die Königsscheibe "umzusiedeln". Mit Tambourmajor Ulli Hastedt und seinem Spielmannszug an der Spitze, kamen die Waffensener Schützen - völlig überraschend für Bürgermeister Rudi Kienzle - vor seinem Haus anmarschiert und nagelten die Königsscheibe an. Was allerdings niemand aus Waffensen wusste, war die Tatsache dass die Einwohner von Neuhof/Neuenkirchen gerade ihr traditionelles Erntefest feierten. Ulli Hastedt erinnert sich: "Es war eine tolle und sehr lustige Fahrt, die allen noch bis heute in Erinnerung geblieben ist - erst lange nach Mitternacht waren wir wieder zu Hause in Waffensen." Der inzwischen gegründete Schützenverein Neuhof-Neuenkirchen wollte nun 1998 zu seinem Schützenfest mit dem Luftgewehr erstmalig auch einen König ausschießen. Der Spielmannszug Waffensen war natürlich sofort bereit, dieses erste Schützenfest zu begleiten. Was für eine Überraschung und welch ein Jubel, als Bürgermeistersohn Florian Kienzle als bester Schütze zum König proklamiert wurde. Ehrensache, dass die Waffensener Spielleute länger blieben als vorgesehen und es sich nach alter Tradition nicht nehmen ließen, den neuen König musikalisch nach Hause zu begleiten, um die Neuhofer Scheibe, neben der Waffenser Trophäe des Vaters von 1994, am Hause der Residenz anzubringen. Natürlich mit dem Versprechen, 1999 beim Schützenfest wieder dabei zu sein. Inzwischen hatte Bürgermeister Rudi Kienzle seinen Schwager Johann Heitmann und dessen Ehefrau Kerstin in Westervesede angerufen, dass ihr Neffe Florian Schützenkönig geworden sei. Sofort machten sich die beiden, natürlich nicht allein, sondern gemeinsam mit einer Abordnung des Schützenvereins Westervesede, auf den Weg nach Mecklenburg, um Florian, dem ersten Schützenkönig des neuen Vereins aus Neuhof/Neuenkirchen, herzlich zu gratulieren. Dass Florians Tante Kerstin 1998 Schützenkönigin in Westervesede wurde, veranlasste wiederum die Neuhofer Schützen, ebenfalls mit einer Neuhofer Abordnung am Schützenfest in Westervesede teilzunehmen. Seit dieser Zeit besuchen sich die Vereine gegenseitig. Klar, dass die Neuhofer auch beim 75. Jubiläums-Schützenfest in Waffensen mit einer Abordnung dabei waren... Malte Palm

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