Barbara Rabong hat den Gottesboten ein Büchlein gewidmet - Von Andr' Ricci

Im Vertrauen auf die Engel

Barbara Rabong hat ihre Engelerfahrungen als Buch veröffentlicht Foto: Ricci
 ©Rotenburger Rundschau

Wenn Wünsche in Erfüllung gehen, kann das viele Gründe haben. Purer Zufall? Reines Glück? Oder vielleicht doch so etwas wie Fügung? Der Glaube an eine unsichtbare Hand, die an den Fäden des Schicksals zieht, ist nicht nur in esoterischen Zirkeln verbreitet. So fanden etwa die Meinungsforscher des renommierten Allensbach-Instituts für Demoskopie heraus, dass rund ein Drittel der Deutschen in den alten Bundesländern an die leibhaftige Existenz von Engeln glaubt. Andere Umfragen erbrachten noch höhere Werte. Für Barbara Rabong sind solche Zahlen keine Überraschung: Die Jeersdorferin ist von der Existenz der liebevollen Lichtwesen überzeugt und hat ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit ihnen nun als Büchlein vorgelegt.

Das im Eigenverlag unter Pseudonym erschienene Werk vereint auf 77 Seiten zahlreiche Anekdoten aus dem Alltag, ein Engelgedicht von Margot Schuberth, ein kurzes Vorwort der Bestsellerautorin Gila van Delden ("Nicht heulen, Husky!“) sowie Illustrationen von Stefan Stutz, der bereits den Esoterik-Klassiker Bärbel Mohrs "Wunschfänger-Engel“ bebilderte (Bärbel Silberstern: "Ein Engel für jede Gelegenheit“, ISBN 978-3-8370-3976-4). "Zufall heißt: Es fällt einem zu“, sagt Rabong. Und in den vielen kleinen Geschichten in ihrem Buch fällt ihr so einiges zu. Sie findet mitten im Großstadtdschungel problemlos Parkplätze direkt vor der Tür, ergattert Karten für eigentlich restlos ausverkaufte Kinovorstellungen und gewinnt Bargeld mit einem Los, das sie eigentlich schon gekündigt hatte. Unpathetisch beschreibt die Autorin glückliche Alltagserlebnisse wie diese und setzt sie in Beziehung zu den Engeln, die nach ihrer Überzeugung im Hintergrund die Regie führen – wenn man sie lässt. "Engel respektieren unseren freien Willen“, sagt Rabong. Wer sich nicht an die Gottesboten wendet, bekommt von ihnen auch nichts aufgezwungen. Gleichwohl seien sie immer da. "Jeder von uns hat Schutzengel an seiner Seite, egal ob er oder sie evangelisch, katholisch, islamisch, jüdisch oder konfessionslos ist“, heißt es gleich auf Seite eins ihres Buches. Wie Engel aussehen und wie zahlreich sie sind – die Katholiken gingen von einem Engel pro Schutzbefohlenem, der Talmud von 11.0000 aus – bleibt dahingestellt. Der Autorin geht es mehr ums Praktische – um die Spuren der Engel im täglichen Leben eben. Ein gut lesbares, vergnügliches Werk ist auf diese Art entstanden. "Ich wollte etwas Leichtes schreiben“, sagt die Wahl-Jeersdorferin. Die Geschichten haben sich im Laufe vieler Jahre angesammelt. Erstmals zur Feder griff Rabong 2007, als ausgerechnet ein Besuch des spirituellen US-Autors und Filmemachers Neale Donald Walsh ("Gespräche mit Gott“) in Hamburg den Engeln reichlich Gelegenheit gab, Wünsche bezüglich Eintrittskarten und Autogrammen zur Erfüllung zu verhelfen. Das Niederschreiben war zugleich eine Art Ausgleich für einen ungleich ernsteren biographischen Roman, an dem die ausgebildete Pharmazeutisch-Technische Assistentin ebenfalls arbeitet. Denn Rabong hat in ihrem Leben nicht nur die schönen Seiten der Spiritualität kennengelernt. Ihr Weg zum zuversichtlichen Engelsglauben und in die evangelische Kirche, in der sie sich heute als aktives Gemeindemitglied an verschiedenen Stellen engagiert, verlief nicht geradlinig. Geboren und katholisch aufgewachsen in Antwerpen, geriet ihr noch junges Leben durch einen harten Schicksalsschlag ins Ungleichgewicht: Als sie gerade zwölf Jahre alt war, verunglückte ihr Bruder tödlich. Was folgte, war eine Suche von Mutter und Tochter nach Halt, nach einer Antwort auf die bohrende Frage nach dem Warum, dem Sinn des Ganzen. Die Suche endete für die trauernde Mutter bei den glaubensstrengen Zeugen Jehovas, denen sie bis heute die Treue hält. Für Tochter Rabong begann eine schwierige Zeit. Kinofilme, die Gleichaltrige ins Schwärmen versetzten, waren für sie tabu und auch freie Partnerwahl war nicht vorgesehen. "Die haben mir meine Jugend gestohlen“, sagt Rabong mit seltsam tonloser Stimme, die keine Verbitterung erkennen lässt. "Alles im Leben hat einen gewissen Sinn“, schiebt sie denn auch prompt hinterher. In den Reihen der Zeugen nahm sie sich zunehmend als Fremdkörper wahr, denkt Rabong zurück. Gemeinsam mit ihrem inzwischen gefundenen Mann Richard kehrte sie Garmisch, wo Mutter und Tochter zwischenzeitlich hingezogen waren, den Rücken. Das Paar landete nach Zwischenstationen in München und Grimma 1998 schließlich in Jeersdorf. Die Veröffentlichung ihres Buches unter Pseudonym ist eine vielleicht letzte Reverenz der dreifachen Mutter an ihr altes Leben. "Die Zeugen Jehovas halten es für Teufelswerk, wenn man mit Engeln spricht“, erklärt Rabong. Sollte ihre Mutter vom Erstlingswerk der Tochter Wind kriegen, dürfte es Probleme geben. Doch denen wolle sie nicht mehr ausweichen, sagt Rabong. Neuauflagen ihres Buches – zwei esoterische Verlage hätten bereits angefragt – werden unter ihrem wahren Namen veröffentlicht, stellt sie klar. Denn bei allem Engelsglauben und der Gewissheit, dass letztlich alles allein in Gottes Macht liegt: Zur Fatalisten ist Rabong nicht geworden, im Gegenteil. "Wichtig ist, die Dinge selbst in der Hand zu behalten“, findet sie. Engel sind nur Erfüller. Die Wünsche müssen von den Menschen kommen.

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