Verein kämpfte schon vor 20 Jahren für Gesamtschule im Kreis - Von Ines van Rahden

Diskussion neu aufgelegt

Christa Strangmann (links) und Helga Graudenz sind fast ein wenig wehmütig, wenn sie an die Auflösung ihres "Vereins zur Gründung von Gesamtschulen im Altkreis Rotenburg" denken Foto: van Rahden
 ©Rotenburger Rundschau

Die Diskussion um Gesamtschulen im Landkreis Rotenburg ist keine neue: Bereits vor 20 Jahren setzte sich eine kleine Gruppe engagierter Lehrer und Eltern für eine integrative Beschulung aller Kinder ein. Der "Verein zur Gründung von Gesamtschulen im Altkreis Rotenburg“ scheiterte jedoch mit seinem Vorstoß an der Politik.

Christa Strangmann und Helga Graudenz erinnern sich gern an das gemeinsame Engagement: "Wir hatten eine Menge Spaß und haben produktiv zusammengearbeitet“, erzählt Strangmann. Die Rotenburgerin hat damals maßgeblich an der Gründung der Initiative mitgewirkt. Hintergrund für den Zusammenschluss war die Idee, im Landkreis eine maximal vierzügige Beschulung mit weniger Frontalunterricht und mehr integrativen Elementen zu ermöglichen. "Am liebsten von Klasse 1 bis 13. Das wäre unsere Idealvorstellung gewesen“, betont Strangmann. Graudenz fügt hinzu: "Wir müssen schließlich jeden Tag mit gesellschaftlichen Unterschieden leben. Das sollten unsere Kinder bestenfalls schon frühzeitig in der Schule lernen.“ Um die Eltern und Lehrer im Kreis von ihrer Idee zu überzeugen, veranstalteten die Aktiven zahlreiche Informationsabende. Zuvor hatten sie Gesamtschulen in Bremen und Braunschweig besucht, sich ausführlich Gedanken über ein stimmiges Konzept gemacht und Kontakt zu anderen Gesamtschulinitiativen hergestellt. Das Interesse an der Initiative wuchs stetig, so dass sich die Verantwortlichen zur Gründung eines Vereins entschlossen, der schließlich am 11. Juni 1991 beim Amtsgericht eingetragen wurde. Christa Strangmann wurde zur Vorsitzenden gewählt; es folgten Monika Schaarschmidt und Helga Graudenz. Als Elternvertreterin arbeitete Christiane Cordes eng mit dem Vorstand zusammen. "Als wir dann soviel positive Rückmeldung erhielten, haben wir uns mit unserem Konzept an die politischen Gremien des Landkreises gewandt“, erzählt Graudenz. "Wir sind dort aber leider nicht mit offenen Armen empfangen worden.“ Der Kostenfaktor sei bemängelt, der Bedarf infrage gestellt worden. Der Vereinsvorstand hatte damals auch den Wunsch geäußert, bei der Fortschreibung des Schulentwicklungsplans mit berücksichtigt zu werden. "Aber das ist leider nie passiert.“ Als der Verein den Landkreis als möglichen zukünftigen Schulträger bat, eine Elternbefragung durchzuführen, wurde diese Bitte umgehend abgelehnt. "Wir haben dann die Bezirksregierung eingeschaltet. Die hat wenig später eine Weisung an den Landkreis ausgesprochen, unserer Bitte nachzukommen“, erinnert sich Graudenz. Was dann folgte, lief in erster Linie schriftlich und über die Zeitraum eines Jahres. Landkreis und Bezirksregierung stritten sich vor Gericht. Die erste Instanz entschied zugunsten des Vereins, die zweite zugunsten des Kreises. Die Urteilsbegründung können Strangmann und Graudenz bis heute nicht nachvollziehen. "Da wurde beispielsweise gesagt, dass der Wille der Eltern nicht erkennbar gewesen sei, tatsächlich eine Gesamtschule zu unterstützen. Dabei hätten wir das mit unseren Unterschiftenlisten jederzeit belegen können“, so Strangmann. Doch der Vereinsvorstand ließ sich von dem Urteil nicht entmutigen. "Wir haben weitergemacht in der Hoffnung, dass sich die Einstellung im Kreishaus doch noch ändert“, erzählt Graudenz. "Der Regierungswechsel 2003 mit dem Verbot, neue Gesamtschulen in Niedersachsen einzurichten, hat uns dann den Genickschuss verpasst.“ Zwei Jahre später beschlossen die Verantwortlichen, den Verein aufzulösen. Heute bedauern beide ihren Entschluss. "Wenn wir gewusst hätten, dass vielleicht doch noch eine Chance auf eine Gesamtschule im Landkreis besteht, hätten wir natürlich weitergemacht. Das ärgert mich fast ein bisschen. Aber damals haben wir eben keine Möglichkeit gesehen“, konstatiert Strangmann. "Dass das in der Diskussion um die Schulstruktur der richtige Weg ist, davon sind wir immer noch überzeugt.“ Heute stehen beide in regem Kontakt mit den Gesamtschulinitiativen in Sittensen und Bothel und tauschen Erfahrungen aus. Sie sind sicher: Wenn sich die Eltern auch weiterhin so nachdrücklich für eine gemeinsame Beschulung ihrer Kinder einsetzen, kann sich der Landkreis diesem Wunsch nicht gänzlich verwehren. "Mütter und Väter können in dieser Angelegenheit sicher noch einiges bewegen.“

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