Seit zwei Jahrzehnten sind Spätaussiedler in der Wümmestadt heimisch

Erste Ankunft vor 20 Jahren

(r/ww). Genau 20 Jahre ist es her, dass die ersten Spätaussiedler in die Wümmestadt kamen. Gerhard Chrzanowski, damals Superintendent des Kirchenkreises, war einer derjenigen, die halfen, die Familien aufzunehmen. "Heute hat jeder zehnte Einwohner Rotenburgs einen Aussiedler-Hintergrund”, berichtet er und betont: "Deutschstämmige Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion sind ein Gewinn und eine Selbstverständlichkeit in der Kreisstadt geworden.”

Chrzanowski blickt zurück auf die Ereignisse von vor zwei Jahrzehnten. Damals seien die ersten Familien aus dem Grenzdurchgangslager Osnabrück nach Rotenburg gekommen – in das ehemalige Predigerseminar in der Ahe. Chrzanowski bemühte sich seinerzeit gemeinsam mit Siegfried Jahnke, Leiter des städtischen Amtes für Jugend und Soziales bis 2003, den Deutschen aus dem Osten eine neue Heimat zu schaffen. Beide fuhren im Herbst 1988 ins Lager Osnabrück, um für Rotenburg zu werben. Sie hatten nicht nur die Wohnangebote für das Predigerseminar im Gepäck, sondern auch einen Videofilm über die Stadt. Trotzdem wurde das Duo kritisch gefragt, "ob Rotenburg als Kleinstadt denn wohl eine Apotheke und einen Arzt habe”. Doch alle Fragen konnten positiv beantwortet werden. Am 6. Dezember 1988 trafen die ersten drei Familien in der Stadt ein. Sie wurden schon am Bahnhof freundlich empfangen und mit kleinen Nikolauspräsent begrüßt. Dabei handelte es sich um die Familien Richard und Elisabeth Beutelspacher, Waldemar Emilie Beutelspacher sowie Ida Barth. Sie sind bis heute in Rotenburg geblieben und mit ihren Kindern - von denen die Jüngsten vor Ort geboren wurden - in der Kreisstadt sesshaft geworden. Emilie Beutelspacher arbeitet in der Stadtbibliothek. Alle Familien, auch die, die in den weiteren Monaten zuzogen, bekamen durch Vermittlung von Chrzanowski Paten, die beim Zurechtfinden und Einleben in Rotenburg behilflich waren. Er hatte sich für die Nutzung des Predigerseminars zur Unterbringung von Spätaussiedlern eingesetzt. Denn: Das Gebäude stand seit Anfang 1988 leer und sollte durch das Landeskirchenamt an eine ortsfremde Vereinigung vermietet werden. Chrzanowski erreichte die Überlassung an die Stadt für insgesamt siebeneinhalb Jahre zum Selbstkostenpreis. Die Wohnungen mit Platz für fast 100 Personen füllten sich schneller als erwartet. Den Weihnachtsgottesdienst in der Ahe feierten bereits acht Familien. Sie sangen zusammen mit der damaligen Jugendkantorei unter Leitung von Karl-Heinz Vossmeier Weihnachtslieder. Konfirmanden brachten Geschenke. Schon 1989 reichte der Platz nicht mehr. Immer mehr Spätaussiedler zogen in Wohnungen in der Stadt. "Der damalige Bürgermeister Bodo Räke hat immer wieder erklärt, dass die Stadt die deutschstämmigen Aussiedler gerne bei sich aufnehme und sich für sie verantwortlich fühle”, so Chrzanowski. Und an dieser Haltung der Stadt habe sich bis heute nichts geändert: "Spätaussiedler gehören dazu. Heute sind viele gar nicht mehr als solche wahrnehmbar.” Tatkräftige Hilfe zur Integration erhielten die Spätaussiedler ab 1989 durch zwei weitere engagierte Männer: Innozenz Grad, seit langem Kreisvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, stand im Vertriebenenamt des Landkreises als Ansprechpartner zur Verfügung. Der Kirchenkreis stellte Sozialarbeiter Herbert Neumann im Diakonischen Werk zur Beratung und Begleitung ein. Beide sind heute noch aktiv, Grad ehrenamtlich, Herbert Neumann unter anderem als Leiter des städtischen Arbeitskreises Integration (gegründet 1999), den Chrzanowski und Jahnke in den Jahren 1997/98 vorbereitet hatten.

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