Rudolf-Schäfer-Verein erweckt Haus aus Dornröschenschlaf

Die Arbeit hat sich gelohnt

Gut besucht war die Eröffnung im Rudolf-Schäfer-Haus Foto: le
 ©Rotenburger Rundschau

(le). Endlich ist eines der ältesten Häuser Rotenburgs, das Rudolf-Schäfer-Haus von 1675, aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Der 2010 gegründete Rudolf-Schäfer-Verein hat es in engagierter Kleinarbeit zu einem bezaubernden Museum umgestaltet und nutzte den 50. Todestag des langjährigen Bewohners, um es der Öffentlichkeit vorzustellen.

50 Jahre lang, von 1911 bis zu seinem Tode 1961, wohnte und arbeitete der international angesehene Kirchenmaler in dem Gebäude, das 1976 vom Heimatbund vor dem Abriss gerettet werden konnte. Zwar wurde es längere Zeit von einem Holzschnitzer genutzt, aber erst jetzt erstrahlt es in unerwarteter Frische und in Liebreiz. Zum Todestag des Künstlers wird sein Werk in einer umfangreichen, gelungenen Ausstellung präsentiert. Ein Gedenkgottesdienst fand in der Kirche Zum guten Hirten beim Diakonissen-Mutterhaus statt - und das aus gutem Grund: Sie ist quasi ein "Symbol für Rudolf Schäfers Schaffenskraft und geistliches Vermächtnis“, so Fritz Henßel, stellvertretender Vereinsvorsitzender, denn hier führte er von 1912 bis 1919 seinen ersten Großauftrag aus und setzte sich dafür erstmals mit den Besonderheiten der Kirchenmalerei auseinander. Altar, Triumphkreuz und die Ausmalung des Chorraums stellten in ihrer religiösen Gesamtaussage eine aufeinander bezogene Einheit dar. Seit 1962 gibt es allerdings nur noch das Altartriptychon und das Kreuz. Und noch einmal konnte Schäfer in dem Gotteshaus neue Wege beschreiten: 1949 wurde er beauftragt, das durch Bombensplitter im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Glasfenster neu zu schaffen. Und wieder galt es für ihn, sich mit einem neuen Medium und den Erfordernissen der Glasmalerei zu beschäftigen. Pastor i. R. Sundermann dachte im Gottesdienst zurück an die Schäfer-Bibel im Elternhaus, dazu ein von Schäfer illustriertes Gesangbuch und den Kleinen Katechismus Luthers; Bücher, in denen er gern blätterte, sich von der Mutter die Titelvignetten erklären ließ. "Rudolf Schäfer lebte und wirkte als Christ lutherischer Prägung“, unterstrich Sundermann und wies darauf hin, dass der Künstler sich in der väterlichen Bibliothek mit theologischer Literatur auseinandersetzte. Schäfers Überzeugung war: "Wer die Kirche betritt, muss ihre Mitte, die Glaubensmitte klar vor Augen haben: das Kreuz“ - in der Kirche Zum Guten Hirten ist es das Triumphkreuz. Stets wollte er Botschafter Christi sein, wollte mit der Lesbarkeit und Klarheit seiner Bildaussage allein dem Bibelwort dienen, und so hat er deutschlandweit 50 Kirchen ausgemalt, ja sogar ein Altarbild für Südafrika geschaffen. Pastor Friedrichsen von der Baptistengemeinde legte seiner Predigt die Zeichnung "Der verlorene Sohn“ von Schäfer zugrunde. Das Triptychon in der Kirche ist, ebenso wie das Glasfenster, geprägt von dichter theologischer Aussage. Die linke Tafel zeigt die Geburt Jesu, der rechte Seitenteil gilt den Emmaus-Jüngern, die Schäfer bewusst nach der Begegnung mit dem auferstandenen Christus gemalt hat und den Bibelvers "Brannte nicht unser Herz...“ hinzufügte. Die Altarmitte aber beherrschen die fünf Klugen Jungfrauen aus dem bekannten Gleichnis. Es ist augenfällig, dass Schäfer die fünf Törichten Jungfrauen wegließ – ihm ging es um die lichtertragenden Gestalten als Verkörperung der Gemeinde auf dem Weg zu Gott. Ähnlich durchdacht ist die Komposition des Glasfensters mit seiner links aufstrebenden, rechts absteigenden Bewegung und dem Scheitelpunkt des Christusmonogramms: links von Fürbitte bis Anbetung und Gotteslob, rechts mit den Gaben Gottes von Brot und Wein des Abendmahls über die Taufe bis zum lebendigen Wort Gottes, dem Bibelbuch. Eine schöne Wiedergabe dieses Fensters findet sich im Erdgeschoss des Rudolf-Schäfer-Hauses, in dem mit einem ausführlichen Rückblick des stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Karsten Henning auf die jüngste Geschichte des Hauses und die von dem Rotenburger Ehepaar Riese initiierte Gründung des Vereins und der von ihm in erstaunlich kurzer Zeit bewerkstelligten ersten Renovierung des Museums die Jubiläumsveranstaltung fortgesetzt wurde. Hennings Hinweis auf die Kosten der erforderlichen Gebäudesanierung griff Hartmut Leefers, scheidender stellvertretender Bürgermeister, auf und erklärte: "Die Stadt ist dabei, den Finanzierungsrahmen bereitzustellen.“ Denn, so fügte er hinzu: "Eine Stadt wie Rotenburg sollte und darf es sich nicht erlauben, eine solche herausragende Persönlichkeit, wie Rudolf Schäfer es ist, mit all seinen geschaffenen Werken in Vergessenheit geraten zu lassen.“ Anschließend kommentierte Jeanette Clasen, selbst bildende Künstlerin, das Werk des Malers und Zeichners, nannte ihn mit Bezug auf seine Ölgemälde den "Raffael von Rotenburg“ und hinsichtlich seiner Grafiken den "Dürer von Rotenburg“. Sie lobte die didaktischen Bibel-Illustrationen und die Lichtführung in Schäfers Grafiken. Unter den zahlreichen Gästen der Ausstellungseröffnung waren auch Linde Klinge, Kirchlinteln, eine Großnichte des Künstlers, und Pastor i. R. Eckard Schäfer, Lüdenscheid, ein Großneffe Schäfers, der bemüht ist, dem jungen Verein ein Gemälde seines Großonkels zu vermitteln. Linde Klinge hat die Kunsthistorikerin Renata von Poser bei ihrer Dissertation über Schäfer eingehend beraten. Daraus ist das allseits gelobte Buch "Rudolf Schäfer, Kirchenausstattungen“ mit zahlreichen Abbildungen und Erläuterungen hervorgegangen. Dieses Werk wird vom Verein zur Zeit zu einem günstigen Jubiläumspreis angeboten. _________________________________________ Über Schäfer Rudolf Schäfer wurde 1878 als Sohn des Pastors Theodor Schäfer geboren, der Leiter der Diakonissenanstalt Altona war. 1913 wurde er mit dem Professorentitel ausgezeichnet, 1917 erhielt er von der Universität Kiel die Ehrendoktorwürde. Für sein künstlerisches Werk wurde ihm 1958 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Im selben Jahr wurde er Ehrenbürger der Stadt Rotenburg. Durch seinen Vater wurde Schäfer früh mit der Arbeit der Diakonissen vertraut und hat ihre im Glauben begründete Pflegeleistung immer wieder zum Thema seiner Gemälde und Grafiken gemacht. Auch im Diakonissen-Mutterhaus finden sich Werke von ihm.

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