Ratsgymnasium: Festakt zum Jubiläum

Wertebewußtsein vermitteln

(le). Natürlich: Auch Feiern gehört zum Leben, gehört zur Kultur. Daß das Ratsgymnasium dies beherrscht, zeigt sich in diesen Tagen, in der Festwoche zum 50jährigen Bestehen der Schule. In der dicht besetzten Aula konnte Oberstudiendirektor Dr. Jarecki zahlreiche Gäste von der Bezirksregierung, dem Schulträger und aus dem öffentlichen Leben begrüßen.

In seiner Ansprache blickte er zunächst auf das Jahr 1949, das Gründungsjahr der Schule, zurück. Es sei kein Zufall, daß in dieser Zeit Hunger nach Information und nach Bildung, auch der Wunsch nach geordneter Normalität zur Gründung der "Ratsschule" führte, wie sie zunächst genannt wurde. Nach der Währungsreform herrschte Aufbruchstimmung, ja eine förmliche Gründungsemphase, die Menschen wollten ihr Leben nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs neu ordnen und fassen. So wurde am 26. April 1949, noch vor der Gründung der Bundesrepublik für Schülerinnen und Schüler der siebten und achten Schuljahre der Unterricht aufgenommen. Damit war im Raum zwischen Hamburg und Verden, Buxtehude und Walsrode die erste öffentliche weiterführende Schule eingerichtet worden. Im Jahre 1955, dem Jahr, in dem das Besatzungsstatut aufgehoben und die Bundesrepublik souverän wurde, konnte der erste Abiturientenjahrgang die Schule verlassen. Eine Abordnung jener Schüler weilte unter den Gästen der Jubiläumsfeier. 1957, so Dr. Jarecki weiter, wurde der Neubau des Ratsgymnasiums an der Gerberstraße begonnen und konnte 1959 bezogen werden. Bis heute, so resümierte er, haben 290 Lehrerinnen und Lehrer am Ratsgymnasium Rotenburg unterrichtet. Was die Zukunft des Ratsgymnasiums angehe, so wolle er daran erinnern, daß die Schule auch immer die Gesellschaft reflektiere, daß sie den Schülerinnen und Schülern aber auch weiterhin das geistige Rüstzeug vermitteln müsse, das sie befähige, den Herausforderungen ihres Lebens zu begegnen. Hier nannte Dr. Jarecki ausdrücklich Kritik- und Kompromißfähigkeit und ein aktives, waches Wertebewußtsein. Für den Landkreis als Schulträger erinnerte sich der stellvertretende Landrat Graf von Bothmer an seine Nöte, 1946 ein Gymnasium in erreichbarer Nähe zu finden. Er verwies auf die traditionell enge Bindung der Menschen im ländlichen Raum an "ihre" Schule und nannte schließlich eine interessante Zahl: Jeder Schüler koste den Landkreis im Jahr rund 1.000 Mark - und allein das Ratsgymnasium habe derzeit über 800. Von der Bezirksregierung Lüneburg überbrachte Abteilungsdirektor Hufenreuter Glückwünsche. Hufenreuter, der als gebürtiger Visselhöveder in Walsrode sein Abitur bestand, hob die bemerkenswerte musisch-künstlerische Ausstrahlung des Ratsgymnasiums und die bedeutenden Kontakte zu ausländischen Partnerschulen hervor. 50 Jahre, so scherzte er, sei häufig die Zeit der Midlife-Crisis, in der der Mann sich einen Ferrari, die Frau einen Latin-Lover erträume. Seine Ankündigung, daß das Ratsgymnasium statt dessen drei neue Lehrkräfte neuen Schuljahr erhalte, war allerdings weniger Geburtstagsgeschenk als sogar nur teilweiser Ausgleich des Lehrerschwunds zum Schuljahrsende. Bürgermeister Bodo Räke überbrachte einen Scheck und sprach als Vertreter der Stadt und betonte die Bedeutung funktionierender Schulen als "weiche Standortfaktoren" für das Wohlergehen einer Region. Für die Elternschaft des Ratsgymnasiums setzte sich deren Vorsitzende, Karin Fuge-Venzke, kritisch mit der Rolle der Eltern in Schule und Erziehung auseinander und wünschte sich, daß Eltern und Schule möglichst intensiv in partnerschaftlichem Vertrauen zusammenwirkten, um Jugendliche für eine kritisch-soziale Teilhabe an der "Freiheitsgesellschaft" zu befähigen. Großen Beifall erhielt Volker Evers vom Kollegium des Ratsgymnasiums, für seine Prognose: "Die meisten von uns werden noch im Amt sein, wenn der Kanzler, der uns als Ministerpräsident beschimpft hat, längst in den Geschichtsbüchern verschwunden ist". Schließlich hoben die Schülersprecher, Jan Peter Seekamp und Christoph Rosenplänter, den Stolz vieler Schüler hervor, zu einer Schule zu gehören, "an der es zum Glück kaum Drogen- oder Gewaltprobleme gibt".

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