Pastor Michael Alex verlässt die Stadtkirchengemeinde - Von Wibke Woyke

Abschied vom bunten Garten

Michael Alex vor dem Stadtkirchenturm: Am 10. März wird der Pastor verabschiedet Foto: Woyke
 ©Rotenburger Rundschau

„Vieles ist mir wirklich ans Herz gewachsen.“ Michael Alex macht keinen Hehl daraus, wie wohl er sich in Rotenburg fühlt. Trotzdem steht für ihn eine Veränderung an: Nach gut 20 Jahren verlässt der Pastor die Stadtkirchengemeinde – und zwar Richtung Zeven. Eine neue Aufgabe wartet, auf die sich der 51-Jährige freut.

Blick zurück: Geboren und aufgewachsen ist Alex in Wolfsburg. Durch den Konfirmandenunterricht und eine tolle Jugendarbeit, erinnert er sich im Gespräch mit der Rundschau, habe er schnell Anschluss ans kirchliche Leben gefunden. Und bald sei der Entschluss gereift: „Ich will Menschen den Glauben zeigen und sie dahin mitnehmen.“ Die wissenschaftliche Theologie, erklärt er lächelnd, sei „nicht so meins“ gewesen, sehr wohl aber die Praxis. Genau die ist es, die er an seinem Beruf schätzt. Doch ohne Theorie und Studium ging’s natürlich nicht. Nach dem Zivildienst in einer Kirchengemeinde folgten Studien in Bethel/Bielefeld und Hamburg sowie in Göttingen, wo Alex sein erstes Examen ablegte. Das war 1989. Die kirchenpraktische Ausbildung – das Vikariat – schloss sich an, in Herzberg am Harz. „Und dann kam ich als Frischling nach Rotenburg“, so Alex. Die zweite Pfarrstelle an der Stadtkirchengemeinde war vakant, die Landeskirche sorgte für die Besetzung mit dem jungen Pastor. Erstmal für drei Jahre, danach musste sich Alex regulär bewerben – was er tat, denn zwischen ihm und der Gemeinde, so erklärt er, habe es einfach gepasst. Von Anfang an fühlte sich Alex gut aufgehoben und angenommen. Nicht nur von den Gemeindemitgliedern, ebenso von seinen Kollegen. Damals als Superintendent an seiner Seite: Gerhard Chrzanowski. Zudem hatte Pastor Heinz Schuster die dritte Pfarrstelle inne. „Die erfahrenen Kollegen haben mich unter ihre Fittiche genommen“, so Alex. Ein guter Einstieg in sein Berufsleben. Heute heißt der Superintendent Hans-Peter Daub und der andere Pastor Uwe Keilhack – auch mit ihnen sowie den weiteren Kollegen habe er stets gut zusammengearbeitet. „Mit allen – so empfinde ich es – bin ich ausgekommen. Zoff hatte ich in den 20 Jahren nicht.“ Bevor Alex an die Stadtkirche kam, habe es, so berichtet er, an seiner Pfarrstelle in den Jahren zuvor häufiger Wechsel gegeben. Als der junge Pastor kam, fragten ihn Gemeindemitglieder: „Aber Sie bleiben doch nun länger?!“ Und Alex blieb. Denn was er als das Besondere und Reizvolle am Stadtkirchenbezirk empfand: Er umfasst nicht nur einen Kernbereich der Stadt, sondern ebenso Borchel sowie die Wasserdörfer. Genau das habe den Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen ermöglicht – und das genoss Alex und prägte seine Tätigkeit. „Mir hat es viel Spaß gemacht“, betont er, denn die Stadtkirche sei „ein bunter Garten“. Und in diesem habe es sich stets gern in einer verbindenden und moderierenden Rolle gesehen. In regelmäßigen Abständen, so sei es Usus, fühlen sich Gemeinde und Pastor auf den Zahn und fragen, ob’s miteinander noch passt. Genau dieses Gefühl habe Alex immer gehabt – und die Gemeinde auch. Trotzdem führt Alex’ Weg nun weg aus Rotenburg. Warum? Im Dezember, berichtet er, sei die Landeskirche an ihn herangetreten. Grund: An der St. Viti-Kirchengemeinde ist nicht nur die zweite Pfarrstelle unbesetzt, der Pastor der ersten Stelle ist zudem erkrankt. Daher der kurzfristige Handlungsbedarf – und die Anfrage an den Rotenburger, ob er sich den Wechsel vorstellen könnte. „Einige Nächte konnte ich schon noch drüber schlafen“, erklärt er. Und natürlich hatte seine Familie ein Wort mitzureden. Schließlich die Entscheidung: Der Weg führt nach Zeven. Denn auch wenn Alex Rotenburg ans Herz gewachsen ist – der 51-Jährige möchte die Chance nutzen, noch einmal in einer anderen Gemeinde tätig zu sein. „Ich bin als Anfänger nach Rotenburg gekommen. Was ich kann und was ich bin, habe ich hier gelernt“, berichtet er. Genau das Wissen und die Erfahrung möchte er in die neue Gemeinde einfließen lassen. Durch die Erkrankung des Pastors vor Ort ist Eile geboten. Daher wird Alex bereits am 15. März dort antreten. Wohnen wird er vorerst weiter in Rotenburg, mit seiner Familie. Denn von den fünf Kindern wohnen drei noch im Haus und sind schulpflichtig. Die aus dem laufenden Schuljahr herausreißen – das will Alex nicht. Und so steht ein Umzug erst nach dem Sommer an. Seine schwersten Erlebnisse, erinnert sich Alex, habe er in der (Notfall-) Seelsorge erlebt. Doch genau dieser Bereich war es auch, der ihm in seiner Arbeit wichtig war, wo er Menschen unterstützen konnte. In der Seelsorge will sich der Pastor weiter einbringen. Konfirmandenunterricht, Trauerseminare, Gottesdienste – all das, wo er Menschen trifft und mit ihnen im Kontakt sein kann, wird ihm weiter Anliegen sein. Gibt es etwas, wo es gehakt hat in der Arbeit? Alex überlegt kurz und gibt dann zu bedenken, dass in den vergangenen Jahren im Kirchenkreis Einsparungen immer wieder Thema gewesen seien. „Das hat mich schon belastet“, gibt er zu. Denn: Seit 2008 stand fest, dass die Gemeinden in Rotenburg aufgrund zurückgehender Mittel mit 0,75 Pfarrstellen weniger auskommen müssen. Für den Planungszeitraum 2013 bis 2016 ist zudem eine weitere Reduzierung von 0,25 Pfarrstellen vorgegeben. Dass sich für Alex nun eine Chance in Zeven ergab, kam daher quasi zum richtigen Zeitpunkt. Seine Stelle wird also nicht neu besetzt. Am Sonntag, 10. März, 15 Uhr, haben Interessierte Gelegenheit, sich von Pastor Alex im Gottesdienst in der Stadtkirche zu verabschieden. „Alle sind eingeladen“, sagt er. Im Anschluss gibt es eine Zusammenkunft im Gemeindehaus mit Kaffee und Zeit für ein paar nette Worte. „Von hier wegzugehen, fällt mir schon schwer“, so Alex. „Aber ich freue mich auch auf etwas Neues.“

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