LAG setzt strenge Maßstäbe für artgerechte Pferdehaltung

In jeden Eimer geschaut

Dass Pferde Bewegung, Luft, Licht und Kontakt zu Artgenossen brauchen, dürfte sich herumgesprochen haben. In vielen Ställen ist wenigstens ansatzweise ein Umdenken festzustellen. Pferdebesitzer, die ihr Pferd nur zum Reiten aus der Box ziehen, müssen nicht selten mit Kritik aus den Reihen der Stallkollegen rechnen. Deshalb können mittlerweile viele Pferde tagsüber Weidegang genießen. Diese Verbesserung der Haltung ist auf eine umfangreiche Aufklärungsarbeit von Fachleuten (Tierärzte, Stallbauer, Reiter, Hufschmiede) zurückzuführen.

Einer, der sich die artgerechte Haltung von Pferden auf die Fahnen geschrieben hat und noch einen Schritt weiter geht, ist Hanns Ullstein junior. Er gründete 1989 in München die Laufstall-Arbeitsgemeinschaft, kurz LAG. Diese LAG hat es sich zur Aufgabe gemacht, aufzuklären und zu beraten. Um die Verbesserung der Pferdehaltung voranzutreiben, hat die LAG 1992 eine Qualitäts-Plakette eingeführt. Diese wird nach einer gründlichen Stallinspektion durch jeweils zwei erfahrene LAG-Inspekteure nach strengen Gesichtspunkten verliehen. Private wie auch gewerbliche Betriebe können eine LAG-Stallplakette beantragen. Die Kriterien, nach denen ein Hof beurteilt wird, werden in der Ausschreibung bekannt gegeben. Dabei gilt es zunächst einmal, zahlreiche Fragen zu beantworten. Die beziehen sich auf die Haltung, wobei allein bei der Einzelhaltung verschiedene Möglichkeiten aufgezählt werden, sowie auf die Beschaffenheit von Auslauf und Weiden. Ebenso wird Auskunft über Futtermittel, Fressmöglichkeiten, Einstreu, Hufpflege und Einzäunungen verlangt. In den Gründerjahren der Arbeitsgemeinschaft war es nur eine Hand voll Betriebe, die sich an die LAG wandte und bereit war, Kritik und neue Ideen anzunehmen. Im vergangenen Jahr bewarben sich dagegen schon rund 300 Ställe, um die inzwischen begehrten Plaketten und Sterne. Davon prozentual mehr im süddeutschen Raum. Etwa 25 Inspekteure und Anwärter gehören zum LAG-Team. Das sind qualifizierte Pferdeleute, die eine mindestens fünfjährige Erfahrung mit einem eigenen Stall oder aber zehnjährige Pferdeerfahrung haben. Schulungen und Fortbildungen komplettieren das Wissen. LAG-Ställe gibt es mittlerweile in der Schweiz, Österreich, Belgien und Frankreich. Wer meint, seinen Stall für die Inspekteure besonders vorbereiten zu können, irrt. Die Anmeldung erfolgt 48 Stunden vor der Visite, die dann bis zu drei Stunden dauern kann. Nach einer genauen, ausführlichen Bewertung findet meist die Verleihung der Plakette und eventuell der Stall-Sterne (bis zu fünf sind möglich) statt. Erst eine Woche ist es her, da hatte Martina Crone aus Mulmshorn LAG-Besuch. Der Stall der Physiotherapeutin, die auch auf dem Gebiet der Hippotherapie versiert ist, wurde einst mit vier Sternen ausgezeichnet. Die Plakette muss allerdings alle zwei Jahre neu beantragt werden, andernfalls verfällt sie. Hat sich die Qualität der Pferdehaltung verschlechtert, werden Stall-Sterne gestrichen oder in bestimmten Fällen die LAG-Plaketten entzogen. In Mulmshorn nahmen die Inspekteurinnen Hanna Landgraf, Itzehoe, und Iris Wilkens, Lüneburg, den Stall Crone erneut unter die Lupe. Nach einem Vorgespräch ging es mit zahlreichen Fragebogen in der Hand zu den Pferden, Unterkünften und Futterständen. Den Augen der kritischen Prüferinnen entging nichts. Grundsätzlich wird Gruppenhaltung von der LAG besser bewertet als Einzelhaltung - falls die Qualität vergleichbar ist. Nachdem optisch alles inspiziert war, wurde die Nase ins Heu gesteckt, ob es denn auch wohlriechend sei. Jeder Futtereimer wurde geöffnet, die Futtervielfalt und -qualität geprüft. Auch vergaßen die Inspekteurinnen nicht, sich die Stallapotheke zeigen zu lassen. Eine Rolle für die Bewertung der Pferdehaltung spielt auch die Hygiene, das Stallklima, ob eine Krankenbox vorhanden ist, die Weide- und Zaungestaltung sowie der gesundheitliche Zustand der Pferde. Martina Crone stand geduldig Rede und Antwort. Eher gelangweilt verfolgten die fünf Pferde (zwei Conemaras, zwei Isländer, ein Großpferd) das Treiben auf dem Hof. Das Abschlussgespräch brachte dann das Ergebnis. Martina Crone bekam erneut die begehrte Plakette und sogar drei Sterne. Allerdings: Ein Stern wurde aberkannt, weil seit der letzten Inspektion ein neuer Unterstand für die Connemaras errichtet wurde. Und der erschien den LAG-Frauen etwas zu klein. Außerdem hätte er eingestreut sein müssen. Vera Mertins

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