Hebammen im Landkreis Rotenburg plagen existenzielle Sorgen - Von Ines van Rahden

Kinderschutz von Anfang an

Ruth Meyer (von links), Birgit Große und Antje Jäger hoffen auf eine gerechtere Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen für Hebammen Foto: van Rahden
 ©Rotenburger Rundschau

Die Hebammen im Landkreis sind verärgert: "In den Krankenhäusern fehlt es an Personal, es wird rigoros gespart und wir hängen irgendwo dazwischen“, sagt Kreisverbandsvorsitzende Birgit Große. Zudem seien Lohn und Arbeitsbedingungen so schlecht, dass immer weniger Hebammen den Beruf erlernen und bis zur Rente ausüben.

Eigentlich ist es eine gute Nachricht: Im Landkreis Rotenburg ist der bundesweit prognostizierte Geburtenrückgang derzeit noch kein Thema. "Im Gegenteil: Wir hatten in diesem Jahr extrem viele Frauen, die ihr drittes oder viertes Kind auf die Welt gebracht haben. Von Nachwuchsmangel kann bei uns noch keine Rede sein“, merkt Hebamme Antje Jäger an. Wermutstropfen: Nicht jede Frau nimmt ihren gesetzlichen Anspruch auf Hebammenhilfe tatsächlich wahr. "Viele werden von ihrem Arzt schlecht beraten, wissen nicht, dass auch wir alle Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft durchführen können und sprechen uns oft erst in den letzten Wochen vor der Geburt an, um sich für das Wochenbett eine Hebamme zu suchen. Das ist natürlich viel zu spät“, betont Jäger. Hinzu kommt, dass die Hebammen in Deutschland derzeit existenzielle Sorgen plagen: Mit einem Stundenlohn von 7,50 Euro netto, Fixkosten von etwa 3.000 Euro im Monat für Betriebs- und Berufshaftpflicht, Mietkosten, gesetzliche und private Altersvorsorge, Versicherungen, Auto und Telefon könnten Hebammen trotz aller Motivation ihren flächendeckenden Versorgungsauftrag nicht länger erfüllen, sagt Jäger. "Wenn man davon leben will, muss man ganz schön viel arbeiten“, betont auch Kreisverbandsvorsitzende Birgit Große. Die Konsequenz: Hebammen ziehen sich verstärkt aus der Hausgeburtshilfe zurück, Frauen in ländlichen Regionen bekommen immer seltener die Möglichkeit, den Geburtsort frei zu wählen. Der Lohn der Hebammen wurde in den vergangenen Jahren prozentual nur minimal angehoben. Weil die meisten Frauen heutzutage selbst nach einem Kaiserschnitt oft schon am dritten Tag nach der Entbindung aus dem Krankenhaus entlassen würden, sei die Verantwortung, die eine Hebamme schultern muss, jedoch stetig gewachsen. "Am dritten Tag hat eine Frau den Milcheinschuss, das Baby trinkt wahrscheinlich noch nicht richtig an der Brust, der Nabel ist noch nicht ab- und die Schnittwunde der Mutter noch nicht verheilt. Um all diese Sachen müssen wir uns kümmern“, sagt Jäger. Auch im präventiven Bereich sei die Unterstützung wichtiger denn je: "Viele Frauen wissen nicht einmal, wie man richtig Essen zubereitet. Andere fühlen sich allein gelassen, wollen einfach ein bisschen reden, benötigen einen guten Rat“, erzählt Hebamme Ruth Meyer. Zeit- und Arbeitsaufwand stünden heutzutage in keinem Verhältnis zur Entlohnung. Gesteigerte bürokratischen Vorgaben hielten die Hebammen zudem immer mehr von ihrer eigentlichen Arbeit ab, meint Große. Um auf die schlechten Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen, plant der deutsche Hebammenverband am 26. November, 11 bis 15 Uhr, eine Kundgebung in Berlin. Große ist sicher: "Auch aus dem Landkreis Rotenburg werden einige vor Ort sein.“

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser