Galerie für Fotografie zeigt "Bilder aus dem Mikrokosmos" von Claudia Fährenkemper

Insekten, Kaulquappen, Samen in Serie

(le). "Bilder aus dem Mikrokosmos" zeigt jetzt die GAFF, die Galerie für Fotografie, im Distelweg 6. Die Fotografin Claudia Fährenkemper hat Serien zu Insekten, Kaulquappen und Samen geschaffen, die in ihrer vollkommenen Ausgewogenheit und Schönheit bestechen. Zugleich führen sie zwingend zu höchst irritierenden, ja sogar zu "letzten" Fragen.

Seit langem wird immer wieder der dokumentarische Wert der Fotografie kritisch hinterfragt. Was Abbild, was inszeniert ist, lässt sich für den Betrachter von zeitgeschichtlichen, politisch wichtigen Fotos oder selbst von Filmbeiträgen für die Nachrichtensendungen des Fernsehens nur schwer beurteilen. In Claudia Fährenkempers rasterelektronischen Bildern an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft kommen zwei weitere Aspekte hinzu. Da ist zunächst der schnell abzuklärende Unterschied zwischen wissenschaftlicher und künstlerischer Sehweise. Dem Wissenschaftler kommt es ausschließlich auf die abbildende Darstellung an. Wichtig ist ihm, dass alle Details, zum Beispiel die Fühler und Beine eines Käfers, möglichst genau zu erkennen sind. Dagegen ordnet Fährenkemper für ihre künstlerisch orientierten Aufnahmen die Präparate auf ästhetisch qualitätvolle Weise an. Das kann zum Beispiel bei der Wiedergabe eines Kugelkäfers bedeuten, dass die Fühler und Beine zugunsten eines besonders geschlossenen Eindrucks wegfallen. Schon hier stellt sich also die Frage, welche Aufnahmen - die wissenschaftlichen oder die künstlerischen - die Wirklichkeit des abgebildeten Insekts "richtiger" wiedergeben. Der Künstler sieht anders als der Wissenschaftler - sieht er deshalb "falsch"? Der eigentlich aufregende und eben zu "letzten" Fragen führende Aspekt dieser Aufnahmen ergibt sich aus der vollendeten Harmonie und Schönheit zum Beispiel in der Feingestaltung der Oberfläche eines Käferflügels. Diese unendlich filigranen Strukturen werden erst unter dem Rasterelektro-nenmikroskop sichtbar. Fährenkemper arbeitet mit bis zu 3.000-facher Vergrößerung. Dabei gehört es zu den Besonderheiten dieser Technik, dass dreidimensionale Bilder mit einem großen Tiefenbereich entstehen. Auf diese Weise (aber auch nur in solchen Vergrößerungen!) wird etwas sichtbar, das keines Menschen Auge sonst jemals erblicken könnte. Damit stellt sich die Frage, für wen die Natur solche Harmonie und filigrane Schönheit schafft. "Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen", schrieb Goethe, "als dass sich Gott = Natur ihm offenbare". Claudia Fährenkemper, 1959 in Castrop-Rauxel geboren, studierte zunächst Kunst und Geographie für das Lehramt, bevor sie ein Studium der Freien Kunst und Fotografie anschloss - unter anderem bei dem Industriefotografen Bernd Becher. Seit 1996 arbeitet sie unter verschiedenen Themenstellungen am Rasterelektronenmikroskop. Beim Besuch der Ausstellung in der GAFF besteht die Möglichkeit, sich durch Gerd Schnakenwinkel über die spezielle Technik und die aufwendigen Arbeitsschritte eines solchen Mikroskops informieren zu lassen. Die Ausstellung ist nach der Weihnachtspause noch vom 9. Januar bis zum 10. Februar mittwochs 17 bis 20 und sonntags 11 bis 13 Uhr geöffnet.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser