Experten diskutierten in der BBS über die Zukunft der europäischen Bildungspolitik

Bildungsreform ist nötig, aber wie?

(fo). "Bildung bewegt sich!" hieß es während der Feierln anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Berufsbildenden Schulen (BBS) Rotenburg. Getreu diesem Motto fand in der vollbesetzten Aula eine Podiumsdiskussion statt, die sich mit Fragen zur Zukunft der europäischen Bildungspolitik befasste. Das Ergebnis: Neugestaltung ist nötig. Doch über den richtigen Weg gibt es - selbstredend - unterschiedliche Ansichten.

Dr. Friedrich Wilhelm Barth, Leiter der Abteilung Berufliche Bildung im niedersächsischen Kultusministerium, Kreishandwerksmeister Heinrich Cordes, Hendrika Duursma, Lehrerin für Niederländisch als Zweitsprache am Friesland College in Leeuwarden/Niederlande (eine der Partnerschulen der BBS), Dr. Volkmar Herkner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Berufliche Fachrichtungen der Technischen Universität Dresden, und Dr. Bodo Stange, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Stade, beantworteten bereitwillig die Fragen von Moderatorin Sabine Kurz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Technik und Bildung der Universität Bremen. Ziel der EU-Kommission sei es, innerhalb von sieben Jahren ein wettbewerbsfähiges und dynamisches Bildungssystem für Europa zu entwickeln. "In den letzten zehn Jahren hat sich auf diesem Gebiet viel bewegt", stieg die Moderatorin in das Thema ein. Die umfangreichen Reformen in den Niederlanden und in Dänemark nannte sie beispielhaft. "Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Effizienz müssen mit gleichbleibendem Budget erreicht werden", stellte sie fest. Qualitätssicherung und -verbesserung im Bildungswesen stünden dabei im Vordergrund. Sie wies darauf hin, dass die Systeme in den europäischen Nachbarländern noch sehr unterschiedlich seien und wandte sich mit der Frage ans Podium, ob es denn eine gemeinsame Bildungspolitik in Europa geben könne. Auch wenn ihre Bildungseinrichtung ein führendes Unterrichtskonzept besitze, habe sich am holländischen Bildungssystem nicht viel verändert, erläutert Hendrika Duursma. Sie plädierte vor allem für eine höhere Allgemeinbildung schon in der schulischen Erstausbildung. "Die Schüler müssen die Gelegenheit erhalten, sich zu präsentieren und gesellschaftliche Kompetenz zu erlangen. Daraus kann sich dann alles Weitere entwickeln." Dr. Herkner, der sich unter anderem mit Didaktik und Methodik beruflicher Bildung in der Metalltechnik befasst, fühlte sich weit weg von der Diskussion. Er machte deutlich, dass Bildungsfragen in Sachsen ganz anders diskutiert würden, als im Nordwesten Deutschlands. Er sprach sich für Bildungszentren aus, die den Übergang zwischen schulischer Bildung, Berufsausbildung und anschließendem Wechsel in ein Beschäftigungsverhältnis fließend gestalten. Aber genau wie Heinrich Cordes und Dr. Barth ist er nicht dafür, das duale Ausbildungssystem zu beseitigen, sondern sieht derartige Kompetenzzentren als Zusatzangebot. "Ich möchte kein altes System abreißen, bevor ein neues steht", betonte Dr. Barth. Kreishandwerksmeister Cordes mag keine große Reform, sondern eher eine in kleinen Schritten: "Was an Verbesserungen möglich ist, werde ich nicht in Frage stellen. Wer nichts ändern will ist fehl am Platz", stellte er lapidar fest. Aber in eine Bildungsreform müsste auch die Familie in einem frühen Stadium eingebunden sein. Die Jugendlichen seien ausbildungsfähig und -willig. Aber dem Willen zum Lernen über das Maß hinaus stehe oftmals das soziale Umfeld entgegen. "Selbst mit dem Gesellenbrief hört das Lernen nicht auf. Warum muss man das immer wieder betonen?", lautete seine rhetorische Frage.

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