Der Künstler Hawoli stellt noch bis zum 8. Oktober in Rotenburg aus

Wo die Kunst in Bewegung ist

(le). "In Bewegung“ heißt die Ausstellung im Rotenburger Kunstturm mit Werken des seit 1973 in Neuenkirchen lebenden Künstlers Hawoli. 1935 als Hans-Wolfgang Lingemann in Bleckede geboren, hat er vier Jahre die Folkwang Hochschule für Musik und Kunst in Essen besucht und ist seit 1962 freischaffender Künstler. In Rotenburg zeigt er Zeichnungen, bearbeitete Fotos, vor allem aber aus Stein und Stahl gestaltete Skulpturen.

Hawoli ist ein freundlicher, schmächtiger, fast zierlicher Mensch, der nur scheinbar in sich gekehrt wirkt. Als Grundthema seines Schaffens bezeichnet er das Verhältnis von Natur und Kultur, Erkundungen von Veränderung und Abhängigkeit. Hat er zunächst als Maler begonnen, ging er bald zu Skulpturen aus Holz über. Im Eingangsbereich des Kunstturms belegen einige Arbeiten, dass er auch das Verhältnis von Papier und Metall gestaltend untersuchte, bevor er Stein und Stahl als ihm gemäße Materialien wählte – vielleicht eine Reminiszenz an ein kurzes Ingenieur-Studium vor den Folkwang-Jahren. Seine langjährige Wahlheimat Neuenkirchen hält mit eiszeitlichen Findlingen genügend Beispiele bereit, an denen sich die gewaltigen formenden und Transport-Kräfte der Gletscher ablesen lassen. Zugleich sind sie häufig Mark-Steine in der Landschaft. Hawoli geht jedoch weiter: Durch die Kombination von Stein und Stahl beabsichtigt er, einen Dialog der Formen und Materialien sichtbar zu machen, zugleich aber das Spannungsverhältnis von Bewegung und Kraft darzustellen. Hawoli hat immer neu, wie Professor Dr. Manske, langjähriger Leiter der Städtischen Galerie Bremen im Buntentor, in seiner Einführung formulierte, "in und aus der Natur gearbeitet“. Hat ihn in seinen Fotografien aus Steinbrüchen das Verhältnis der großen Formen und der (in den Bearbeitungen allerdings nur noch zu ahnenden) Schichtungen fasziniert, so geht es ihm in den Material-Arbeiten bei allem Nachspüren möglicher Dialoge vornehmlich um ein Gleichgewicht, das aber nie ganz hergestellt wird, wie an den beiden Stein-Halbkreisen mit der sie stützenden, verbindenden und zugleich trennenden Eisenstange im Erdgeschoss des Kunstturms erkennbar wird. So vermittelt sich dem Betrachter eine Spannung, die zumindest mit der Symbolkraft des Steins als Inbegriff machtvoller Ruhe divergiert. Hawoli bricht dies auf, indem er große Steine bearbeitet, ihnen an Rückriem erinnernde Bohrkanäle einfügt. Anders das Material Stahl, das als Inbegriff von Kraft gelten kann, die der Formung durch den Menschen bedarf. Spannend und formschön zugleich ist die Material-Collage "Wohin?“ aus den Jahren 1998/2004, mit Hilfe von Stahlruten blütenartig angeordnete Granitbohrkerne. Der Betrachter kann den Titel selbst nachvollziehen: Die Collage wirkt aus unterschiedlichen Blickwinkeln und vom höheren Treppenabsatz aus immer neu stimmig. Ob, wie Manske sehen will, solche Bohrkerne auch "gebrochene Säulen als Symbol für Zeit und Vergänglichkeit“ gelten können, mag jeder für sich entscheiden. Gern arbeitet Hawoli seriell, schafft Reihungen, an denen der Betrachter entlanggehen oder – ein Zugeständnis an die begrenzten Raummöglichkeiten des Kunstturms - sein Auge entlangführen kann. So wird das Verstreichen der Zeit im Kleinen spürbar - eine Vergänglichkeit, die der Künstler durch die Spuren seiner naturgemäß zeitraubenden Bearbeitung ausdrücken möchte und damit den schon genannten Spannungen und Dialogmöglichkeiten eine weitere Dimension hinzufügt. Hawoli Wertschätzung lässt sich an der großen Zahl seiner Ausstellungen im In- und Ausland, an seiner Teilnahme an vielen Bildhauer-Symposien in ganz Europa und an der langen Liste von Veröffentlichungen ablesen, die über seine Arbeiten erschienen sind. Leider sind nur drei größere Arbeiten in Rotenburg zu sehen: zwei im Außenbereich des Kunstturms (darunter "Aufgetischt“, das Granit-Stück auf einer tischartigen Stahlkonstruktion) und der "Jägerzaun“ auf einem Grundstück in der Nödenstraße. Bleibt zu wünschen, dass es zumindest später gelingt, auch weitere große Skulpturen des Künstlers im städtischen Bereich oder im Umfeld auszustellen. Die Ausstellung ist bis zum 8. Oktober samstags 15 bis 17 Uhr und sonntags 11 bis 13 sowie 15 bis 17 Uhr geöffnet.

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