Ausstellung im Rotenburger Kunstturm zu sehen

Lass dein Haar herunter

Frauke Reinke-Wöhl im Rotenburger Kunstturm vor Franziska Hapkes Wand Foto: le
 ©Rotenburger Rundschau

(le). "Lass dein Haar herunter“ - der Titel, den sich acht Studenten der Fachhochschule Ottersberg für die Präsentation ihrer Arbeiten beim Kunstverein Rotenburg gewählt haben, ist das auf Anhieb Aussagereichste der gegenwärtigen Ausstellung: die Assoziation zu Rapunzels Gefangenschaft im Turm. Aber was ist im Kunstturm gefangen? Die Kunst? Und wenn jemand sie besucht, welche Klimmzüge soll er unternehmen?

Fast wirkt der Titel wie eine vorwegnehmende Anspielung, denn Klimmzüge werden dem Besucher in der Tat abverlangt - am deutlichsten wohl im obersten Stockwerk, wo er sich kriechend zwischen Kartons hindurchzwängen muss. Hat er das geschafft, kann er allerdings nicht die schöne Aussicht auf die Stadt und das Ronolulu genießen, sondern sieht in dem verdunkelten Raum einen Bildschirm, auf dem ein Video die Innenansicht eines der Umzugskartons reproduziert und somit der erwarteten Weite eine beklemmende Enge entgegensetzt. Am wirkungsvollsten in der Reihe der eigens für den Kunstturm geschaffenen Arbeiten und Installationen sind wohl die großformatige Wand von Franziska Hapke im ersten Stockwerk, eine an Jackson Pollocks Action-Painting erinnernde reliefartige Materialcollage, sowie die große weiße Stele von Jonas Vauth und Christopher Wempen mit dem erst allmählich sich erschließenden, reichlich augenzwinkernden Titel "Bitte füttern“. Die Stele nimmt jedenfalls Bezug auf die Proportionen des Kunstturms. Allzu vage und unverbindlich bleiben indessen die Eindrücke anderer Arbeiten, etwa die allzu weit voneinander entfernt aufgehängten kleinformatigen Makrofotografien "Hier“ (im Erdgeschoss) und "Dort“ (weit oben im Treppenhaus) von Eva Merz oder die zahlreichen klein- und großformatigen Arbeiten in Schwarzweiß/Helldunkel, ausgeführt in Acryl, Öl oder als Aquarell, in denen Ariane Weidemann narrative Elemente vermitteln, den Betrachter zu einem Erzähltraum anregen will. Auch Julia Apelts Materialcollagen, Arbeiten aus Schrott und Objects Trouv's, wollen auf den Kunstturm Bezug nehmen. Wie weit sich das dem Betrachter vermittelt, mag jeder selbst entscheiden. Zur Ratlosigkeit mancher Besucher trug auch bei, dass ihnen etwa Eva Merz wenig zu der Absicht zu erläutern vermochte, die sie mit ihren Makrofotografien verfolgt. Anders als die eindrucksvolle Ausstellung mit Bronze-Arbeiten von Meisterschülern der Bremer Bildhauerschule vor einiger Zeit vermögen diese Arbeiten nur wenig zu überzeugen. Zwar gehört ein spielerisches Element unverzichtbar, sogar sinnstiftend zur Kunst hinzu, es sollte jedoch wenigstens annähernd erfahr- und erfassbar sein, um eine sachgerechte Auseinandersetzung zu ermöglichen. Schade, denn das großzügige Angebot des Rotenburger Kunstvereins an Studierende der Ottersberger Fachhochschule, Installationen ihrer Wahl im Kunstturm zu entwickeln, hätte eine vielversprechende Zusammenarbeit begründen können. In die Ausstellung führte Frauke Reinke-Wöhl vom neuen Vorstand, der kürzlich durch die Mitgliederversammlung des Kunstvereins gewählt wurde, bei der Eröffnung engagiert ein. Die Öffnungszeiten sind bis zum 10. Juni samstags 15 bis 17 Uhr, sonntags 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr.

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