Jugendliche aus Kroatien wohnen bei Studenten im Bahnhof und erarbeiten Projekte - VON VERA MERTINS

Unabhängig von Herkunft und Glauben

Immer wieder gibt es Studierende an der Fachhochschule Ottersberg, die sich über das übliche Maß hinaus engagieren, aufwendige Projekte entwickeln oder weiterführen, sogar über die Landesgrenzen hinaus. So sorgte erstmals vor drei Jahren ein Praktikum für besondere Anerkennung, das eine Zusammenarbeit mit Jugendlichen von der Youth Peace Group Danube (YPGD) in der kroatischen Stadt Vukovar zum Inhalt hatte. Die Aktivitäten des Friedenskunstprojektes wurden über die Jahre sowohl in Ottersberg als auch direkt in Kroatien weitergeführt.

Ebenso wie in den vorigen Jahren gab es auch jetzt einen Gegenbesuch. 15 Jugendliche aus dem Ausland waren zu Gast im Ottersberger Bahnhof, um gemeinsam mit den dort lebenden Studenten eine Performance mit darstellerischen sowie bildnerischen Elementen unter dem Titel "Zwischentöne" zu erarbeiten. Auf relativ engem Raum wurde zusammen gelebt, gelacht und künstlerisch gearbeitet. Die Verständigung funktionierte dabei zumeist auf Englisch. Je ein Gast kam aus Österreich, Lettland und Kanada, zwei stammten dem deutschsprachigen Raum und elf Jugendliche waren aus Vukovar angereist. Dazu muss man wissen, dass die Stadt bis 1998 unter UN-Verwaltung stand, da es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Kroaten und Serben kam. Die aktuelle Lebenssituation der Jugendlichen ist geprägt durch eine nach ethnischen Zugehörigkeiten aufgeteilte Gesellschaft: in Schulen, Kindergärten, beim Einkauf oder im Cafe leben Serben und Kroaten getrennt voneinander. "Es gibt im Alltag kaum Berührungspunkte zu Gruppen anderer Ethnien und Religionen", berichtet die Theaterpädagogikstudentin Sausan Osman, die zusammen mit ihren Kommilitoninnen Julia Sparmann, Astrid Bockhop und Tanja Schiedermeier für die Durchführung des aktuellen Projektes verantwortlich zeichnet. Hass, Vorurteile und Stereotype seien als Resultat der gewaltvollen Geschichte allgemein verbreitet. Erschwerend komme oft der Mangel an persönlicher und beruflicher Perspektive und eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit in der immer noch stark zerstörten Stadt hinzu. Institutionen wie die YPGD - auch "Donaujugend" genannt -, eröffnen Räume für ethnisch gemischte Gruppen, um den Heranwachsenen durch Workshops und gemeinsame Aktivitäten einen vorurteilsfreien Blick auf die jeweils andere Gruppe zu ermöglichen. Diese Arbeit unterstützen die Studierenden der Fachhochschule, indem sie den Jugendlichen aus Vukovar mit der künstlerischen Projektarbeit die Möglichkeit geben, ihren eigenen Ausdruck und ihr Selbstbewusstsein zu stärken, aber auch neue Perspektiven zu entwickeln. Für die Jugendlichen aus Vukovar bedeutet die Reise nach Deutschland die Möglichkeit, einmal aus ihrem sozialen Umfeld herauszukommen und sich durch neue Begegnungen und Aktivitäten anders zu erleben. "Ein künstlerisches Ziel ist es, die Qualität der "Zwischentöne" bewusst zu machen, da sehr viel Aufbruchkraft in ihnen schlummert", berichten die Studierenden.

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