Hans-Joachim Mertins hilft, wenn Nachbarn streiten

Brückenbau über die Hecke

Hans-Joachim Mertins (Mitte) erhielt aus den Händen von Amtsgerichtsdirektor Arnd Bosse (rechts) und des Vorsitzenden der Bezirksregierung Verden, Ehrenfried Gebeler, seine Ernennungsurkunde als Mediator ausgehändigt Foto: Ricci
 ©Rotenburger Rundschau

(ari). Streit mit dem Nachbarn kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Täglich hat man es miteinander zu tun, täglich bieten sich viele kleine Gelegenheiten, dem anderen eins auszuwischen oder sich selbst mal wieder gehörig zu ärgern über Lärm, Laub und andere vermeintliche Kleinigkeiten.

Schnell sind auch Gesetze verletzt, bei Beleidigungen etwa oder der Missachtung von Abständen. Der Gang ins streitige Verfahren vor dem Kadi bringt indes selten den ersehnten Frieden, sagt Hans-Joachim Mertins. "Da verliert der eine und gewinnt der andere“, moniert der Finteler. Einvernehmliche Lösungen, die Ruhe an beiden Fronten bringen, sehen anders aus. Mertins, obgleich weder Querulant noch Jurist, kennt sich aus mit der Materie, die von Menschen, die nicht selbst in einem heillosen Nachbarzwist verstrickt sind, gerne belächelt wird. Seit zwölf Jahren ist der pensionierte Schulrektor ehrenamtlicher Streitschlichter der Samtgemeinde Fintel. Seit kurzer Zeit trägt er zudem den Titel Mediator, der auf viele erfolgreich abgeschlossene Schlichtungsverfahren und Fortbildungen verweist. Die Ernennungsurkunde wurde dem Finteler im Amtsgericht Rotenburg im Rahmen einer kleinen Feierstunde überreicht. Schiedsverfahren sollen die ordentlichen Gerichte entlasten und dafür sorgen, dass Streitigkeiten im sozialen Nahraum möglichst beigelegt werden, noch bevor sich ein Richter der Sache annehmen muss. Für einige Ansprüche sieht das Gesetz inzwischen obligatorisch die Streitschlichtung vor, so dass eine Klage erst statthaft wird, wenn ein entsprechender Versuch endgültig gescheitert ist. In anderen Fällen ist die Streitschlichtung ein unverbindliches Angebot, das Streithähnen die Chance bietet, kosten- und zeitsparend einen Konflikt zu entschärfen. "Ich versuche, nicht zu werten“, antwortet Mertins, wenn man ihn fragt, was seiner Meinung nach zur hohen Erfolgsquote in den von ihm geleiteten Schiedsverfahren beiträgt. In getrennten Gesprächen sondiert er das Gelände und klärt Hintergründe auf. Das Gesetzbuch bleibt dabei verschlossen: Zwar kennt sich Mertins mittlerweile gut aus in den einschlägigen Bestimmungen, doch im Schlichtungsverfahren geht es eher um praktische Kompromisse als um die Auslegung von Paragraphen. Ein Gespräch muss in Gang kommen. "Die Kommunikationsfähigkeit der Menschen hat nachgelassen“, glaubt Mertins. Ein unparteiischer Moderator kann da Wunder wirken. Dabei ist es keine unverbindliche Plauderrunde, zu der Mertins die Parteien schließlich ins Schiedsamt lädt. Gefundene Kompromisse werden zu Papier gebracht und entfalten die Wirkungen eines Vergleichs: Sie erledigen die Rechtssache und sind Vollstreckungstitel. Nicht selten bringen die Kontrahenten ihre Anwälte mit, oft sind dicke Bretter zu bohren. "Dann geht es ans Eingemachte“, sagt Mertins. Daneben gibt es Fälle, die in einer rein privaten Einigung ohne Rechtskraft enden. Etwa zehn Sachverhalte, von typischen Streitereien unter benachbarten Gartenbesitzern bis zu einfachen Körperverletzungen, landen pro Jahr auf dem Schreibtisch des Schiedsmannes und frisch gebackenen Mediators. Eines sei dabei, egal wie die Sache ausgeht, immer gewiss: "Beide Parteien behalten ihr Gesicht“.

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