Diskussion zum Thema Denkmalschutz und Ortsentwicklung - Von Vera Mertins

Die finanziellen Mittel fehlen

Die Fischerhuder hoffen, dass die Brandruine mitten im Ortskern bald abgerissen wird Foto: Archiv
 ©Rotenburger Rundschau

Der Erhalt und der Schutz von Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen und somit den besonderen Charakter Fischerhudes seit Jahrzehnten prägen, beschäftigt seit Jahren sowohl die einzelnen Eigentümer wie auch die Öffentlichkeit. Fleckenbürgermeister Horst Hofmann (CDU) hatte deshalb in Buthmanns Hof eingeladen, um die Thematik darzustellen und diskutieren zu lassen. Fazit von Ottersbergs Bauamtsleiter Ralf Schack, der sich jetzt auf eine anregende Diskussion im Ortsrat freut: "Der Abend hat gezeigt, dass es andere Möglichkeiten als eine Gestaltungssatzung gibt.“

Diplom-Ingenieur Gerhard Precht vom Landkreis Verden (Fachbereich Bauen, Planung und Straßen) hielt einen Einführungsvortrag. Der Experte betonte, Denkmalpflege sei zunächst einmal Kulturarbeit für die nächste Generation, hieße aber auch Veränderung, Vergessenes neu zu entdecken, Wissen weiterzugeben und Bautraditionen zu bewahren. Denkmalpflege bedeute aber auch Toleranz, wenn beispielsweise ein historisches Bauernhaus mit einem Neubau kombiniert werde oder eine Arztpraxis oder Apotheke integriert würde. Eines sei Denkmalpflege nicht: Diktatur. Vielmehr böte sie ein breites Spielfeld, um den Erhalt von Historischem zu gewährleisten. "Unser Part ist es, gemeinsam mit dem Eigentümer ein sinnvolles Konzept zu entwickeln, in Zusammenarbeit mit dem Handwerk und dem Architekten“, so Precht. Auf die Frage aus dem Publikum (Arnd Brüning), ob sich in den zurückliegenden 20 Jahren etwas gravierend in der Denkmalpflege verändert hätte, berichtete Precht, inhaltlich hätte sich nichts geändert, jedoch sei die finanzielle Beweglichkeit der einzelnen Geldgeber immens zurückgefahren worden. Auch die kommunale Co-Finanzierungsebene sei weggebrochen. Und weil die Zuschüsse fehlen, machten ihm Schuppen, Scheunen, Speicher und unwirtschaftliche Nebengebäude Sorgen. "Von vielen dieser Objekte werden wir uns verabschieden müssen“, bedauerte Precht, dass die Eigentümer oft nicht in der Lage seien, die Erhaltung oder eine Umnutzung alleine zu finanzieren. Konkret auf Fischerhude bezogen meinte Precht, dass es zwei bis drei Bauwerke gebe, die ihm Sorgen bereiteten. Aber unterm Strich sei aus denkmalpflegerischer Sicht keine Fehlentwicklung erkennbar. Nach dem Vortrag hatte das Publikum die Gelegenheit, Fragen an das Podium (Peter Bischoff, ortsansässiger Architekt, Wilfried Mittendorf, Ortsbürgermeister, Volker Lück und Gerhard Precht, Denkmalbehörde, sowie Horst Hofmann und Ralf Schack) zu stellen. Ein Einwohner wollte wissen, ob die Gemeinde bei der Brandruine mitten im Ortskern etwas unternehmen könne. "Durch den Brand ist das Fachwerkgebäude als Denkmal verloren“, stellte Precht klar. Hofmann konnte dazu berichten, dass es Gespräche mit dem Eigentümer gegeben habe. Dieser plane, die Ruine abzureißen und etwas Neues aufzubauen. Mit einer entsprechenden Bauvoranfrage werde sich der Ortsrat demnächst beschäftigen, denn der Eigner wolle vermeiden, dass er das Grundstück nach einem Abriss nicht mehr bebauen dürfe. "Denkmalpflege ist nur ein Aspekt, es geht aber auch um die Frage der Dorfentwicklung und darum, wie beides zusammen zu führen ist“, befand Bischoff. Er selbst hält eine Gestaltungssatzung für schwierig und regte an, dass die Gemeinde einen Ansprechpartner bestelle, der umbau- oder sanierungswilligen Eigentümern eine Beratung biete und aufzeige, welche Möglichkeiten es gebe. "Mit der personellen Ausstattung, die wir jetzt haben, ist das nicht zu leisten“, machte Schack deutlich. Im weiteren Verlauf der Diskussion kam auch der Beschluss zur Änderung des Bebauungsplanes Ortszentrum Fischerhude zur Sprache. Der wurde mit dem Ziel gefasst, den Ortskern in seiner Ursprungsform zu erhalten. Konkret: Wenn jemand ein bauliches Vorhaben verwirklichen möchte, das nicht zum Ortskern Fischerhudes passt (Hofmann:, "Zum Beispiel ein Fertighaus mit blauen Dachpfannen“), dann könne versucht werden, mit dem entsprechenden Eigentümer einen Kompromiss zu finden. "Aber eine Gestaltungssatzung durchzusetzen und es jedem Recht zu machen, das ist unmöglich“, betonte Hofmann. Mittendorf wiederum regte an, festzulegen, wieviele Wohungen pro Hofstelle entstehen dürfen. Seine Befürchtung: Immer mehr Wohnungen und vor allem immer mehr Autos könnten das Bild der Höfe bestimmen. Ein weiterer Veranstaltungsgast (Ulrike Meyer) machte darauf aufmerksam, dass auch eine Gestaltungsfibel ein wunderbares Werk sei, dass für Hauseigentümer beispielgebend sein könne. Darin müsse stehen, welche Varianten bei Sanierungs- und Umbaumaßnahmen der historisch gewachsenen Bausubstanz möglich und sinnvoll seien. Ob Auffahrten, Einfriedungen, Dachformen oder Garagentor: Wenn das Heft komplett durchdekliniert sei, hätten Interessierte etwas Konkretes und Hilfreiches in der Hand.

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