Corinna (14) und Alexander Heinze (17) gehören zu den jüngsten Fahrern der Hovercraft-WM in Berlin

Bendingbostels schnellstes Geschwisterpaar

(sps). 2006 kommt die Fußball-WM nach Deutschland. Doch die wenigsten Deutschen wissen, dass sie bereits ab Mittwoch, 1. September, für fünf Tage Gastgeber einer Weltmeisterschaft sind: Dann nämlich findet auf der Galopprennbahn in Berlin- Hoppegarten die Hovercraft-WM statt. Mit dabei sind Corinna und Alexander Heinze aus Bendingbostel - zwei der jüngsten Fahrer im Feld.

Alexander ist mit 17 Jahren der jüngste Fahrer in der Formel S (Single - ein Motor, ein Rotor). Seine Schwester Corinna ist die jüngste Hovercraftfahrerin Deutschlands. Während der WM, wird sie am Freitag, 3. September, ihren 15. Geburtstag feiern. Sie startet in der Formel J (Jugend, zwölf bis 16 Jahre). Für die Geschwister ist es der erste Start bei einer Weltmeisterschaft - für Corinna werden es sogar die ersten Rennen überhaupt sein. Vor gut einem Jahr wurden die beiden auf den Hovercraftsport aufmerksam und traten daraufhin dem ersten Bremer Hovercraftclub im ADAC bei. Auch ihr Vater Michael Heinze ist mittlerweile Mitglied. Aber er verpasste die aktive Teilnahme an der Weltmeisterschaft, da er aufgrund technischer Probleme nicht rechtzeitig die zum Start benötigte Lizenz erhalten konnte. Bei der WM gehen über 150 Starter aus etwa 100 Teams an den Start. Teilnehmer reisen aus Japan, Kanada oder auch Malaysia an. Die Bezeichnung "Weltmeisterschaft" hat hier also durchaus ihre Berechtigung. Der Hovercraft-Verband WHF (world hovercraft federation) versucht deshalb, die WM immer im Wechsel innerhalb und ausserhalb Europas zu veranstalten. Der Rennkurs in Hoppegarten stellt eine Besonderheit dar: Es handelt sich hierbei um die einzige permanente Hovercraftrennstrecke Europas. Auch die Stadt Rotenburg ist mittlerweile auf den Hovercraft-Sport aufmerksam geworden. Dazu Heinz Gehnke vom Infobüro Rotenburg: "Wir würden gerne die Europameisterschaft nach Rotenburg holen. Allerdings müssen wir erst noch prüfen, ob die in Frage kommenden Flächen auch tatsächlich derartig genutzt werden können". Passende Plätze für Hovercrafts zu finden, gestaltet sich meist schwer, da zu einer guten Strecke sowohl Land- als auch Wasserabschnitte gehören. Zum Hovercraftfahren gehört schon etwas Mut: Während sie über Land und Wasser flitzen, knien die Fahrer unangeschnallt in ihren Booten. Die Geschwister Heinze haben beide schon die Erfahrung gemacht, wie hart ein Sturz ins Wasser bei Tempo 80 sein kann. Ohne Schutzkleidung sollte man diesen Sport besser nicht ausprobieren: Helm und Schwimmweste sind für alle Fahrer Pflicht. Zudem sollte möglichst der ganze Körper bedeckt sein. Ein Protectorhemd und Knieschützer sind ebenfalls sehr zu empfehlen. "Man fährt nur einmal ohne Knieschützer. Als ich das mal gemacht hab, konnte ich erst nach zwei Tagen wieder vernünftig gehen", berichtet Corinna. Weitere Sicherheitsvorkehrungen betreffen das Hovercraft selbst: An den Handgelenken der Fahrer ist während des Rennens eine Schnur befestigt, an deren Ende sich ein Gummiknopf befindet. Nur wenn dieser Knopf an vorgesehener Stelle im Hovercraft angebracht ist, kann der Motor überhaupt laufen. Hintergedanke: Wirft es den Fahrern während des Rennens über Bord, wird der Knopf herausgezogen und der Motor sofort abgestellt. So wird verhindert, dass das Luftkissenboot führerlos in der Gegend herumrast. Fairness wird von allen Beteiligten groß geschrieben: "Der Konkurrenzkampf untereinander beschränkt sich ausschließlich aufs Rennen", betont Cord Delventhal, Sportleiter des ersten Bremer Hovercraftclubs. Bei Remplern auf der Strecke droht dem unsportlichen Fahrer die Disqualifikation. Bevor es jedoch an den Start geht, muss oft tagelang an den Hovercrafts geschraubt werden. Alexanders Hovercraft wiegt etwa 170 Kilogramm - ein möglichst leichtes Boot ist von Vorteil. Denn jedes Kilo weniger an Bord, bringt ein wenig mehr Geschwindigkeit. Die Motorenpalette der Renner reicht von 350 bis 800 Kubik mit einer Leistung von bis zu 170 PS. Je nach Rennklasse werden mit den Fahrzeugen Höchsgeschwindigkeiten von 80 bis 160 Stundenkilometern erzielt. Wichtig ist dabei, dass der eingesetzte Motor stets dem entsprechenden Regelwerk der Klasse oder des Wettkampfes gerecht wird. "In einer 72-Stunden-Aktion mussten wir jetzt bei meinem Boot einen neuen Motor einbauen, der dem WM-Reglement entspricht", berichtet Alexander. Praktisch alle technischen Angelegenheiten regelt das Team selbst. Doch selbst kurz vor der WM kann bei den Heinzes von einer geruhsamen Vorbereitung keine Rede sein: Am heutigen Sonntag, 29. August, werden die Hovercrafts abends verladen und schon nach Berlin gebracht. Vorher fahren die drei noch auf einer Showveranstaltung im Bremer Space-Park. "Wir stellen den Besuchern die Boote vor, zeigen wie die Technik funktioniert und versuchen den Leuten den Sport näher zu bringen", erklärt Alexander. Und das gelingt vielerorts immer besser - Hovercrafts erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Delventhal sieht die Gründe dafür insbesondere in der familiären Atmosphäre, die sowohl in den Clubs, als auch bei den Wettkämpfen herrsche. "Es kann vorkommen, dass der Weltmeister bei dir vorbeikommt und dir mit einem Ersatzteil aushilft, damit du weiterfahren kannst", so der Sportleiter. Deutschlands Hovercraftszene kommt noch recht bescheiden daher - es gibt bundesweit lediglich fünf Clubs und etwa 20 Fahrer, die Rennen bestreiten. Die Tendenz ist jedoch steigend. Alleine der Bremer Hovercraftclub wird im nächsten Jahr bereits neun Fahrer an den Start schicken können. Im Herbst werden zwei weitere Hovercrafts aufgebaut und der Fuhrpark des Vereins damit auf fünf funktionstüchtige Renner erweitert. Die Anzahl der Mitglieder ist seit der Gründung 1999 von sieben auf 30 angewachsen und "Neue sind im Club immer willkommen", betont Delventhal. Wer mit dem Gedanken spielt, sich als Hovercraftfahrer mit dem eigenen Boot zu versuchen, braucht neben Geschick und technischem Know-How vor allem auch das nötige Kleingeld. Ein Boot kostet zwischen 2.000 und 4.000 Euro. Zwar sind Motoren, Rotoren und Ersatzteile manchmal über andere Clubs und Fahrer günstiger zu bekommen, aber trotzdem werden Sponsoren dringend benötigt, "da das Team zu 99 Prozent alles aus eigener Tasche finanzieren muss". Hovercraftinteressierte wenden sich am besten an Cord Delventhal, Telefon 04264/821975, e-Mail: cord.delventhal@online-home.de oder surfen www.-bremer-hoverclub.de. an. Mehr über die Aktivitäten der Familie Heinze gibt’s unter www.hovercraft-heinze.de.vu. Weitere Informationen zur anstehenden Weltmeisterschaft auf www.hovercraftracing.net. Bild: Alexander und Corinna Heinze sind in ihren Renklassen die jüngsten Fahrer weltweit Foto: Schwade

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