Campingplatz Bothel: Bank mischt sich in den Dauerstreit ein - Von Stephan Voigt

Räumung oder Legalisierung?

Volker Löber (links), Uta Thümler, Erika Schmidt und Philipp Harth lesen sich die Stellungnahme der NF Bank durch Foto: Voigt
 ©Rotenburger Rundschau

Muss der Botheler Campingplatz von Dauercampern geräumt werden? Kann eine irgendwie geartete Legalisierung der dort teilweise seit Jahren bestehenden Wohnverhältnisse erreicht werden? Oder ist sogar eine Umwandlung des Areals in lukrative Wohnflächen möglich? Darum herrscht seit Jahren Streit zwischen der Gemeinde Bothel und der Eigentümerin des Platzes, der Bremer NF Bank. Und die Bewohner fürchten die Obdachlosigkeit. Jetzt meldet sich das Kreditinstitut mit einem Schreiben zu Wort und erhebt Vorwürfe gegen die Gemeinde. Bürgermeisterin Erika Schmidt (SPD) reagiert ungehalten.

Bereits 2001 schrieb der Landkreis an die in Bothel lebenden Dauercamper, die dortigen Wohnverhältnisse seien so nicht tragbar. Seitdem müssen die meist in finanziell angespannten Verhältnissen lebenden Botheler mit einer Räumung rechnen. 2006 erwarb die NF Bank das Areal im Rahmen einer Versteigerung. Weil der Betrieb des Campingplatzes finanziell nicht lukrativ verläuft, will die Bank Veränderungen herbeiführen, um keine weiteren Verluste zu machen. Wie aber können diese Veränderungen aussehen? In einem eineinhalb-seitigen Schreiben der NF Bank an die Rundschau heißt es: "Wir bekennen uns dazu, dass wir unser Engagement um den Campingplatz mit dem bestmöglichen wirtschaftlichen Ergebnis beenden müssen. Dabei übersehen wir aber keinesfalls die Situation der Pächter. Es gibt Ideen, die eine Bebauung eines Teils der Fläche mit Wohnraum vorsieht, der den jetzigen Pächtern des Platzes vermietet werden kann. Dabei soll berücksichtigt werden, dass diese Menschen überwiegend nicht mit großem Wohlstand ausgestattet sind.“ Also Wohnbebauung? Das kommt für die Gemeinde nicht in Frage. Bürgermeisterin Schmidt, Philipp Harth (CDU), Uta Thümler (Grüne) und Volker Löber von der Samtgemeinde-Verwaltung erklären, dass dies nicht machbar sei, weil direkt neben dem Campingplatz der Sportplatz der Gemeinde liegt: "Hätten wir dort Wohnbebauung, wäre der Sportbetrieb nur noch sehr eingeschränkt möglich.“ Außerdem habe sich die Gemeinde schon in einer Ratssitzung vom 25. November 2003 gegen eine Umwandlung in Wohnflächen ausgesprochen. "Die Bank wusste das, als sie das Areal ersteigert hat“, so Schmidt. Also soll der Campingbetrieb doch erhalten bleiben? Das sieht Banksprecher Gerald Klementz nicht so: "Der Tourismus mit Wohnmobilen führt nicht nach Bothel.“ Und das Dauercamping ist in der jetzigen Form nicht zulässig, selbst wenn Kreditinstitut und Gemeinde sich darauf einigen würden. Das hat die Landkreis-Verwaltung bereits 2001 klargemacht. Kommt es zu keiner Einigung, muss der Campingplatz geräumt werden. Damit droht die NF Bank in ihrem Schreiben auch: "Solange keine Perspektive für den weiteren Betrieb erkennbar wird, müssen wir jedoch die momentane Nutzung auf dem Gelände aus wirtschaftlichen Erwägungen einstellen. Es wäre dann günstiger, einmal im Jahr einen Rasenmäher über das Gelände zu schicken.“ Gegenüber der Rundschau findet der Bauamtsleiter des Landkreises, Alfons Schulte, für die Bewohner zunächst beruhigende Worte: "Aktuell ist keine Räumung geplant. Wenn doch, werden wir das ankündigen.“ Löber fügt hinzu: "Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Die Leute müssen sich im Fall einer Räumung eine Wohnung suchen. Wenn sie keine finden, werden sie obdachlos und dann wäre die Samtgemeinde für sie zuständig. Wo wir dann mit den Bewohnern bleiben, darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht.“ Als Lösung der vertrackten Lage wäre eine Legalisierung des Dauercampingbetriebs denkbar. Auch dazu erklärt sich die NF Bank bereit: "Sollte aber tatsächlich das dauerhafte Wohnen auf dem Campingplatz von Gemeinde und Kreis ernsthaft gewollt und planungsrechtlich umgesetzt werden, würden wir uns auch an diesem Modell beteiligen. Dabei muss aber klar sein, dass ein wirtschaftlicher Betrieb nur möglich ist, wenn mindestens 120 ordentlich errichtete Mobilheime zum dauerhaften Wohnen aufgestellt und angemessene auskömmliche Pachten gezahlt werden.“ Dagegen hat Löber Einwände: "Dauerhaftes Wohnen ist dort schon wegen erschließungsrechtlicher Probleme nicht möglich.“ Wie und ob eine Legalisierung der Lage auf dem Campingplatz, wie von Bürgermeisterin Schmidt propagiert, erstrebenswert ist, darüber herrscht in der Gemeinde Uneinigkeit. Während Thümler eine Neuorganisation mit teilweisem Dauercamping – ähnlich der in den USA weit verbreiteten Wohnwagenparks – und normalem Ferienbetrieb ins Spiel bringt, erklärt Harth: "Unser erstes Ziel ist nicht, dass die jetzigen Bewohner dort bleiben. Die haben lange genug gewusst, dass sie da raus müssen.“ Seitens der Gemeindevertreter wird ein grundsätzlicher Vorwurf gegen die Bank erhoben – nämlich, dass diese den Campingplatz ersteigert hatte, weil sie darauf spekulierte, daraus Wohnland zu machen. Als Indizien dafür führt Schmidt ins Feld, dass von Seiten der Bank bereits ein halbes Jahr nach der Versteigerung die Anfrage kam, ob aus dem Campingplatz ein Wohngebiet gemacht werden könne. Die Bank hingegen erklärt, den Campingplatz 2006 innerhalb von zwei Teilversteigerungen in Gänze erworben zu haben, nachdem ihr über ein Tochterunternehmen nach der Insolvenz der damaligen Eigentümergesellschaft bereits 143 von 226 Miteigentumsanteilen gehörten. Während Bank-Sprecher Gerald Klementz erklärt, das Kreditinstitut habe die restlichen Anteile gekauft, um als alleinige Eigentümerin handlungsfähig zu sein, sagen die Gemeindevertreter: "Die Gemeinde wollte 2006 den gesamten Platz kaufen, die Bank hat aber mehr geboten.“ Thümler und Schmidt berichten, noch in der jüngsten Zeit Versuche unternommen zu haben, die vertrackte Lage zu klären. "Im Januar haben wir der Bank vorgeschlagen, den Campingplatz gegen Wohnbauflächen in der Gemeinde zu tauschen – das wollte die Bank nicht“, so Thümler. Und Schmidt ergänzt: "Im März, nach einer Fachausschusssitzung bei der ein Bankvertreter zugegen war, habe ich ihm angeboten, den Campingplatz für 370.000 Euro, also den Versteigerungspreis, zurückzukaufen.“ Der Vertreter des Kreditinstituts habe darauf erwidert, eine Bank aus Schottland sei bereit für das Areal 1,5 Millionen zu bezahlen. "Wieso verkaufen die dann nicht?“, fragt Löber sich daraufhin. Deutlich wird: Ganz ernst nimmt niemand der Anwesenden dieses angebliche Angebot. Sollte die Gemeinde das Areal erwerben, wäre der Zwist mit der Bank beendet. Noch immer nicht geklärt wäre aber, wie mit den Dauercampern weiter verfahren wird.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser