Auffangstation für Reptilien: Rene Becker klagt über das Land - Von Stephan Voigt

Kein Geld für gute Arbeit

Rene Becker mit einem der vielen Reptilien in seiner Auffangstation in Stemmerfeld Foto: Voigt
 ©Rotenburger Rundschau

Er hegt und pflegt ausgesetzte oder verletzte Reptilien sowie Gefahrtiere, bekommt dafür allerdings keinerlei finanzielle Unterstützung vom Land Niedersachsen, klagt Rene Becker, Vorsitzender des Trägervereins der Auffangstation in Stemmerfeld. Mehr noch: Becker wirft dem Land vor, Tiere bei ihm abzugeben, weil es woanders dafür zahlen müsste.

„Die Zusammenarbeit mit der zuständigen Artenschutzbehörde, dem niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz war immer positiv, solange wir kein Geld haben wollten“, sagt Becker gegenüber der Rundschau. Seit mehreren Jahren führt er einen Kampf um eine finanzielle Anerkennung seiner Arbeit, denn die ist kostspielig. Becker rechnet vor, dass allen Tieren zwei Kotproben abgenommen werden – bei Ankunft in der Auffangstation und beim Ende der Quarantänezeit. „Das kostet 50 Euro. Schildkröten müssen zusätzlich noch eine Blutprobe wegen eines Herpestests abgeben, was nochmal mit 25 Euro zu Buche schlägt“, rechnet Becker vor. Hinzu kommen Kosten für Unterbringung, Nahrung und eventuell tierärztliche Versorgung. So habe die Behandlung einer am Panzer verletzten Schildkröte bislang schon 300 Euro verschlungen. Laut Becker ist das Land für alle Tiere zuständig, die unter Artenschutz stehen, die Kommunen für Fundtiere. Besonders das Land sperre sich aber gegen Zahlungen, was auch verschiedene Briefe belegen, die Becker im Laufe der Jahre erhalten hat. So schrieb die zuständige Artenschutzbehörde, das NLWKN, am 29. August vergangenen Jahres an Becker, dass grundsätzlich Einrichtungen anerkannt werden, die ein breites Artenspektrum aufnehmen. „Am Telefon wurde mir dazu gesagt, dass die auch für die Exoten zahlen würden, wenn wir zusätzlich Igel und Rehe aufnehmen würden“, so Becker. Das funktioniere aber nicht, schließlich halte er auch Gifttiere in seiner Station. Eine Auffangstation, die vom Land unterstützt wird, ist diejenige in Leiferde im Landkreis Gifhorn. „Die sind aber so überlaufen, dass wir neulich 20 Tiere von denen aufgenommen haben“, berichtet Becker. Das darf er, seine Arbeit wird von Landesseite also offensichtlich nicht als schlecht eingestuft. Entsprechend geht Beckers Vorwurf noch weiter: Das Land überlasse seiner Station Tiere, weil, wenn die Schlangen oder Schildkröten in eine Auffangstation kämen, die finanziell unterstützt wird, das Land dort für die Haltung aufkommen müsste. „Von einer formalen Anerkennung unserer Station kann man also sprechen, nur zahlen will das Land nicht“, sagt Becker, der hinzufügt, auch Behördenmitarbeiter zu schulen: „Die zahlen ihren Lehrgangsbeitrag. Das ist also in Ordnung. Aber es wäre auch schön, wenn das Land uns auf die Sachkundeliste setzen würde.“ Dann könnten Interessierte, die einen sogenannten Sachkundenachweis für die Haltung bestimmter Tiere ablegen müssen, auch die Auffangstation in Stemmerfeld als kompetenten Ansprechpartner finden – das wäre also Werbung für Beckers Dienstleistung. Das Land zahlt nicht, die Kommunen teilweise ebenfalls nicht oder nur für einen begrenzten Unterbringungszeitraum – wie also finanziert Becker seine Station? „Das funktioniert nur mit Spenden, Zuwendungen und aus der eigenen Tasche“, erklärt er. Außerdem wolle er ab Ende November jeweils samstags von 12 bis 17 Uhr die Auffangstation öffnen. Gegen ein geringes Eintrittsgeld könnten dann die Tiere besichtigt werden. Zudem können Interessierte Tierpatenschaften übernehmen, so Becker. Dem NLWKN war es trotz mehrfacher Nachfrage nicht möglich, bis Redaktionsschluss auf die Anschuldigungen zu reagieren. ______________________________________ Erklärungsversuche Reptilienstation: Landesbetrieb reagiert auf Vorwürfe Stemmerfeld/Hannover (r/sv). Von den finanziellen Problemen der Auffangstation für Reptilien und Gefahrtiere berichtete die Rundschau am Mittwoch. Die zuständige Artenschutzbehörde meldet sich nun auch zu Wort. Aufgrund technischer Probleme in der Zeitungsredaktion war die Stellungnahme des niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) verspätet eingegangen. Von dem Landesbetrieb heißt es: „In Niedersachsen sind bisher 22 Betreuungsstationen anerkannt, von denen aber nur ein Teil eine finanzielle Unterstützung erhält. Mit wenigen dieser anerkannten Stationen sind darüber hinaus Vereinbarungen über die Aufnahme von weiteren Tieren der besonders geschützten Arten (Exoten) abgeschlossen worden. Diese Sondervereinbarungen sind getroffen worden, um ein Verwaltungshandeln – Beschlagnahme und Einziehung illegaler Tiere – zu ermöglichen.“ Wer eine Förderung des NLWKN haben möchte, der müsse überwiegend heimische Arten aufnehmen, heißt es vom Landesbetrieb: „Diese Grundvoraussetzung erfüllt Herr Rene Beckers Einrichtung nicht.“ Zudem sei das Land bemüht, ein möglichst flächendeckendes Netz an Betreuungsstationen zu ermöglichen: „Im Umfeld des Landkreises Rotenburg gibt es bereits vier Betreuungsstationen: die Wildtierhilfe Lüneburger Heide in Soltau, die Greifvogelpflegestation in Langwedel, den Wildpark Lüneburger Heide in Nindorf und den Weltvogelpark Walsrode.“ Zudem heißt es vom NLWKN, er habe niemals Tiere bei Becker eingestellt. „Bei uns werden auch keine Listen über Sachkundigen aufgestellt oder geführt. Mit der Durchführung von Schulungsveranstaltungen wurde Herr Becker unseres Wissens von keiner Behörde beauftragt; dies erfolgt vielmehr in Eigeninitiative. Diese Fragestellung berührt nicht die Zuständigkeit des NLWKN.“

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