Vortrag zum Thema „Industrie 4.0 – Touch the future“ in Visselhövede

Nachholbedarf?

Auf der Veranstaltung "Industrie 4.0 u2013 Touch the future" gab es Technik von morgen zu bestaunen.
 ©Frank Kalff

Visselhövede (fk). So manche abgelegene Alm in den österreichischen Bergen ist besser ans digitale Datennetz angebunden, als Gewerbegebiete in Nordrhein-Westfalen. „Deutschland ist vom Grad der Vernetzung her digitales Entwicklungsland“, fand Tim Cole deutliche Worte. Der renommierte Internet-Publizist war einer der Referenten während einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, zu der der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW, Bremen, Oldenburg, Nordwesten) und Emkon, ein auf Verpackungsmaschinen spezialisiertes Unternehmen aus Kirchlinteln, gemeinsam nach Visselhövede eingeladen hatten.

Rund 130 Gäste aus dem gesamten norddeutschen Raum konnten Daniela Bessen, Repräsentatin des BVMW, und Andreas Dittrich, Emkon-Geschäftsführer, im Tagungshotel willkommen heißen. Unter dem Titel „Industrie 4.0 – Touch the future“ ging es um die Themen Mensch, Maschine und Arbeit. „Es soll heute unter anderem um Maschinen und um Arbeitsplätze der Zukunft gehen. Wir möchten Gelegenheit bieten, einmal differenziert über Technik nachzudenken. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen und dass Sie etwas von dem Wertvollsten, das Sie haben, mitgebracht haben: Ihre Zeit“, begrüßte Dittrich die Zuhörer. Und das Stichwort Zeit sollte für den einen oder anderen Gast im Verlauf der Veranstaltung dann auch eine völlig neue Bedeutung bekommen. Daniela Bessen: „Ich hoffe, dass Sie heute Abend mit viel Inspiration und auch dem einen oder anderen Fragezeichen nach Hause gehen.“ Und auch Fragezeichen erhielten durchaus im Laufe des Vortrags- und Diskussionsabends einen anderen Stellenwert. Dafür sorgte eingangs nicht zuletzt Tim Cole: „In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird sich entscheiden, wer zu den digitalen Gewinnern und wer zu den Verlierern gehören wird.“ Wobei digital nicht das alles entscheidende Stichwort sei, wenn man sich mit der vielschichtigen Materie einmal näher beschäftigen würde, so der Experte. Digitalisierung sei nur eine wichtige Säule bei der Debatte um Zukunft und Zukunftsfähigkeit von Volkswirtschaften und ihren Unternehmen. Beim Befassen mit weiteren Megatrends dürfe man auch die Vernetzung nicht außer Acht lassen. „Was hilft uns die beste digitale Technik, wenn ich am Ende alles wieder ausdrucken und im Umschlag in den Briefkasten stecken muss? Wir müssen die Vernetzung zu Ende führen und schauen, wo noch Brüche sind.“ Und hier kam der Publizist wieder gnadenlos auf die Rolle Deutschlands in Europa zu sprechen. Die Nation hinke hinterher und sei so ziemlich an letzter Stelle zu finden. Im Vergleich zu Österreich, wo Cole mit seiner Familie lebt, und „High Speed Datentechnik auf der Alm“ genieße, warte man in Deutschland immer noch auf die Telekom, und das meist vergeblich. Bei der dritten Säule, die man stets im Auge behalten müsse, wenn man in der Zukunft bestehen wolle, handele es sich um die Mobilität, die den beiden anderen „Flügel verleihe“. „Kein Kabel, nur Strom. Mehr braucht es nicht“, so Cole. Über technische Lösungen, die stellvertretend für die Zukunft stehen, an denen aber auch heute bei Emkon bereits gearbeitet wird, berichtete im Anschluss an Cole Björn Fichtler aus der Vertriebsabteilung des Kirchlintelner Familienunternehmens mit heute 130 Beschäftigten, das im Jahre 2000 mit dem Maschinenbau begonnen hat. Smartglass, Robotertechnik und für den Benutzer optimierte Arbeitsbedingungen waren nur einige Stichworte, mit denen Fichtler die Zuhörer in die Fabrikhalle von morgen entführte.

Den menschliche Faktor in dem ganzen Gefüge rückte Dr. Detlev Kühl von der Hochschule Bremen nachfolgend in den Fokus. Er präsentierte Einblicke in die Studie Arbeit 4.0 und zeigte auf, wie der Mensch heute und in Zukunft die Arbeitswelt betrachtet und was dies für Konsequenzen für Arbeitgeber mit sich bringt.

Ein nicht minder spannendes Thema hatte Jörg Peine-Paulsen vom niedersächsischen Verfassungsschutz im Gepäck: Spionage 4.0 – Automatisierung: Chance oder Bedrohung? Peine-Paulsen bat in diesem Zusammenhang um erhöhte Wachsamkeit, denn Prozesse würden durch das Etablieren bestimmter neuer Technologien wie immer intensiverer Vernetzung auch zunehmend transparenter. Das sorge auf der einen Seite für Vorteile und Zeitersparnis, auf der anderen könne es aber auch durchaus dazu verleiten, Informationen abzugreifen und in die falschen Kanäle zu leiten. Mit Berichten aus der Praxis sensibilisierte der Verfassungsschützer, die Risiken der Wirtschaftskriminalität richtig einzuschätzen und vielleicht in Teilen auch neu zu bewerten. Im Anschluss an den Vortragsteil war Gelegenheit, Fragen zu stellen und in einer Diskussionsrunde miteinander ins Gespräch zu kommen, wovon die Teilnehmer intensiven Gebrauch machten.

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