Kirchturmuhr läuft wieder / Elektrotechnik hält Einzug - VON JENS WIETERS

Goldene Zeiten

Endlich zeigt die Uhr des Visselhöveder Kirchturms wieder die richtige Zeit an.
 ©Wieters

Visselhövede – Endlich! Endlich wissen die Visselhöveder wieder, welches Stündlein ihnen geschlagen hat. Denn die Kirchturmuhr wird spätestens Donnerstag gegen Mittag wieder die korrekte Zeit anzeigen – und das dank digitaler Technik, nachdem das uralte mechanische Uhrwerk nicht mehr zu reparieren war. „Der Ausbau war jetzt kein Hexenwerk. Alte Stellstangen habe ich einfach abgeflext und die entsprechenden Hebel für die Zifferblätter werden nun elektrisch-mechanisch mit kleinen Stellmotoren angetrieben, die von der Bedieneinheit im Erdgeschoss des Turms angesteuert werden“, sagt Peter Wulff von der Herforder Firma HEW, die ausschließlich Uhren in Kirchtürmen und vergleichbaren Bauwerken repariert.

Bis Wulff aber Hand anlegen konnte, musste die Visselhöveder St.-Johannis-Kirchengemeinde dicke Bretter bohren, um die Umstellung auf moderne Technik zu realisieren, denn das Denkmalschutzamt aus Verden hatte zunächst nicht mitgespielt. „Aber nach langem Zögern haben die Verantwortlichen den Auftrag an die Firma endlich erteilt“, ist Hanne Meier-Zindler froh, dass es doch noch vor Weihnachten klappt mit der korrekten Uhrzeit in luftiger Höhe.

Dass die alten Zahnräder irgendwann mal nicht mehr richtig ineinandergreifen, war laut Meier-Zindler abzusehen: „Bereits 2019 hat uns das Unternehmen, das das Uhrwerk regelmäßig gewartet hat, mitgeteilt, dass sich die Mechanik so langsam abnutzen würde. Und im April war es schließlich soweit: Die Uhr blieb stehen. Sie war einfach kaputt.“

Seitdem haben die goldenen Zeiger immer auf 12 Uhr gestanden – egal ob früh am Morgen und spät am Nachmittag. Das mechanische Uhrwerk besteht laut Mitteilung des Uhrmacherverbands aus mehreren Räderwerken. Die Kirchturmuhren an den vier Seiten der Turmspitze würden über einen gemeinsamen Achsantrieb gesteuert. Von jedem Ziffernblatt führe eine waagerechte Achse zu einem zentralen Getriebe, sodass die vier Uhrzeitanzeigen synchron liefen. „Mechanische Uhrwerke sind langlebig, erfordern jedoch Wartung und Pflege“, heißt es. Und darum läuft der Antrieb im 222 Jahre alten Kirchturm nun auch elektrisch, wie fast überall üblich. Auch die Visselhöveder Kirchengemeinde wollte schon lange die Mechanik tauschen. Einen entsprechenden Antrag habe der Kirchenvorstand beim Kirchenkreis Rotenburg bereits vor drei Jahren gestellt und „auch eine positive Rückmeldung für die Finanzierung bekommen“, wie Meier-Zindler berichtet.

„Aber leider hat das Amt für Bau- und Kunstpflege dabei ein Wörtchen mitzureden“, so die Vorsitzende zähneknirschend. Da es ein „sakrales Bauwerk“ sei, müsse die Verdener Behörde immer über alle Veränderungen informiert werden. Und nicht nur das: „Wir brauchten auch eine Genehmigung. Und die gab es lange Zeit nicht, da das Amt auf dem Standpunkt beharrt hatte, dass es ein mechanisches Uhrwerk sein müsse, um den Charakter des Turms zu erhalten.“ Erst jetzt nach fast drei Jahren vergeblichen Wartens auf eine Stellungnahme und einigen personellen Veränderungen in der Behörde, habe ihr der zuständige Sachbearbeiter versprochen, dass „er ein Angebot für die Elektrifizierung des Uhrwerks einholen werde“, so Meier-Zindler. Das eingereichte Angebot der HEW war der Behörde offenbar gut genug, sodass sie endlich grünes Licht für den Tausch gegeben hatte.

Die Kosten in Höhe von 6800 Euro übernimmt zum größten Teil der Kirchenkreis (4 400), der Rest bleibt aber bei der Visselhöveder Kirchengemeinde hängen. „Aber wichtig ist, dass wir alle wieder auf einen Blick sehen können, wie spät es ist“, so Meier-Zindler.

Wenn Peter Wulff heute die Arbeit an der Uhr beendet, hat er aber noch nicht Feierabend. „Wenn ich schon mal dabei bin, dann werden auch die Glocken und der Antrieb und die Aufhängung gewartet.“ Denn die Lager der tonnenschweren Glocken müssen geschmiert und und die Klöppel und die Aufhängung kontrolliert werden. „Das gehört zur jährlichen Wartung“, so Wulff. Er stellt auch eine mechanische Verbindung von der Uhr zu den Glocken her, sodass die kleinere Glocke im Viertelstundentakt läutet, während die größeren zur halben und vollen Stunde einen angenehmen Ton von sich geben.

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