BH-Fachfrau Bea Kietzmann zu Gast bei den Visselhöveder Landfrauen

Körbchengrößen und Männerträume

Zwei Arme voller Oberteile: "Der BH ist oft das Erste, was Frauen morgens anziehen, und das Letzte, was sie abends ausziehen", sagt Bea Kietzmann. Foto: Sie Dessous
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VON JENS WIETERS

Wittorf – Besser einen schwarzen Hauch von nichts für den Abend, von dem man ja noch nicht weiß, wie und mit wem er vielleicht endet? Oder doch lieber die etwas stabilere, fleischfarbene Variante, die jede Treppenstufe im Acht-Stunden-Job bestens abfängt? Frauen stehen jeden Morgen vor dem Problem, was sie „obenrum“ drunter tragen. Und rund 80 Prozent von ihnen vertrauen auf den BH, der 2014 genau 100 Jahre alt geworden ist, nachdem er von der 19-jährigen Mary Phelps Jacob erfunden worden war. Die New Yorkerin hatte einfach aus zwei seidenen Taschentüchern und rosa Bändern ihren ersten Büstenhalter geknüpft, den sie zum Patent angemeldet hatte.

Und davon profitiert Bea Kietzmann immer noch – und mit ihr der Visselhöveder Landfrauenverein, bei dem die Inhaberin eines Dessousgeschäfts in Buxtehude am Samstag, 21. Januar, ab 9 Uhr während der Landfrauenfrühstücksversammlung einen Vortrag hält. Und bei dem steht der BH mit all seinen Eigenschaften und Körbchengrößen im Mittelpunkt.

„Denn es geht nicht nur um die Optik und darum, dass ihn auch die Männer schön finden könnten“, sagt Bea Kietzmanne (61), die ihr Wäschehaus seit mehr als 20 Jahren betreibt, „und seit dem 100. BH-Geburtstag mit meinen Vorträgen durch die Lande tingele.“

Es gehe auch und vor allem um die Gesundheit der Frauen, denn „große Brüste sind zwar immer ein Blickfang und fallen nicht nur Männern mehr auf, wenn eine Frau mit einem hübschen Dekolleté damit herumspaziert, aber die meisten Frauen haben gesundheitlich oft unter dem teilweise üppigen Gewicht zu leiden“, informiert die Fachfrau, die erst spät zu ihrer beruflichen Leidenschaft als Dessousverkäuferin gefunden hatte.

Und mit einem Vorurteil räumt sie in diesem Zusammenhang durch ihre langjährige Berufspraxis auch auf: „Denn sehr viele Männer stehen gar nicht auf große Brüste.“

Auf den Weg nach Wittorf hat sie nicht nur etliche Anschauungs- und Fühlobjekte mit im Gepäck, sondern sie wird auch von zwei Models begleitet. „Die eine etwas kräftiger, die andere eher schmal. Beide werden verschiedene Modelle aus unterschiedlichen Materialien tragen und präsentieren.“

Neben der Geschichte des BH geht Kietzmann unter anderem auf Materialkunde, Schnittform und Wertigkeit, aber auch auf Herstellungsformen und vieles mehr ein. „Ein bis drei Stunden kann ich mühelos über den BH berichten. Und er ist es auch wert, denn schließlich ist er das Erste, was wir morgens anziehen, und das Letzte, was wir abends wieder ausziehen“, so die Dozentin lachend.

Ihr gehe es während der Informationsveranstaltung auch darum, den Normalfrauen weitab von Modelmaßen ein Stück weit mehr Selbstbewusstsein zu vermitteln. Und das klappe unter anderem mit dem richtigen BH fast immer. „Vielleicht auch mal was mit einer Gel-Einlage, das ja überhaupt nicht schlimm ist. Wenn der BH gut sitzt, verändert das die Haltung. Da geht man aufrecht – und das macht nebenbei sogar noch schlank“, hatte Kietzmann mal dem Frauenmagazin Brigitte im Interview verraten.

Einen Tipp für stärker gebaute Frauen gibt Kietzmann schon vorab: „Frauen mit üppigem Bauch machen häufig den Fehler, dass sie denken, der Busen müsse nicht auch noch rausstehen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Busen muss nach oben, um vom Bauch abzulenken.“

Und welche Farbe wird im Geschäft meistens nachgefragt? „Die norddeutschen Frauen sind da relativ prüde, sie suchen oft was Schlichtes, weiß oder cremefarben. Kommen sie eher mehr aus dem Süden, mögen sie es farbenfroher und freuen sich über raffinierte Details. In Italien oder Frankreich muss der BH nicht so gut sitzen, Hauptsache, er ist superschick. Und, ganz klar: Rote Spitze ist immer noch der Renner!“

Auch die hat sie dabei, wenn sie viermal pro Jahr bei Vortragsveranstaltungen in Norddeutschland unterwegs ist. „Es ist schon ein bisschen verrückt, wie sich das im Laufe der Jahre herumgesprochen hat. Wir hätten auch Termine machen können mit einer vierstündigen Anreise bis in den Südharz, aber das ist uns zu viel. Wir leben ja nicht davon.“

Neben den erotischen Modellen zeigt Bea Kietzmann aber auch medizinische Exemplare für Frauen, die es gesundheitlich nicht so gut getroffen hat. „Denn auf diesem Sektor hat sich in den vergangenen Jahren eine ganze Menge getan“, betont die ausgebildete medizinisch-technische Assistentin, die die meisten ihrer Kundinnen in zwei Lager einteilen kann: „Die ohne Kinder sowie die, deren Kinder fast schon erwachsen sind und die jetzt wieder an sich denken. Und dann noch die jungen Mütter mit Kindern. Die vernachlässigen sich eher, so mein Eindruck.“

In Wittorf würden alle Besucherinnen den Vortrag sicher mit einem Fundus von viel mehr Wissen über die beste Freundin der meisten Frauen verlassen. Denn genau so betrachtet Kietzmann nach wie vor den BH: „Er unterstützt uns, hilft uns und lässt uns nicht hängen.“

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