Über die Besonderheiten von Stillgewässern - Von Christiane Looks

Stille Wasser sind tief

Beim Laubfrosch-Biotop in der Everser Feldmark gibt es eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt.
 ©Joachim Looks

Eversen. Der Spaziergang mit der Schulfreundin und ihrer Familie war etwas beschwerlich, denn der Waldweg in der Nähe ihres Wohnortes wies tiefe Furchen und scheinbar grundlose Pfützen auf. Unserer Erwachsenengruppe tobten zwei begeisterte Kleinkinder voraus. Wir versuchten gerade abzuklären, wieso zu Stillgewässern nicht nur Seen, Weiher, Teiche und Tümpel, sondern auch Pfützen gezählt werden, als ein lautes „Nein! Das kommt nicht in Frage!“ erscholl. Zu spät! Mit lautem Jubel sprang der Nachwuchs in eine große, tiefe Pfütze. „Ich weiß nicht“, stellte unser Bekannter angesichts glücklicher, aber reichlich verdreckter Kinder fest, „wieso Pfützen Stillgewässer sind.“

Stillgewässer sind stehende Gewässer. Der Name verrät es schon: hier fließt nichts beziehungsweise kaum etwas. Es gibt verschiedene Kriterien, nach denen dieser besondere Gewässertyp unterteilt werden kann: Größe, Tiefe, Wasserführung, Entstehung.

Pfützen, jene nur zeitweise wasserführenden Kleinstgewässer, sind gar nicht so ärgerlich, wie manche denken. Wer „ordentliche“ Wege bevorzugt, zieht verständlicherweise angesichts ausgefahrener, pfützenreicher Wege häufig die Stirn in kritische Falten und erinnert Zuständige an Wegeunterhaltungspflichten. Mücken sind dagegen total begeistert von diesem Paradies! Sie bevorzugten für ihren Nachwuchs genau solche Entwicklungsräume, bei denen eine zeitweise Trockenheit die dauerhafte Besiedelung mit Fischen, hungrigen Gelbbrandkäfern oder räuberischen Libellenlarven verhindert, die Mückenlarven zum Verhängnis werden können.

Tümpel zählen zur Gruppe der Kleingewässer. Sie sind nicht tief, können aber durchaus eine beträchtliche Größe haben. Das ist ein Vorteil, weil sich bei geringer Tiefe und großer Oberfläche Luft und Wasser leichter durchmischen. So erhöht sich der Sauerstoffgehalt im Wasser – ein klarer Vorteil für Lebewesen, die solche Bedingungen wünschen. Aber auch Tümpel liegen zeitweise trocken. Deshalb halten sich dort Pflanzen und Tiere auf, die mit Temperaturabhängigkeit und schwankenden Wasserständen klar kommen oder Überlebensstrategien entwickelten.

Weiher sind zwar ebenfalls Flachgewässer, trocknen aber nicht aus. Wer sie entwässern wollte, müsste schon entsprechende Pumpen auffahren. Oft reicht Licht bis an den Grund und entsprechend entwickelt sich dann ein interessanter Pflanzenbestand: Mummeln (Nuphar luteum), auch gelbe Teichrose genannt, Wasserknöterich (Persicaria amphibia), Rohrkolben (Typha), Schilf (Phragmites australis), Rohrglanzglas (Phalaris arundinacea) – Garten-Teichfans bekommen glänzende Augen, wenn sie die Liste der Gewächse durchsehen, denen Weiher gewünschte Lebensbedingungen geben.

Teiche sind künstlich geschaffene Gewässer, die mit der Zeit naturnahe Strukturen entwickeln können. Ein ehemaliger Badeteich in einem unserer Nachbarkreise, liebevoll von Dorfbewohnern an geeigneter Stelle für die Jüngsten im Dorf angelegt, wird heute schon lange nicht mehr zum Baden genutzt. Er entwickelte sich in mittlerweile geeigneter Umgebung zur Eisvogelkinderstube. Niemand, der damals bei der Anlage des Badeteiches an jauchzende Kinder dachte, hätte sich vorstellen können, dass statt des menschlichen Nachwuchses Eisvogelkinder das Bad nutzen würden.

Seen sind Multitalente unter Stillgewässern: sie verfügen über Tiefen von mehr als zwei Metern, können Flachwasserzonen mit schwankendem Wasserstand haben oder sandige Ufer, die an erlaubten Badestellen kleine Besucher zum „Kuchenbacken“ mit entsprechenden Förmchen einladen. Manchmal gibt es Bootsstege, oft aber gar nichts, außer stiller Natur am Stillgewässer.

Tipp: In der Everser Feldmark wurde dicht am Everser Bach ein flaches Gewässer als Stillgewässer für eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt angelegt. Wer von der Dorfmitte aus Richtung Naturschutzgebiet Wolfsgrund fährt und weiter der befestigten Straße bis zu einer scharfen Rechtskurve folgt, findet dort eine sogenannte Mittendrinbank. Sie ermöglicht auch Rollstuhlnutzern dieses für Rollis geeigneten Rundwegs eine Mittendrinpause. Bei der Bank gibt es einen Hinweis zu einem Laubfroschbiotop. Diesem, leider nicht rollstuhlgerechten Weg folgen. Er verlässt bei einer Infotafel den bisher benutzten Zuweg zum Biotop nach links entlang einer Hecke und führt über einen Pfad zum Stillgewässer Laubfroschbiotop mit einer weiteren Infotafel sowie einer idyllischen Sitzgelegenheit.

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