Stuckenborstel kämpft mit einem Krähenproblem - Von Andreas Schultz

Die Vögel

Eine wachsende Zahl Krähen nistet im Süden Stuckenborstels. Aus Sicht der Anwohner wird das zunehmend zum Problem. Foto: Dennis Bartz
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Stuckenborstel. „Kra, kra, kra“, tönt es aus dem Inselweg. Weitläufig sind die vielstimmigen Laute der Stuckenborsteler Krähen zu hören. Unzählige Nester hängen in den hohen Eichen, die in der Straße im Süden des kleinen Ortes stehen. Eine Kolonie hat sich dort niedergelassen, sie wächst Jahr für Jahr – und bringt aus Sicht der Bewohner Probleme mit sich.

Zu den ungünstigsten Zeiten laut, zu viel Kot auf Wegen und Autos: Das ist die Zusammenfassung dessen, was eine wachsende Zahl Anwohner plagt. In ihren Augen mildert die Zeit das Problem nicht – im Gegenteil. „Das hat sich im Laufe der Jahre hochpotenziert. Erst waren wir bei 30, später bei 70, jetzt wohl bei 120 Nestern“, schätzte Siegfried Gässler bereits im vergangenen Jahr. Als Mitglied im Gemeinderat klagen ihm jetzt nach wie vor zahlreiche betroffene Bürger ihr Leid mit dem schwarzen Federvieh.

Und die Klagen häufen sich: Die Krähen erschließen mit ihrer Siedlung nach und nach den Ort. Damit wird der Spaziergang unter Stuckenborsteler Eichen zum Spießroutenlauf. Aus Sicht des Jägers Gässler wird die wachsende Population auch für andere Tiere zum Problem, da diese bedroht werden. Hasen zum Beispiel, und Vögel wie der Eichelhäher.

Und bei den Menschen sind nicht nur die Erwachsenen betroffen, nicht nur Autofahrer und Waldspaziergänger. „Das Problem ist wochenlang sehr massiv; der ganze Weg und auch der Spielplatz sind regelrecht vollgekackt“, sagt ein Anwohner. „Könnt ihr nicht mal ein paar Tiere abschießen?“, ist daher eine Frage, die Gässler nicht selten von genervten Bürgern hört – und stets verneint. Im Gegensatz zu den Lauten der Tiere scheinen die Beschwerden der Anwohner nicht weitreichend Gehör zu finden. Das Thema ist am Stuckenborsteler Kaffeetisch und im Dialog am Gartenzaun fast immer präsent – anders sieht es wenige Kilometer weiter aus, im Kernort der Gemeinde Sottrum.

Holger Bahrenburg weiß jedenfalls von nichts. Der Gemeindedirektor erklärt auf Nachfrage, im Rathaus sei die „Krähenplage“ nicht bekannt – zumindest sei bei ihm noch keine Beschwerde angekommen. Er verweist auf das Amt für Naturschutz und Landschaftspflege im Landkreis Rotenburg. Und auch da sind zum Zeitpunkt der Rundschau-Anfrage weder das Problem der Anwohner, noch die Saatkrähenkolonie ein Begriff, wie Gerd Hachmöller von der Kreisverwaltung mitteilt. Eine schnelle Lösung hat die Behörde nicht parat. Sie betont, dass alle europäischen Vogelarten zu den besonders geschützten Arten gehören – also auch die Saatkrähen. Gemäß Bundesnaturschutzgesetz (Paragraf 44, Absatz 1) ist es verboten, diesen „wild lebenden Tieren nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten.“ Der Abschuss einzelner Tiere, wie einige Anwohner ihn hinter hervorgehaltener Hand diskutieren, „ist rechtlich nicht zulässig. Saatkrähen unterliegen nicht dem Jagdrecht, sondern dem Naturschutzrecht“, erläutert Hachmöller.

Und nun? „Alle sind machtlos, es gibt keine Lösung“, meint Gässler und zeigt sich resigniert. Die Ausbreitung der Tiere könne wohl nicht rückgängig gemacht werden, meint er. Der Landkreis rät, sich vorerst mit den Krähen zu arrangieren. Ähnlich sieht es die Kreisnaturschutzbeauftrage Christiane Looks. Sich mit den Tieren zu arrangieren macht in ihren Augen mehr Sinn als ihre Vergrämung. „Eine wirkungsvolle, dauerhafte Vertreibung funktioniert nicht, es sei denn, weit und breit würden alle zum Nisten in Frage kommenden Bäume gefällt“, sagt sie. „Wer will das?“.

Darüber hinaus erfodert die Vertreibung die Genehmigung der zuständigen Behörde. Der Landkreis schließt diese Möglichkeit nicht aus. „Gegebenenfalls kann nach Ende der Brut- und Setzzeit über Vergrämungsmaßnahmen nachgedacht werden“, erklärt Hachmöller. Aber selbst im Falle einer Genehmigung gebe es keine Garantie für einen Erfolg: Es bestehe die Gefahr, dass sich das Problem nur in einen anderen Bereich des Ortes verlagert, „da zu vermuten ist, dass die Krähen sich anderweitig niederlassen“, so Hachmöller.

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