Sie sind Zeugen einer großen Vergangenheit: Rieseneichen - Von Christiane Looks

Mit sechs Metern Kreisklasse

Diese Hofeiche in Bevern ist ein gesetzlich geschütztes Naturdenkmal. Foto: Joachim Looks
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Bevern. Mitte der 60er-Jahre durfte ich als Teenager drei Sommer lang während der großen Ferien an Zeltlagern des Kreissportvereins in Skandinavien teilnehmen. Sie sind mir unvergesslich geblieben mit Selbstversorgung, Lagerromantik und Mücken in nordisch-herber Landschaft.

Skandinavien-Freizeiten für Jugendliche kamen in jenen Jahren in Mode, und als ich meinen späteren Ehemann kennenlernte, überraschte es wenig, dass auch er etwa zeitgleich Teilnehmer an zwei Sommer-Jugendreisen nach Norwegen gewesen war. Auch ihn hatte die besondere Stimmung in den hellen Nächten des Nordens so beeindruckt, dass es uns Anfang der 70er-Jahre immer wieder in das damals touristisch noch nicht so wie heute erschlossene Skandinavien zog.

Interessante Tipps für Rundfahrten fanden sich in entsprechender Fachliteratur. Auf diese Weise lernten wir einen der ältesten schwedischen Nationalparks kennen. Der bereits 1927 eingerichtete und 1994 erweiterte Norra Kvill in Südschweden wartet mit einem ganz besonderem Baumdenkmal auf, einer tausendjährigen Stieleiche, genannt Rumskullaeken oder Kvilleken. Sie gilt mit ihrem in Brusthöhe gemessenen Umfang von etwas unter 15 Metern als eine der dicksten Eichen Europas.

Mächtige, ja geradezu monumentale Eichen faszinieren. Turbosportler in Bezug auf Wachstum sind Eichen nicht, entwickeln aber ein begehrtes, hartes Holz, das vielseitig eingesetzt werden kann und lange hält. 300 bis 400 Jahre erreichen viele Eichen ohne größere Probleme, wenn sie stehen gelassen werden. Ihre tiefen Pfahlwurzeln dringen bis in Grundwassernähe vor, was den Ruf eines standfesten Baumes förderte. Härte und Standfestigkeit, interpretiert als Kraft sowie Unbeugsamkeit, trugen wesentlich zu der Verehrung bei, die Eichen entgegen gebracht wurde. Ihre mythologische Fähigkeit, angeblich Blitze anzuziehen, machte sie zu heiligen Bäumen. Sie wurden Göttern geweiht. Wer sich an ihnen vergriff, dem drohte Unheil.

Besonders respektvoll wurde jenen Exemplaren als Symbol einer scheinbaren Ewigkeit begegnet, die sich als riesige Eichen zu wahren Baumpersönlichkeiten entwickeln konnten. Im 19. Jahrhundert zählten dazu Bäume, die mindestens zehn Meter Umfang und eine Höhe von über 35 Metern erreichten, natürlich mit dem entsprechenden, Ehrfurcht gebietenden Alter.

Je nach Messverfahren schwanken die Angaben, weil ein Beginn der für die Messungen üblichen Brusthöhe von 1,30 Meter höhenmäßig historisch nicht standardisiert festgelegt wurde. Gilt Brusthöhe nun vom Boden unter Einbezug von dem dicken Bereich der sogenannten Wurzelanläufe aus, oder von der Taille des Baumes unter dem ersten starken Ast oder tiefsten Astloch?

Was geschieht bei schräg stehenden Bäumen? Die Schräge ignorieren? Oder gnädig an ihr entlang messen? Heute wird ab dem vermuteten Keimpunkt eines Baumes gemessen. Damit könnte es zukünftig Sicherheit geben, wo denn der dickste Eichenbaum steht. Aktuell wird als solcher in Deutschland einer aus der Gruppe der mächtigen Ivenacker Eichen in Mecklenburg-Vorpommern mit 11,52 Metern Stammumfang angesehen.

Und Niedersachsen? Beschreibungen aus vergangenen Jahrhunderten sprechen von zahlreichen Exemplaren mit über zehn Metern Umfang: Champions League! Das war aber einmal. Über neun Meter Stammumfang kommt heute keine niedersächsische Eiche mehr. Der Hasbruch im Landkreis Oldenburg, einst Niedersachsen Rieseneichenschatzkammer mit über einhundert Champions League-Eichen, kann heute mit der Friederikeneiche nur noch ein Exemplar mit 7,88 Metern Stammumfang als niedersächsischen Champion aufweisen. Champion des Landkreises Rotenburg ist eine rund 500 Jahre alten Hofeiche mitten in Bevern an dem Abzweig der Hesedorfer Straße von der B 71. Der Baum ist 19 Meter hoch und hat einen Umfang von knapp sechs Metern, das entspricht der Kreisliga im deutlich geschrumpften Club deutscher Rieseneichen. Sehenswert ist die Beverner Hofeiche aber allemal!

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